China sorgt sich um die Zunahme ausländischer Einflüsse auf nationaler und internationaler Ebene. Peking hat jetzt gleich mehrere Maßnahmen ergriffen, um den offiziellen Ansichten der kommunistischen Führung mehr Einfluss zu verschaffen. Ausländische Sendungen etwa werden künftig noch weniger Sendezeit im chinesischen Fernsehen erhalten. Gleichzeitig hat das staatliche Fernsehen eine Dependenz in den USA eröffnet, um eine chinesische Perspektive auch international einbringen zu können. Im Fall von US-Basketball Phänomen Jeremy Lin, der Wurzeln in Taiwan hat und zudem bekennender Christ ist, sitzen die chinesischen Medien offenbar in einer Zwickmühle.
Neue Taktik
„Die chinesische Führung hat eingesehen, dass die Kontrolle der Information mit harter Hand nicht das gewünschte Ergebnis bringt. Informations-Blackouts in den offiziellen Medien haben eher dazu geführt, dass sogenannte Dissidenten im Internet die Meinungsführerschaft übernommen haben. Jetzt versuchen sie, die Information eher in die gewünschte Richtung zu kanalisieren“, sagt Benjamin Ismaïl von Reporter ohne Grenzen http://www.rsf.org gegenüber pressetext. Peking hat neue Gesetze erlassen, die den Erhalt dieser „Soft Power“ innerhalb des Landes gewährleisten sollen, berichtet die Financial Times. Künftig dürfen in der Prime-Time zwischen 19 und 22 Uhr keine im Ausland produzierten Sendungen mehr gezeigt werden.
Pro Tag dürfen chinesische Sender künftig nur noch maximal 25 Prozent ihrer Sendezeit mit auswärtigen Sendungen befüllen, wie der Guardian schreibt. „Es wurden schon früher ähnliche Regelungen erlassen. Die erneute Verschärfung zeigt, dass die chinesische Regierung die Inhalte kontrollieren will. Auch ausländische Dokumentationen und Nachrichtenformate werden so beschränkt. Die Regierung hat Angst vor den Folgen ausländischer Programme“, erklärt Ismaïl. Gleichzeitig will die chinesische Führung die zuhause erprobten Methoden anwenden, um ihr Image international aufzubessern und einen Gegenpunkt zu anderen internationalen Nachrichtennetzwerken zu setzen.
CCTV in Washington
Das chinesische Staatsfernsehen CCTV http://english.cntv.cn hat eine Filiale in Washington D.C. eröffnet. Damit werden erstmals außerhalb von China produzierte Inhalte auf CCTV gesendet. Das Washington-Büro beschäftigt mehr als 60 internationale Angestellte. Längerfrristig soll nach dem Vorbild von Al Jazeera ein internationales Netzwerk entstehen. „China betreibt enormen Aufwand, seine Sicht der Dinge zu verbreiten. Auch die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua expandiert seit Jahren. Die Integration chinesischer Unternehmen in die internationale Mediensphäre könnte längerfristig positiven Einfluss auf die nationalen Medien im Reich der Mitte haben“, sagt Ismaïl.
Auch die wirtschaftlichen Begehrlichkeiten internationaler chinesischen Medienkonzerne könnten laut dem Experten den Einfluss des Staates auf die Berichterstattung mit der Zeit mildern. „Isolation, wie etwa im Iran, hat das nationale Mediensystem eher bestärkt. Angestellte chinesischer Medienunternehmen im Westen würden von der Meinungs- und Redefreiheit beeinflusst“, so Ismaïl. Ob diese Tendenzen stärker sind als der politische Wille der Regierung, die Kontrolle zu behalten, weiß auch der Fachmann nicht zu sagen.
Verwirrte Zensur
Manchmal wissen selbst die staatlichen Medien in China nicht, wie sie mit einer Meldung umgehen sollen. Jeremy Lin ist innerhalb einer Woche zum Basketball-Superstar geworden. In den USA und in China beherrscht der NBA-Sportler das Internet. Die chinesischen Medien verhalten sich hingegen ruhig ob der Chance einen neuen patriotischen Star zu erschaffen. Das Problem scheint weniger die taiwanesische Herkunft des Basketballers zu sein, als sein offen zur Schau getragener Glaube an den Gott der Christen. Bisher wurden keine Spiele des Lin-Teams New York Kmicks in China übertragen. Kommentare, die den Glauben des Sportlers lobten, wurden in Chinas einfach editiert. „Religion ist ein sehr sensibles Thema für die Führung Chinas. Es ist mit Minderheiten und Aufständen verknüpft“, so Ismaïl.
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Metropole: positives China-Bild soll verbreitet werden (Foto: pixelio.de, Hanke)