Rafael Weißbach vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Rostock http://www.wiwi.uni-rostock.de hat keine Angst vor schlechten Ratings. „Ratings haben in Krisenzeiten eher eine stabilisierende Funktion“, sagt der Statistiker gegenüber pressetext. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass ein schlechtes Rating dem betroffenen Unternehmen die Geldbeschaffung erschwert.
In der Folge könnte das eine weitere Verschlechterung des Ratings nach sich ziehen. Eine Spirale, die in die Insolvenz führen kann. Weil dieses Phänomen nicht nur einzelne Firmen betrifft, sondern in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die gesamte Wirtschaft, kann es prozyklisch wirken, also den Krisenzyklus beschleunigen.
Abwertung hinausgezögert
„Die Frage ist, ob dieser Sog tatsächlich entsteht“, gibt Weißbach zu bedenken. Weißbach bezweifelt die Prozyklizitätshypothese. Seiner Meinung nach ist es eher anders herum: „In Jahren schlechter Konjunktur mit vielen Herabstufungen von Firmenratings – und so sind schlechte Jahre charakterisiert – neigen Ratinganalysten offenbar dazu, die Abwertung länger herauszuzögern als in guten Jahren.“
Weißbach hat die geschichtlichen Verläufe von etwa 8.000 Unternehmen analysiert. Der Statistiker kam dabei zu dem Schluss, dass Ratinganalysten wahrscheinlich auf so vielfältige Weise Gegenwind erfahren, wenn sie das Rating einer Firma herabsetzen wollen, dass dies nur in wirklich extremen Fällen tatsächlich geschieht.
Bayes-Methoden angewendet
Weißbach ist sicher: „Analysten überlegen sich dreimal, ob sie ein Unternehmen in Krisenzeiten herabstufen. Sie wirken damit volkswirtschaftlich betrachtet eher stabilisierend als Krisen verschärfend.“ Dieser trivial wirkende Befund wurde mittels moderner statistischer Methoden möglich, die auf den englischen Pfarrer Thomas Bayes aus dem 18. Jahrhundert zurückgehen.
Der Rostocker Wissenschaftler beschäftigt sich seit längerem mit dem Thema Kreditrating, die Deutsche Forschungsgemeinschaft http://www.dfg.de fördert ihn daher mit etwa einer halben Mio. Euro bis zum Jahr 2015. In der vorliegenden Studie hat der Statistiker sich zusätzlich Hilfe aus Korea und Hongkong geholt, um die in Deutschland weitgehend unbeachteten Bayes-Methoden anzuwenden.
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Rafael Weißbach (Foto: IT- und Medienzentrum/Universität Rostock)