Die Urlaube der Deutschen werden immer kürzer und ihr Reiseziel liegt immer öfter in Deutschland. Das zeigt die Stiftung für Zukunftsfragen http://stiftungfuerzukunftsfragen.de mit ihrer jährlichen Tourismusanalyse, für die 4.000 Bundesbürger ab 14 Jahren nach dem Urlaub im Vorjahr sowie nach den künftigen Reiseabsichten befragt wurden. „Die Grundstimmung ist positiv und die Reiselust hält an. Für 2012 sind stabile bis leicht steigende Gästezahlen zu erwarten“, sagt Stiftungsleiter Ulrich Reinhardt im pressetext-Interview.
Zurück in die Heimat
Der Trend zum Urlaub im eigenen Land erinnert an frühere Zeiten. 1991 blieb jeder Zweite auf Reisen im Inland, 2001 war es bloß jeder Dritte. Doch die Kehrwende setzte ein: 2011 urlaubten 37 Prozent der Deutschen in Deutschland. „2012 könnten es sogar 40 Prozent sein. Wesentlicher Motor ist der Trend zum Kurzurlaub und die alternde Gesellschaft. Senioren bleiben lieber im Inland“, so Reinhardt. In der Regionenwertung hat Bayern die Ostseeküste als Topdestination abgelöst und ganze neun Prozent der Urlauber angelockt. Zweitreisen sind meist Städtetrips, oft nach Wien, London oder Rom, oder man besucht Bekannte.
Bei den Auslandsreisezielen hat Spanien seinen Vorsprung noch ausgebaut – 13 von 100 deutschen Reisenden kamen 2011 hierher, acht von 100 nach Italien, das die Türkei auf Platz drei verwiesen hat. In weiterer Reihung folgen Österreich (3,8 Prozent) und Kroatien (3,1 Prozent). Jeder Zehnte unternahm eine Fernreise. Dabei sind Fernostasien, Nordamerika, die Karibik und Mittelamerika immer beliebter, während die Skepsis der Touristen gegenüber Nordafrika angesichts der politischen Situation auch 2012 anhalten dürfte.
Zwölf Tage kosten 1.000 Euro
Die Urlaubslänge betrug im Vorjahr 12,4 Tage, was ein leichter Rückgang gegenüber 2010 (12,5 Tage), jedoch deutlich weniger als 2001 (14,4 Tage) ist. Erstmals übertraf der Anteil derer, die nur fünf bis 13 Tage unterwegs sind, jener der über zwei Wochen lange Reisenden, wobei Inlandsurlaube tendenziell kürzer sind. „Das Motto der meisten ist, mal kurz weg zu sein – Hauptsache, man verbringt die schönsten Tage im Jahr nicht auf Balkonien“, so Reinhardt.
Jeder Urlauber gab im Schnitt 1.012 Euro aus, 68 Euro mehr als 2010. Am tiefsten greift man in den USA mit 133 Euro pro Urlaubstag in die Tasche, gefolgt von Spanien (89 Euro), Österreich (86 Euro), der Türkei (84 Euro) und Italien (80 Euro). Günstiger als in Deutschland (73 Euro) kommt man in Griechenland (69 Euro), Kroatien (64 Euro) und Polen (56 Euro) weg, alle Kosten und Gebühren einberechnet. 11,3 Prozent wollen gleich mehrfach verreisen, ein Drittel weiß es noch nicht. Nur jeder Fünfte weiß schon sicher, dass 2012 keine Reise bevorsteht.
Urlaub für Familien Luxus
Während die Ausgaben der Urlauber steigen, verschiebt sich ihre Zusammensetzung. Kinderlose Paare, Jungsenioren und höhere Einkommensschichten sind besonders reiselustig, bei Familien gab es jedoch einen Rückgang. „Diese geben um 100 Euro pro Person weniger aus und nur noch 52 Prozent der Familien machen Urlaub – vor fünf Jahren waren es 66 Prozent. Urlaub wird für Familien zunehmend zum Luxus, den sich künftig nur noch jede zweite Familie leisten kann“, sagt Reinhardt.
Damit sich diese Entwicklung nicht noch weiter zuspitzt, ist laut dem Experten auf ein Umdenken der Branche zu hoffen. „Statt ständig das Angebot noch zu erweitern, sollten die Veranstalter und Hotelliers eine Reduzierung erwägen und auf einen Stern mehr verzichten. Dem Segment Familien ist es egal, wie viele Tennisplätze, Wurstsorten am Büffet oder Zusatz-Workshops eine Unterkunft bietet. Vielmehr geht es um Bezahlbarkeit, wobei die österreichische Initiative ‚Urlaub am Bauernhof‘ ein gutes Vorbild ist.“
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Idylle mit Kuh: "Kurz mal weg sein" immer beliebter (Foto: pixelio.de/Hermsdorf)