Chinesische Investoren versuchen seit geraumer Zeit, Hollywood-Studios zu erwerben, wie die Financial Times berichtet. Erste Versuche ein Filmproduktionsunternehmen zu erwerben sind zwar gescheitert, aber die Investoren haben weitere Firmen auf ihrer Einkaufsliste. Das Interesse wird auch getrieben vom starken Wachstum des chinesischen Kinomarktes. „Ein öffentlicher chinesischer Kinomarkt ist bisher kaum vorhanden. Raubkopien und Gratis-Kinos für Volksbildung beherrschen bislang den Sektor“, sagt Werner Müller, Geschäftsführer des Fachverbandes der österreichischen Audiovisions- und Filmindustrie http://www.fafo.at , gegenüber pressetext.
Investoren auf Einkaufstour
Ein Konsortium verschiedener Investoren, das vom chinesischen Medienunternehmer Bruno Wu angeführt wird, sucht in Hollywood nach interessanten Anlage-Möglichkeiten. Verhandlungen mit den Eigentümern von Summit Entertainment und Miramax bezüglich einer Fusion der beiden Unternehmen und anschließendem Kauf sind vorerst gescheitert. Summit wurde vor kurzem an Lions Gate Entertainment verkauft. Die Verhandlungen mit Miramax gehen allerdings weiter. Insider spekulieren, dass das Chinesisch-geführte Konsortium Interesse an einer Übernahme von Lions Gate haben könnte.
Auch andere große Studios werden von den Investoren ins Auge gefasst. „Ein chinesisches Interesse an der europäischen Filmwirtschaft, die viel kleinteiliger organisiert ist und Film eher als Kulturgut sieht, gibt es meines Wissens nicht“, so Müller. Der Verkauf von Summit führt in den USA wahrscheinlich zu einer weiteren Konsolidierung unter den Hollywood-Studios. Dadurch entstehen Möglichkeiten zum Erwerb von größeren Unternehmen. Momentan steht beispielsweise Relativity Media zum Verkauf. „Es gibt aufgrund der technischen Umbrüche seit längerem Konzentrationsprozesse in der US-Filmwirtschaft“, erklärt Müller.
Marktzugang beschränkt
Chinesische Kinobesucher haben 2011 erstmals 13 Mrd. Rmb (rund 1,6 Mrd. Euro) für Filme ausgegeben. Das entspricht einer Steigerung von 30 Prozent gegenüber 2010. Auch US-Filme erfreuen sich großer Beliebtheit im Reich der Mitte. Das missfällt der chinesischen Regierung, die in der nationalen Filmindustrie ein Werkzeug zur Verbreitung eines positiven Images und chinesischer Kultur sieht. Deshalb ist die Anzahl der ausländischen Filme, die in Chinas Kinos zu sehen sind, pro Jahr auf 20 beschränkt. „Auch die staatliche Zensur beschränkt den Zugang zum Markt für ausländische Firmen“, sagt Müller.
Auswärtige Studios können diese Restriktionen aber umgehen, indem sie Partnerschaften mit chinesischen Firmen eingehen. Die Produkte solcher Zusammenarbeit sind vom Limit für auswärtige Produktionen ausgenommen. Aus diesem Grund könnte ein US-Studio, das von chinesischen Investoren übernommen wird, durchaus vom schnell wachsenden chinesischen Kinomarkt profitieren.
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Kino: entwickelt sich in China (Foto: pixelio.de, Miriam Trescher)