Banken in Frankfurt: Mehr Verantwortung gewünscht (Foto: pixelio.de, Eckstein)

Finanzmarktkrise: Manager und Politiker schuld – Regeln für Banken zu lax – mehr ethische Verantwortbarkeit gefordert

Die Bundesbürger machen die Geldgier der Manager und das Versagen der Politik für die Finanzkrise verantwortlich. Zudem meinen die Deutschen, dass die Regeln für die Banken zu weich sind. Das ergab eine Umfrage der Handelshochschule Leipzig (HHL) http://hhl.de in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut TNS Infratest. Selbst Menschen, die zuvor überzeugte Verfechter des Finanzsystems waren, sind in ihrem Glauben an Kapitalismus und freie Märkte erschüttert.Banken in Frankfurt: Mehr Verantwortung gewünscht (Foto: pixelio.de, Eckstein) Werteorientiertheit wichtig

Die soziale Marktwirtschaft und die Familienunternehmen werden bei den Befragten in diesem Zusammenhang vergleichsweise positiv bewertet. „Wir möchten mit der Studie einen Startschuss geben für eine grundlegende Diskussion. Wir wollen vorhandene Regelwerke hinterfragen“, sagt HHL-Sprecher Volker Stößel gegenüber pressetext. Die Business-Schule in Leipzig setzt sich für eine langfristig gedachte Unternehmensführung ein. „Wir haben schon seit 2003 das Fach Unternehmensethik fest im Lehrplan verankert“, sagt Stößel.

Einige Fächer werden für Marketing und einem zusätzlichen Ethikprofessor abgehalten. Damit sei eine Verankerung von Wirtschaftswissenschaften mit ethischem Verständnis gegeben. „Wir müssen die Lehre nicht auf den Kopf stellen, aber wir plädieren für werteorientierte Modelle.“ Die Verantwortlichen in der Wirtschaft sollten verstehen, dass das System ein hochkomplexes ist. „Damit wir nicht in die selbe Situation kommen wie die Bankberater, die ihre Produkte nicht mehr verstehen“, so Stößel.

Die Studie zur Finanzkrise erschien zum HHL-Forum 2011 „Unternehmensführung neu denken – Was lernen wir aus den jüngsten Krisen?“ am 16. und 17. November 2011 in Leipzig http://hhl.de/en/service/events/hhl-forum-2011 . In diesem Zusammenhang wurde auch die Rolle der Business-Schulen kritisch thematisiert. Denn diese bilden die Eliten der Wirtschaft aus. Nur sollten sie nicht die Wegbereiter eines engstirnigen Management-Denkens sein, die solchen Krisen den Weg bereiten. „Schlechte Management-Theorien zerstören gute Management-Praxis“ – auf diese These konnten sich die Teilnehmer einigen.

Deutsche strafen Führungskräfte ab

Ein weiteres Ergebnis: Die Wissenschaft braucht zukunftsfähige Modelle der Unternehmensführung. Einige der Experten befürchten, dass nach der Erholung der Weltwirtschaft die alten Strategien wieder den Alltag prägen. Die Studie selbst lässt keine Fragen offen. Auf die Frage „Was meinen Sie, welche tieferen Gründe für die immer noch nicht überwundene Finanzkrise von 2008 ursächlich sind?“ antworteten 91 Prozent der 1.005 Befragten mit der Geldgier einzelner Manager. 85 Prozent machten die weichen Regeln für die Banken und 81 Prozent Politikversagen für die Krise verantwortlich.

78 Prozent der Deutschen sehen im kurzfristigen Gewinnstreben der Unternehmen dicht gefolgt von einer hohen Verschuldung öffentlicher Haushalte (75 Prozent) die Ursache für die Krise. Als weniger relevant für die Finanzkrise erachten die Bundesbürger falsche Anreize für Vorstände, wozu unter anderen Boni zählen (68 Prozent), die Globalisierung (56 Prozent) oder die falsche Ausbildung von Führungskräften (47 Prozent). Als Stabilitätsanker innerhalb der Finanzkrise gelten den Deutschen die soziale Marktwirtschaft und der Mittelstand. Ein Versagen der sozialen Marktwirtschaft wird von nur 47 Prozent, ein Scheitern der Familienunternehmen von nur 16 Prozent der Befragten gesehen.

 

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