Ein internationales Archäologenteam konnte den bisher ältesten Nachweis eines Pflanzenbetts erbringen. Diese Bettungen bestanden aus Stängeln, Blättern von Riedgräsern und Binsen. Die gefundenen Exemplare sind über 77.000 Jahre alt. Sie wurden unter einem Felsschutzdach in Südafrika gefunden. Damit sind die Funde 55.000 Jahre älter als bisher bekannte Nachweise von menschlich hergestellten Bettungen. Das Besondere an der Entdeckung: Die Pflanzen waren teilweise insektenabweisend.
Insektizide Chemikalien
„Die Entdeckung medizinischer und hygenischer Nutzung von Pflanzen finden wir sehr spannend. Es zeigt, dass diese Menschen schon viel über ihre pflanzliche Umwelt wussten. Sie haben die Pflanzen für besondere Dinge benutzt“, sagt Christopher Miller, Juniorprofessor an der Universität Tübingen http://uni-tuebingen.de und Teil des Forscherteams, gegenüber pressetext.
Die urgeschichtlichen Pflanzenbettungen wurden bei Ausgrabungen im südafrikanischen Sibudu aufgedeckt. Die ältesten Überreste der Pflanzenbettungen dieses Fundplatzes sind besonders gut erhalten. Sie bestehen aus einer Schicht fossilisierter Stängel und Blätter von Riedgräsern mit einer abschließenden papierdünnen Schicht aus Blättern eines südafrikanisches Gewächs aus der Familie der Lorbeergewächse.
Die Blätter dieser Pflanze enthalten insektizide Chemikalien und sind damit geeignet, Mücken fern zu halten. „Die spezifische Auswahl dieser Blätter für die Konstruktion der Pflanzenlagen zeigt eine genaue Kenntnis der Bewohner über ihre Umgebung an wie auch der medizinischen Wirksamkeit von Pflanzen. Pflanzliche Heilkunde hat den Menschen gesundheitliche Vorteile verschafft, und der Gebrauch von insektiziden Pflanzen eröffnet uns eine ganz neue Einsicht in das Verhalten der frühen Menschen“, sagt Lyn Wadley von der Universität Witwatersrand.
Sitzgelegenheit bei täglicher Arbeit
Die Bewohner haben die Pflanzenstängel und -blätter direkt unterhalb des Felsschutzdaches entlang eines Flusses gesammelt. Diese Aufbettungen wurden nicht nur als Schlaffläche genutzt, sondern auch als Sitzgelegenheit bei den täglichen Arbeiten. Mikroskopische Analysen deuten darauf hin, dass diese Plätze während des Gebrauchs der Höhle mehrfach ausgebessert wurden. Die mikroskopischen Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass die Bewohner der Höhle die Pflanzenbetten nach Gebrauch regelmäßig verbrannt haben.
„Sie haben die ausgedienten Aufbettungen absichtlich in Brand gesetzt, vermutlich um Schädlinge zu beseitigen. Dies hat den Fundplatz für spätere Nutzungen vorbereitet und stellt eine neuartige Verwendung von Feuer zur Pflege von Siedlungsplätzen dar“, so Miller. An der Fundstelle wurden außerdem durchlöcherte Muschelschalen gefunden. Vermutlich wurden diese als Schmuck verwendet.
Zudem fanden die Forscher zugespitzte Knochenspitzen, die wahrscheinlich für die Jagd genutzt wurden. Es gibt auch Hinweise auf die frühe Entstehung von Pfeil und Bogen und auf den Gebrauch von Schlingen und Fallen zur Jagd. Die früheren Menschen wussten wohl auch, wie man Klebstoff für geschäftete Steinwerkzeuge produziert. „Die Menschen waren uns kognitiv sehr ähnlich“, sagt Miller. Die Ergebnisse der Forscher geben einen Einblick in das Alltagsleben dieser frühen „modernen Menschen“.
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Pflanzenbett: Blätter konserviert in einer Gipsprobe (Foto: Bamford)