Durch den Börsengang von Facebook ist eine neue Diskussion um den Wert von Nutzerdaten entbrannt. Im Netz kursieren die wildesten Schätzungen, wie viel ein User für das soziale Netzwerk wert ist. Von einigen Cent bis weit über 100 Euro reichen die Spekulationen. In den USA wollen Start-ups, die User materiell von ihren Daten profitieren lassen wollen, diesen Rückenwind ausnutzen.
„Grundsätzlich können Menschen mit ihren Daten machen, was sie wollen, solange sie auch wissen was sie tun. Die Idee, Daten an die Werbeindustrie zu verkaufen, gibt es seit 15 Jahren. Alle Ansätze sind schnell wieder verschwunden. Ich glaube nicht, dass das Konzept funktioniert“, sagt Hans Zeger von der ARGE Daten http://www.argedaten.at gegenüber pressetext.
Kein Vertrauen in die Nutzer
Firmen wie Personal http://www.personal.com oder Singly http://singly.com sollen Usern absolute Kontrolle über ihre Daten geben. Bei Personal zum Beispiel können verschiedene Daten-Safes mit Informationen befüllt werden, vom Geburtsdatum über Kreditkarteninformationen bis zu persönlichen Vorlieben. Für die verschiedenen Safes können Berechtigungen vergeben werden, die festlegen, wer Zugriff auf die jeweiligen Daten hat. Die Daten bleiben angeblich komplett in der Hand der User. Für Daten, die der Werbeindustrie zur Verfügung gestellt werden, soll es Gegenleistungen in Form von Geld oder Rabatten geben.
„Das Modell geht davon aus, dass die Werbeindustrie an bestimmten Nutzerdaten interessiert ist. Das stimmt so nicht. Die Werbeindustrie nimmt lediglich, was billig oder gratis zu haben ist“, so Zeger. Der Trend gehe insgesamt weg davon zu fragen, was User wollen. Die Industrie beobachte stattdessen, was Nutzer tun. Diese Daten seien auch belastbarer. „Je nach Situation und vermuteter Erwartungshaltung möchten Menschen sich in einem bestimmten Licht präsentieren“, sagt der Datenschützer.
Billige Daten
Einige US-Experten glauben trotzdem an den Erfolg des Modells, wie die New York Times berichtet. Sie erwarten in Kürze eine „Killer-Applikation“, die Unternehmen dazu motivieren wird, für Nutzerdaten zu bezahlen. „Geld für Daten wird es nie geben. Ein Standard-Datensatz hat einen Wert von ein paar Cent. Bei realistischen Annahmen über den Wert und die Verwendungshäufigkeit kann ein Nutzer damit vielleicht ein paar Cent Provision im Jahr verdienen“, so Zeger. Manche US-Start-ups wollen die Daten gar nicht monetarisieren, sondern glauben, dass personalisierte Services als Anreiz zum Teilen ausreichen. Das automatische Ausfüllen von Online-Formularen ist ein erstes Beispiel dafür.
Auch diesen Preis wird die Industrie aber nicht bezahlen, solange es kostenlose Alternativen gibt. „Wenn ich meine Daten verkaufen will, bin ich entweder als Werbekunde uninteressant oder werde über die Analyse meines Surfverhaltens eingeschätzt“, sagt Zeger. Auch ein Missbrauch mit erfundenen Daten oder gar Profilen ist schwierig zu verhindern. Aus einer Datenschutzperspektive ist die Lagerung sensibler Daten in der Wolke ebenfalls keine gute Idee. Trotz dieser Bedenken behauptet Personal bereits in Verhandlungen mit interessierten Unternehmen zu stehen.
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Tresor: Variante für Daten soll Geld bringen (Foto: pixelio.de, T. Wengert)