Die Non-Profit-Unternehmung JStor http://www.jstor.org will einen Teil ihres Archivs kostenlos für die Allgemeinheit öffnen. Das Angebot dient als Testlauf. Vorerst können die Gratis-Inhalte lediglich online gelesen werden. Drucken und Herunterladen bleibt tabu. Die Öffnung der Bestände soll ein erster Schritt in Richtung „Open Access“ sein. „Das ist ein Verpackungsschwindel. Bei Open Access geht es nur am Rande um die Kostenfrage. Ohne die Möglichkeit zu Download, Druck oder Weitergabe bringt der kostenlose Zugang für Wissenschaftler nichts“, sagt Open-Access-Advokat Gerhard Fröhlich von der Johannes Kepler Universität Linz http://www.iwp.jku.at gegenüber pressetext.
Langsame Öffnung
Seit den 90er-Jahren vertreibt JStor digitalisierte Fachartikel. Die Sammlung wird von der Non-Profit-Organisation Ithaca geführt, um den Bibliotheken die Kosten der Lagerung von Fachzeitschriften zu ersparen. Die hohen Kosten von teilweise über 30 Euro pro Artikel rechtfertigte JStor bisher mit dem Aufwand für die Digitalisierung der Texte. Jetzt experimentiert JStor mit alternativen Zugangsmodellen. In den kommenden Wochen soll das Programm „Register and Read“ starten. Angemeldete User können dann kostenlos auf die Inhalte von 70 Journalen aus verschiedenen Disziplinen zugreifen.
„Die Datenbanken spüren langsam den Legitimationsdruck und die starke Konkurrenz. Gratis-Angebote sind oft besser als ihre bezahlten Pendants“, so Fröhlich. Bislang hat JStor jährlich 150 Mio. Mal den Zugang auf Inhalte abgelehnt. Dieses Model stand schon früher heftig in der Kritik (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/110901011/ ). JStor versucht deshalb schon seit einiger Zeit, sein Image aufzubessern. Seit 2006 wurden schrittweise Gratis-Zugänge für die ärmsten Regionen der Welt eingeführt. Seit letztem Jahr können sämtliche Artikel, deren Urheberrecht abgelaufen ist, kostenlos eingesehen werden.
Versuchsballon
Mit „Register and Read“ gibt es jetzt aber erstmals großflächigen Gratis-Zugang auf JStor-Artikel. Wenn die Besitzer der Inhalte, die JStor anbietet, sich nach einer Testphase überzeugt zeigen, wird das neue Modell beibehalten. Bei JStor sieht man das Angebot als längst überfällige Reaktion auf den technologischen Wandel. „Die digitalen Umwälzungen sind bei den wissenschaftlichen Verlagen noch nicht angekommen. Wenn sie sich nicht anpassen, werden sie untergehen“, beschreibt Fröhlich das Problem. Der JStor-Vorstoß geht dem Wissenschaftler aber nicht weit genug.
„Die Verlage interessieren sich nicht dafür, was Wissenschaftler brauchen. Sie liefern auch keinen Mehrwert. Die Arbeit wird kostenlos von Wissenschaftlern gemacht, die Finanzierung erfolgt meist öffentlich. Die Verlage verdienen trotzdem ein Vermögen“, so Fröhlich. Durch echte Open-Access-Richtlinien könnte die Situation verbessert werden. „Derzeit machen sich Wissenschaftler ständig strafbar, weil sie Artikel an Kollegen weitergeben. Selbst bei eigenen Artikeln ist Vorsicht geboten, da die Rechte normalerweise an die Verlage übergehen. Mit Open Access ist das alles kein Problem. Wenn die Verlage nicht reagieren, haben sie den drohenden Untergang selbst zu verantworten“, sagt Fröhlich.
Aussender: pressetext.redaktion, Ansprechpartner: Markus Keßler
Website: www.pressetext.com
Labor: Forschungsergebnisse künftig kostenlos (Foto: pixelio.de, D. Schütz)