In Kenia erleben Medizin-Apps einen Boom. Etliche Start-ups versuchen, die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Von günstiger Beratung durch Experten bis zu wichtigen Nachrichten aus Krankenhäusern decken die Anwendungen ein breites Feld ab, wie Technology Review berichtet. Die wachsende Zahl an Handys in Afrika lässt auf eine Verbreitung auf dem ganzen Kontinent hoffen. Zum Teil werden die Programme mit europäischem Kapital finanziert.
„Auch bei Ärzte ohne Grenzen werden neue Kommunikationsmittel eingesetzt, um ein Informationsnetz aufzubauen. Wir schauen uns neue Entwicklungen genau an und entscheiden dann, ob sie für uns brauchbar sind. Momentan nutzen wir vor allem Handys, Funk und Satellitenkommunikation um Netzwerke aufzubauen. So können wir auch mit Menschen im ländlichen Raum in Kontakt bleiben und Daten sammeln, die uns ermöglichen, die Ausbreitung von Krankheiten zu kontrollieren“, sagt Andreas Papp von Ärzte ohne Grenzen http://www.aerzte-ohne-grenzen.at gegenüber pressetext.
Täglich 1.000 Downloads
In Kenia leben 40 Mio. Menschen. Die medizinische Versorgung liegt in den Händen von lediglich 8.000 Ärzten. Vor allem in ländlichen Gegenden ist die Kapazität des Gesundheitssystems beschränkt. Mobiltelefone gibt es dagegen reichlich. Etwa 25 Mio. Handybesitzer sind im Land registriert. „Die Verbreitung von Mobiltelefonen ist auch in ländlichen Gegenden schon relativ hoch“, sagt Papp. Hier sehen Experten eine große Chance zur Verbesserung der Situation. In manchen Fällen genügt es nämlich, das nötige Wissen zu den Notleidenden zu bringen.
In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von Firmen gegründet, die versuchen, Software zu entwickeln, die Menschen in Not helfen kann. „Wichtig ist die Infrastruktur, die hinter solchen Projekten steht. Es muss garantiert sein, dass die Menschen die passende Hilfestellung erhalten“, so Papp.
Der kenianische Telekommunikationsanbieter Safaricom beispielsweise bietet Handybesitzern die Möglichkeit, zum Preis von zwei Cent pro Minute telefonische Verbindungen zu Experten herzustellen. Dieses Modell hat bereits Nachahmer in Ghana und Liberia gefunden, wo Patienten per SMS gratis Kontakt zu Ärzten aufnehmen können. Auch andere Ansätze erfreuen sich großer Beliebtheit.
Die Anwendung MedAfrica, die von zwei Unternehmern aus Nairobi mithilfe von europäischem Venture-Kapital gegründet wurde, wird beinahe 1.000 Mal pro Tag heruntergeladen. Das Programm bietet Erste-Hilfe-Anleitungen, Neuigkeiten und Warnungen von Krankenhäusern und eine Liste mit Medizinern und Zahnärzten.
Ärzte sollen zahlen
Momentan ist MedAfrica noch gratis. In Zukunft sollen die teilnehmenden Ärzte aber zehn Dollar pro Monat bezahlen, um auf die Datenbank der Anwendung zuzugreifen. Wenn die Anwendung erfolgreich bleibt, soll sie auch in anderen afrikanischen Lämdern zum Einsatz kommen. In Zukunft soll es außerdem eine Bewertungsfunktion geben, die es Patienten erlaubt, ihren Ärzten Noten zu geben. Ein anderes Start-up bietet die Möglichkeit, Medikamente per SMS auf ihre Echtheit zu untersuchen, um die Verbreitung von gefälschten Arzneien zu unterbinden.
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Ärzte-Werkzeug: Kommt oft gar nicht zum Einsatz (Foto: pixelio.de, A. Damm)