Das Sicherheitsgefühl der Autolenker trügt, wenn sie statt dem Handy am Ohr eine Freisprechanlage benutzen: Die Unfallgefahr bleibt in beiden Fällen gleich, zeigen aktuelle Studienvergleiche. Die US-Verkehrsbehörde NTSB http://ntsb.gov hat erstmals ein absolutes Verbot der Freisprechanlagen-Nutzung bei der Fahrt gefordert. „Bei der Fahrt sollten Anrufe und SMS grundsätzlich verboten sein – es geht um das Leben von Menschen“, so ihr Appell. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) http://vcoe.at bestätigt dies durch Zahlen der Unfallstatistik und will eine gesellschaftliche Ächtung des Telefonierens am Steuer.
Telefonieren wirkt wie Alkohol
Theoretisch ist die hohe Gefahr des Telefonierens am Steuer schon lange bekannt. Die Beeinträchtigung für den Fahrer entspricht jener von 0,8 Promille Alkohol im Blut und das Unfallrisiko steigt auf das Vierfache, wie Forscher aus Australien (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20050712004 ) und Kanada beweisen. Was die früheren Studien bereits zeigten, bestätigt ein US-Studienvergleich von 300 Untersuchungen sowie auch ein aktuelles Gutachten der schwedischen Regierung: Für das Unfallrisiko macht es keinen Unterschied, ob man das Handy am Ohr hat oder über eine Freisprecheinrichtung nutzt.
Tödliche Ablenkung
Ein Indiz dafür bringt eine aktuelle VCÖ-Untersuchung: Der Anteil der tödlichen Verkehrsunfälle, die auf Ablenkung zurückgehen, hat sich seit 2005 fast verdoppelt – von damals sieben auf heute zwölf Prozent. „Es liegt nahe, dass diese Entwicklung in erster Linie auf den sprunghaften Anstieg der Verbreitung von Freisprechanlagen zurückgeht. Für den genauen Nachweis muss jedoch die Unfalldatenerfassung modernisiert werden, denn bisher wird das Telefonieren am Steuer statistisch nicht erfasst“, betont VCÖ-Sprecher Christian Gratzer im pressetext-Interview.
Ähnlich führt das für Unfall-Aufklärung zuständige National Transportation Safety Board über 3.000 Todesopfer an, die in den USA im Vorjahr durch abgelenkte Autolenkern gestorben sind. Handy, Freisprechanlagen jedoch auch jegliche andere Geräten zur elektronischen Kommunikation müssen während der Fahrt ausgeschaltet bleiben, so die Forderung der Behörde. Sie beruft sich auf eine Studie des Virginia Tech Transportation Institute http://vtti.vt.edu , demzufolge die Unfallgefahr durch SMS- und E-Mail-Versand oder Internetnutzung um das 163-Fache steigen.
Neues Bewusstsein nötig
Die bisherige Erlaubnis des Freisprech-Telefonierens beruht vor allem auf der Annahme, dass die Gefährdung auf das Hantieren am Gerät zurückgeht – ähnlich wie beim Autoradio. Eine Fehleinschätzung, wie sich immer deutlicher zeigt: Im Unterschied zu einem Beifahrer kann ein Gesprächspartner am Telefon nicht die Verkehrssituation des Fahrers erkennen und darauf reagieren, was der Aufmerksamkeit schadet (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20081201030 ). Dieselbe Aufmerksamkeit fehlt auch telefonierenden Fußgängern und Radfahrern (siehe: http://pressetext.com/news/20110318020 ).
Bis zu einem Aus für das Handy am Steuer ist es jedoch noch ein weiter Weg. Allein in Österreich wurden 128.221 Autofahrer im Jahr 2010 beim Telefonieren am Steuer erwischt und angezeigt. „Ein erster wichtiger Schritt wäre, das bestehende Handyverbot während der Fahrt stärker zu kontrollieren und als Teil des Vormerksystems zu verankern. Daneben sollte das Telefonieren am Steuer – egal in welcher Form – genauso verpönt werden wie im Kino oder Theater“, fordert Gratzer. Zeigen Bewusstseinskampagnen keine Wirkung, sollte man wie in den USA oder Schweden über ein absolutes Telefonverbot am Steuer diskutieren.
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iPhone im Freisprech-Modus: Unfallgefahr bleibt hoch (Foto: Flickr/Tir)