Regenwald: Durch Wirtschaftsinteressen bedroht (Foto: pixelio.de, B. Neujahr)

Globale Marktliberalisierung zerstört Klima – Konflikt zwischen Nahrung und Schutz der Umwelt spitzt sich zu

Die Liberalisierung der Märkte geht zu Lasten von Umwelt und Klima. Wenn sich weltweit die Märkte für landwirtschaftliche Produkte öffnen, sinken die Produktionskosten für Nahrungsmittel. Das könnte dazu führen, dass beispielsweise in Lateinamerika Wälder zu Äckern umgewandelt werden. Diesen Konflikt zwischen Ernährung, Wohlstand und Klimaschutz zeigen Berechnungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) http://pik-potsdam.de . Die PIK-Forscher haben die Effekte einer voranschreitenden Liberalisierung des Agrarhandels und die wirtschaftlichen Auswirkungen auf Landnutzung und Natur untersucht. Regenwald: Durch Wirtschaftsinteressen bedroht (Foto: pixelio.de, B. Neujahr) Ergänzende Regeln nötig

„Bis 2050 werden wir 50 bis 70 Prozent mehr Nahrungsmittel brauchen“, sagt Christoph Schmitz, PIK-Forscher und Hauptautor der Studie, gegenüber pressetext. Wenn die Wirtschaft liberalisiert wird, erhöht sich in einigen Regionen die Produktion in der Landwirtschaft. Diese Entwicklung ist schon im Gange: „Der Handel mit Getreide und Zucker, mit Soja und Fleisch hat sich seit 1950 mehr als verzehnfacht“, sagt Schmitz.

Sein Team hat drei Szenarien für den Welthandel der Zukunft durchgespielt, und dies mit Blick auf die unterschiedlichen Regionen der Erde. „Die Folgen einer Ausweitung des globalen landwirtschaftlichen Handels für das Weltklima könnten drastisch sein – jedenfalls wenn nicht ergänzend neue Regeln eingeführt werden“, so Schmitz. Der wichtigste Grund hierfür: In einem liberalisierten Weltmarkt verschieben sich Produktionsgebiete hin zu tropischen Regionen. Das führt dort zur Ausweitung der Agrarflächen und geht massiv zu Lasten der Natur.

Massive Gefahr für Regenwald

Zeitnahe Umsetzungen zahlen sich aus: Wenn der Welthandel bis 2045 von allen Schranken befreit würde, könnte die weltweite landwirtschaftliche Produktion in vier Jahrzehnten um etwa elf Bio. Dollar billiger werden. Zugleich stiege der Ausstoß von landwirtschaftlichen Treibhausgasen bis 2045 um rund 15 Prozent gegenüber einem Szenario ohne Ausweitung des Handels. Lateinamerika wäre im Fall der Liberalisierung den Analysen nach der große Gewinner beim Export von Getreide und Ölsaaten. Regenwald würde aber mehr abgeholzt.

Nordamerika und Europa würden weniger exportieren. China könnte führend im Export von Fleisch werden. „Die Lockerung von Handelsbeschränkungen kann unserer Analyse zufolge nicht einfach verdammt werden“, erklärt PIK-Forschungsprojektleiter Hermann Lotze-Campen. „Liberalisierung kann der Welternährung nachhaltig nutzen, wenn zugleich auf internationaler Ebene Regeln geschaffen werden zur Eindämmung landwirtschaftlicher Umweltwirkungen.“ Der institutionalisierte Schutz der Wälder sei entscheidend für die Erreichung der Emissionsziele und einer der wichtigen Punkte auf der Tagesordnung auf der Klimakonferenz in Durban.

 

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