Roboterentwickler aus St. Augustin und Bottrop bauen in Gelsenkirchen http://www.fh-gelsenkirchen.de einen Einwegroboter, damit dieser andere Robotertypen beim Einsatz unterstützt. Gesteuert werden er und seine teureren Kameraden intuitiv über Werkzeuge aus dem Elektronikbaukasten. Auf die Idee kamen die Informatiker durch ihre Arbeit an großen Rettungsrobotern im Rahmen des EU-Projekts NIFTI. Denn: Einen teueren Roboter verliert man ungern. So fragten sich die Wissenschaftler, warum man die großen Rettungsroboter also nicht mit Einwegrobotern unterstützen sollte.
Geeigneter als Menschen
„Nur große Feuerwehren und die dahinter stehenden öffentlichen Kommunen können sich einen teuren Spezialroboter leisten. Kleinere, preiswerte Systeme haben da natürlich Vorteile und können häufiger verwendet werden“, erklärt Roboterentwickler Hartmut Surmann gegenüber pressetext. Beim Brand im Straßentunnel, einer Explosion in der Chemiefabrik oder bei einem Unglück im Stahlwerk – für Rettungseinsätze in diesen Situationen sind Roboter geeigneter als Menschen.
„Dann steht man vor einer Situation, in die man Menschen nicht hineinschicken will, die Helfer haben aber noch gar keinen Überblick, was wie wo und wann möglichst rasch zu tun ist“, sagt Surmann. Der „Einwegroboter“ ersetzt dem Menschen die Augen und bildet gleichzeitig mit ähnlichen weiteren Robotern ein eigenes Fernmeldesystem. „Im Katastrophenfall sind nämlich die bestehenden Kommunikationsnetze, über die viele andere Roboter ihre Daten sonst weitergeben, nicht mehr verfügbar.“
Zunächst benötigten die Roboterbauer einen preiswerten, mobilen Untersatz. Den fanden sie in den beliebten und weltweit verbreiteten Modellautos. Statt der Joystick-Steuerung haben sie jedoch ein großes Lenkrad mit zwei Pedalen für vorwärts und rückwärts an das System gehängt. Das Modellauto wurde in einem weiteren Schritt technisch entkernt und eine selbst programmierte Mikrocontroller-Platine verbaut. Eine Kamera ist das Auge des Roboters und überträgt Bilder auf einen Laptop-Bildschirm.
Monster-Buggys und Panzer
Das Auto wurde zudem noch mit einer leistungsstarken Router-Antenne versehen, die Anmeldepunkt, Sende- und Empfangsstation zugleich ist. Wenn mehrere solcher Einwegroboter mit Router-Antenne losrollen, bilden sie technisch gesehen gemeinsam ein sogenanntes „Mesh-Netz“, ein Netzwerk, das sich aus dem Augenblick heraus selbst vermascht. Sollte ein Knoten ausfallen, wird er von einem anderen ersetzt.
Je mehr Einwegroboter unterwegs sind, umso sicherer arbeitet das Netz. Die von Surmann und seinen Kollegen programmierte Platine steuert auch weitere Standard-Modellautos mit eingebauter PWM-Steuerung. Außerdem können sie die Geländegängigkeit verbessern. „Die Modellautos gibt es im Technik-Spielzeugladen nämlich auch als Monster-Buggy oder als Kettenfahrzeug und sogar als kleine Panzer, die mit geringen Änderungen rauen Umweltbedingungen eine Zeit lang trotzen“, sagt Surmann.
Das Modellauto, die Kamera, eine Platine und die Antenne machen zusammen etwa 500 Euro aus. „Das ist absolut aus dem Niedrigpreissektor für Roboter“, so der Experte. Damit hat der kleine Einwegroboter alles, was er für die Erkundung eines Katastrophenfalls braucht. Nur eines hat er nicht und bekommt er auch nicht: einen Namen. „Mit einem Namen würde ihn der steuernde Mensch zu schnell als eigenes Wesen empfinden“, gibt Christopher Eulering zu bedenken.
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Christopher Eulering und Hartmut Surmann (r.) mit Einwegroboter (Foto: FHG/BL)