In der globalen Strom- und Gasindustrie verlagert sich der Schwerpunkt der M&A-Aktivitäten zunehmend von Europa nach Nordamerika, wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC http://pwc.de zeigt. Nachdem der alte Kontinent sechs Jahre lang bei Übernahmen, Fusionen und Beteiligungen in der Energiebranche führend war, sanken 2011 sowohl Anzahl als auch Gesamtvolumen der Deals deutlich.
Anstieg des M&A-Volumens
Etwas differenzierter sieht Vigen Nikogosian, Experte für Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) http://www.zew.de , die Situation in Europa: „Wir gehen eher davon aus, dass im Zuge der Integration auf dem europäischem Strommarkt zahlreiche Konsolidierungen stattfinden werden“, so der Experte im Gespräch mit pressetext. So hat unlängst in diesem Zusammenhang der EU-Energiekommissar Günther Oettinger eine Fusion der Energiekonzerne RWE und E.ON angeregt.
Im Jahr 2011 stieg das weltweite M&A-Volumen gegenüber 2010 um 16 Prozent auf 174,4 Mrd. Dollar. Allerdings ist der Zuwachs maßgeblich auf einen Megadeal zurückzuführen, nämlich die kurz vor Jahresschluss angekündigte Fusion der US-Gaskonzerne Kinder Morgan http://kindermorgan.com und El Paso http://elpaso.com im Finanzvolumen von 37,9 Mrd. Dollar. Die Zahl der Transaktionen mit veröffentlichtem Übernahmewert sank um 13 Prozent auf 583.
In der Strombranche fiel das M&A-Volumen um 15 Prozent auf 112,2 Mrd. Dollar, während das Übernahmevolumen in der Gasindustrie wegen Kinder Morgan/El Paso auf 62,3 Mrd. Dollar und damit mehr als das Dreifache des Vorjahreswertes zulegte. Wie bereits 2010 standen Transaktionen auf nationaler Ebene im Fokus. Auf sie entfielen gut drei Viertel des gesamten Transaktionsvolumens. Dominiert wurde das Geschehen von Deals in den USA. Bei sechs der zehn größten Transaktionen standen US-Unternehmen sowohl auf der Käufer- als auch Verkäuferseite.
Europa im Visier der Chinesen
Für 2012 erwarten die PwC-Experten ein Transaktionsumfeld, das von einer Wirtschaftsschwäche in Europa, einer anhaltenden Erholung in den USA und einer weiterhin expansiven Entwicklung in den Schwellenländern geprägt ist. Die Euro-Krise dürfte einerseits zu einem nachlassenden Engagement der europäischen Energiekonzerne führen, während andererseits der niedrige Euro-Wechselkurs einen Einstieg insbesondere chinesischer Investoren in Europa begünstigt.
Aus europäischer Perspektive bemerkenswert ist insbesondere der Einstieg der China Three Gorges Corp bei Energias de Portugal. Dies dürfte Vorbote weiterer Transaktionen in den Euro-Krisenländern sein, bei denen verstärkt asiatische Investoren zum Zug kommen. „Chinesische Unternehmen erhoffen sich mit einem Engagement in Europa vor allem Vorteile in der Technologie. Zudem wollen sie sichere Renditen, welche die Elektrizitätsindustrie bietet“, erklärt Nikogosian. Das ZEW geht davon aus, dass chinesische Investitionen in diesem Segment weiter zunehmen werden.
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Strom: M&A-Aktivitäten nehmen in den USA zu (Foto: pixelio.de/Jetti Kuhlemann)