Der Frauen-Anteil in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) liegt bundesweit bei unter 20 Prozent. „Damit gehört Deutschland zu den Schlusslichtern in Europa“, sagt Eva Schlenker vom Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Hohenheim http://uni-hohenheim.de , im Gespräch mit pressetext. Woran das liegt, untersucht der Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie von Gerhard Wagenhals.
An Unis unterrepräsentiert
Das Dilemma beginnt dabei schon an den Universitäten: Gerade einmal sieben Prozent der höchst dotierten MINT-Professuren sind mit Frauen besetzt – damit spielt die Bundesrepublik in derselben Liga wie Litauen oder Slowenien. Der EU-Durchschnitt liegt bei 13 Prozent. Zu den Spitzenreitern gehören Ungarn, die Türkei und – mit stolzen 28 Prozent – Portugal. „Ein Problem hierbei ist auch der langwierige Weg zur Professur. Bis dahin gibt es nur befristete Verträge. Der Zeitpunkt zwischen der Entscheidung zur Familiengründung und der Hochschulverpflichtung überschneidet sich oftmals“, erklärt Schlenker.
Dabei klagt die deutsche Wirtschaft schon länger über Fachkräftemangel (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20120113003 ). In Zukunft wird der demografische Wandel die Lage weiter verschärfen. Schon heute sind vier von zehn Ingenieuren über 40 Jahre alt. Sie müssen also in einigen Jahren durch Jüngere ersetzt werden.
Brachliegendes Potenzial
In Deutschland sind zudem die traditionellen Rollenverteilungen noch immer allgegenwärtig. So arbeiten Frauen nach der Geburt eines Kindes weniger, Männer dagegen mehr. Im Haushalt ist es genau umgekehrt: „Junge Paare teilen sich die Hausarbeit gleichmäßig auf. Doch die Geburt des ersten Kindes macht die Gleichstellung zunichte. Waschen, kochen und putzen sind dann zu 90 Prozent wieder Frauensache“, so Schlenker.
Auch Frauen in MINT-Berufen bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. Fast ein Viertel aller weiblichen Ingenieure arbeitet nicht in ihrem Beruf. „Hier schlummert brachliegendes Potenzial. Unternehmen müssen diese Frauen zum Beispiel mit flexiblen Arbeitszeitmodellen ansprechen“, betont die Wissenschaftlerin abschließend.
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Technikerin: Frauen in MINT-Berufen unterrepräsentiert (Foto: pixelio.de/DBraun)