Spital in Kenia: Ein Todesfall pro Tag wäre vermeidbar (Foto: Flickr/DFID)

Entwicklungsländer: Viele Klinik-Tode vermeidbar – Hauptursache Performance des Personals, nicht fehlende Ausstattung

Die schlechte Pflege in Krankenhäusern von Entwicklungsländern stellt ein Risiko für das Leben von zahlreichen Patienten dar. Zu diesem Ergebnis ist eine internationale Studie gekommen, für die 26 Krankenhäuser in acht Ländern des Mittleren Ostens und Afrika untersucht wurden. Mehr als ein Todesfall pro Tag war in allen diesen Krankenhäusern auf vermeidbare Unfälle und eine schlechte medizinische Behandlung zurückzuführen. Viele Todesfälle wurden durch die schlechte Ausbildung des Personals und mangelnde Supervision und nicht durch einen Mangel an Ressourcen verursacht. Details der Studie wurden im The British Medical Journal http://www.bmj.com veröffentlicht.Spital in Kenia: Ein Todesfall pro Tag wäre vermeidbar (Foto: Flickr/DFID)

Unfälle und schlechte Behandlung

 

Das Team um Ross Wilson von der New York City Health and Hospitals Corporation http://www.nyc.gov/html/hhc analysierte die Krankenakten von mehr als 15.000 Patienten. Die untersuchten Krankenhäuser befanden sich in Ägypten, Jordanien, Kenia, Marokko, Südafrika, Tunesien und dem Jemen. 8,2 Prozent der Patienten waren von widrigen Ereignissen betroffen. Dazu gehörten unbeabsichtigte Verletzungen, die zu einer dauernden Behinderung oder zum Tod führten. In manchen Krankenhäusern war die Situation noch deutlich ernster. Fast einer von fünf Patienten erlitt einen Unfall oder wurde schlecht behandelt.

Die Forscher räumen ein, dass es auch in der entwickelten Welt in Krankenhäusern zu ernsten Zwischenfällen kommt. Sie betonen aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit, an den Folgen zu sterben, in den Entwicklungsländern deutlich höher ist. Laut Wilson sind dafür ganz entscheidend die schlechte Betreuung und die schlechte Performance des Personals verantwortlich und nicht ein Mangel an Ausstattung oder Mitarbeitern. „In den meisten Fällen wird die Diagnose noch gestellt, die entsprechende Behandlung fehlt jedoch.“

Fehler in Struktur statt bei Ärzten selbst

Itziar Larizgoitia, Koordinatorin der Arbeitsgruppe für Patientensicherheit bei der Weltgesundheitsorganisation, http://www.who.int betonte gegenüber der BBC, dass die Pflege in Krankenhäusern ein weltweites Anliegen sei. Es sei jedoch wichtig, nicht die Ärzte und das Pflegepersonal verantwortlich zu machen. Der entstandene Schaden werde vielfach durch das Versagen von internen Prozessen und schwache Systeme hervorgerufen. „Häufig werden in den Entwicklungsländern Ärzte und Pfleger nicht ausreichend ausgebildet und erhalten keine adäquate Supervision. Ihnen fehlen Protokolle, denen sie folgen können, sowie die Möglichkeiten, Patientendaten aufzuzeichnen. In manchen Fällen fehlt ihnen sogar fließendes Wasser um sich die Hände zu waschen.“

Laut Wilson spielen bei ernsten Zwischenfällen auch die Ausbildung, das Alter der Patienten und die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus eine Rolle. „Je älter ein Mensch ist, desto höher ist das Risiko und desto höher ist auch das Risiko von erheblichen Auswirkungen wie dauerhafte Behinderung oder Tod.“ Das Gleiche gilt auch für die anderen genannten Faktoren. Die Wissenschaftler sind besorgt, dass die Anzahl der aufgezeichneten Zwischenfälle das wirkliche Ausmaß des Problems nicht widerspiegeln könnten.

Todesursache Nummer fünf

Die Experten weisen darauf hin, dass die Sterbezahlen bei widrigen Ereignissen – rund ein Todesfall bei drei Zwischenfällen – viel höher liege als in den bisher veröffentlichten Studien. „Die eintretenden Ereignisse sind häufig auch schwerwiegender. Wir können aber nicht feststellen, ob das daran liegt, dass sie nicht früher entdeckt und behandelt wurden oder ob die Patienten in einem gewissen Sinn anfälliger sind.“ Die Wissenschaftler berichten, dass in mindestens einem der acht untersuchten Länder widrige Ereignisse die fünfthäufigste Todesursache nach Erkrankungen der Lunge, des Verdauungssystems sowie bei Infektionskrankheiten und Krebs sind.

Aussender: pressetext.redaktion Ansprechpartner: Michaela Monschein
Website: www.pressetext.com
Spital in Kenia: Ein Todesfall pro Tag wäre vermeidbar (Foto: Flickr/DFID)