In der mobilen Telekommunikationsindustrie hinkt Europa weltweit hinterher. Noch immer gibt es keinen festen Termin für Auktionen von 4G-Mobilfunk-Frequenzen in Großbritannien. Damit bleibt der Sektor offizielles Schlusslicht in der europäischen Kommunikations-Branche.
Wann, wie und an wen Lizenzen für Mobil-Frequenzen vergeben werden, liegt in der Hand der europäischen Regierungen. Bei der Koordinierung der Lizenzvergabe sind die Staaten allerdings gescheitert. Der Kontinent war einst führend in der Mobil-Branche. Mittlerweile ist er Lichtjahre hinter den USA, Japan und Südkorea. Regierungen und Regulierungsbehörden haben es verabsäumt, die Chancen neuer Innovationen und Arbeitsplätze zu nutzen.
LTE ist Chefsache
Im Jahr 1991 arbeiteten europäische Staaten zusammen, um GSM zu starten – ein mobiler Standard, der heute noch verwendet wird. Dies war die Grundlage für die Mobilfunk-Industrie wie wir sie heute kennen. Die einheitliche, standardisierte und koordinierte Vorgehensweise in Europa hat eine schnelle Entwicklung der Branche ermöglicht.
In LTE (Long-Time-Evolution), oder auch 4G, ein Mobilfunkstandard, der mit bis zu 300 Megabit pro Sekunde deutlich höhere Downloadraten erreichen kann, investieren europäische Unternehmen allerdings sehr viel langsamer. Nur eine Hand voll Länder, wie Skandinavien, das Baltikum, Deutschland und Polen haben kommerzielles LTE. Will man mit den USA mithalten so bedarf es einer koordinierten Zusammenarbeit der europäischen Staaten, was bis dato verabsäumt wurde.
Ofcom hat versagt
Seit mehr als 15 Jahren war das Vereinigte Königreich eine treibende Kraft in Europa um die Vorherrschaft der Mobilfunk-Branche. Der Abstieg begann im Jahre 2000 mit den 3G-Spektrum-Auktionen. Nun ist es der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom http://ofcom.org.uk nicht gelungen eine Versteigerung zu organisieren, um die großen Unternehmen wie O2 oder Vodafone zufrieden zu stellen.
Laut den britischen Anbietern spielt es keine Rolle, dass es noch keine Auktionen gab. Solange das analoge Fernsehen nicht abgeschaltet wird, sind Frequenzen der digitalen Dividenden ohnedies nicht verfügbar. Bis dahin hat man genug 3G-Frequenzen zur Verfügung. Um weltweit wieder mitzumischen, bedarf es allerdings mehr Investitionen in mobile Technologien als in schnellere Netzwerk-Geschwindigkeiten oder die Fähigkeit mobile Daten zu verarbeiten.
Europa hat Chance verpasst
Die Industrie wurde angeführt von Alcatel, Ericsson, Nokia, Nortel und Siemens. Die USA hatten Motorola und Lucent, aber die Macht war in Europa. Mittlerweile haben andere Regionen, insbesondere China durch Huawei und ZTE, das Ruder in der Hand. Nortel ist verschwunden. Alcatel fusionierte mit Lucent und ist zu Alcatel-Lucent geworden. Aus Nokia und Siemens wurde das Nokia-Siemens-Netzwerk.
Europa hat seine Chance vertan. Die Debatte darüber, wie und wann die LTE-Frequenzen versteigert werden sollen, ist überflüssig geworden. Jetzt hofft man darauf, dass die europäischen Regierungen und Regulierungsbehörden wieder anfangen zusammen zu arbeiten, um künftige Versteigerungen von Frequenzen besser zu koordinieren. Es wird in den kommenden Jahren weitere Lizenzen geben, aber die einmalige Gelegenheit mit LTE hat Europa verpasst.
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Telekommunikation: Europa hat verschlafen (Foto: pixelio.de/Gabi Schoenemann)