Viel Übel entsteht daraus, wenn Menschen über andere hinter deren Rücken schlecht reden. Zumindest in ganz spezieller Form ist dieser Klatsch allerdings angebracht, schreiben Forscher der University of California in Berkeley http://berkeley.edu im „Journal of Personality and Social Psychology“: Dann nämlich, wenn man andere wahrheitsgemäß vor der Unehrlichkeit Dritter warnt. Das stärke vielmehr den sozialen Zusammenhalt und baue Stress ab.
Ehrlicher Wunsch zu helfen
Für ihr Experiment leiteten die Forscher um Matthew Feinberg Versuchspersonen dazu an, miteinander ein Kooperationsspiel zu spielen, während andere die Zuseher waren. Sobald Spieler zu ihrem eigenen Vorteil schummelten, stieg bei den Beobachtern deutlich messbar der Puls. Die meisten von ihnen warnten neue Mitspieler vor unfairen Gegnern – worauf ihr Puls wieder sank. Je sozialer die Beobachter veranlagt waren, desto eher warnten sie die anderen. „Klatsch entspringt oft dem ehrlichen Wunsch, anderen zu helfen“, so die Forscher.
In weiteren Spielrunden durften die Spieler erzielte Gewinne behalten. Dabei informierte man einige Spieler, dass Beobachter in der Spielpause anderen weitersagen würden, wen sie beim Mogeln ertappt hätten. Es zeigte sich, dass gerade jene, die zuvor als rücksichtslos eingeschätzt wurden, in ihrem Verhalten umschwenkten und leal spielten. Demnach sorgt die Angst, selbst von anderen ausgerichtet zu werden, zu sozialerem Verhalten. Klatsch kann somit durchaus auch Fehlhaltungen korrigieren.
Auf Art und Weise kommt es an
Freilich bleiben allzu viele Fragen offen, etwa ob der Klatsch im Alltag mehrheitlich positiv oder negativ zu werten ist oder welchen Einfluss die Kultur hat. Die Forscher betonen auch, dass sie sich mit ihren Aussagen auf keinen Fall auf die Praxis des oft gehässigen Schlechtredens anderer Leute beziehen. Denn jene Form des Klatsches, bei der man bloß die Schwächen des anderen zum Opfer macht, sei für ein Sozialgefüge durchaus schädlich.
Potenzielle Vorteile erkennt auch die Sozialpsychologin Ursula Athenstaedt von der Universität Graz http://uni-graz.at . „Ein Geheimnis zu tragen kann wie ein Druck sein, den man auslassen möchte. Vertraut man es jemandem an, so kann das die Bindung und Sympathie zu diesem vertiefen. Worauf es ankommt, ist jedoch die Art des Geheimnisses, also ob es tatsächlich helfen kann oder nicht, und mit welcher Absicht man es weitererzählt“, so die Expertin im pressetext-Interview.
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Straßentratsch: viele Nachteile, doch auch Vorteile (Foto: Flickr/Kamshots)