Besonders intelligente Taktik bringt bei bestimmten Typen von Online-Auktionen nicht mehr Erfolg als ein Mitsteigern auf gut Glück. Das zeigen Forscher der Northwestern University http://northwestern.edu in der Zeitschrift „PLoS ONE“. Sie untersuchten, welche Strategie bei einer neuen Online-Versteigerungsvariante – jener des niedrigsten Einzelgebotes – zum Zuschlag führt. Das Ergebnis: Alle Versteigerungsteilnehmer setzen intuitiv auf die richtige Strategie, wodurch die Auktion erst recht wieder zum Glücksspiel wird. Ähnliche Prinzipien gelten laut den Forschern auch auf der Börse oder am Immobilienmarkt.
Umgekehrte Auktion
Die niedrigste Einzelgebot-Auktion ist eine noch wenig verbreitete Variante der Rückwärts-Versteigerung, bei der meist sehr wertvolle Objekte wie Hightech-Markengeräte oder Fahrzeuge um einen Cent ausgerufen werden. Den Zuschlag bekommt derjenige mit dem niedrigsten Gebot zu Auktionsende, das außer ihm niemand geboten hat. Obwohl der Versteigerungswert oft bloß im Cent- oder einstelligen Eurobereich liegt, lukrieren die Auktionäre fette Gewinne: Schließlich kostet jedes Gebot einen Euro und manche Mitbieter steigern hunderte Male mit – meist vergebens.
Nun ermittelten die Forscher durch die Analyse von 600 Online-Auktionen in Australien und Europa mit insgesamt 200.000 Geboten, welche Strategie die 10.000 Mitbieter verwendeten und welche zum Erfolg führte. Die beste Taktik, so das Ergebnis, ist das stoßweise Mitsteigern: Man bietet etwa acht Cent und alle umliegenden Beträge wie etwa sechs, sieben, neun und zehn Cent, macht dann einen Sprung etwa zu 47 Cent und dessen Umfeld. „Diese gemischte Strategie von kleinen und großen Schritten findet man auch in der Natur: Albatrosse suchen ihr Futter intensiv in kleinen Meeresgebieten, ehe sie weit in entfernte Gebiete fliegen und dort weitersuchen“, erklärt Studienleiter Luis Amaral.
Strategie bei allen gleich
Die Sache hat jedoch einen Haken. „Alle untersuchten Bieter verfolgen dieselbe Taktik und vergessen, dass die anderen dasselbe tun. Somit schwindet der strategische Vorteil, und nur noch das Glück entscheidet“, berichtet der Experte. Zum Verhängnis wird den Mitbietern bei der untersuchten Methode, dass sie ihren Einsatz übermäßig optimistisch beurteilen, irrational lange bei einer Auktion verharren und in Folge zu viel bieten. „Den Einzelnen rettet meist nur die Erkenntnis, dass diese Taktik gegen ihn gerichtet ist – erst so gelingt ein Aussteigen“, betont Amaral.
Link zur Studie unter http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0029910
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Auktionshammer: Bieter überschätzen sich oft (Foto: pixelio.de/Wengert)