Leben gelingt dort, wo sinnvolle Antworten auf zentrale Fragen gegeben werden. Krisen stellen derartige Fragen und sind deshalb eine Chance des sinnvollen Antwortens, lautet die Botschaft von Johanna Schechner und Heidemarie Zürner im bei Braumüller erschienenen Buch „Krisen bewältigen. Viktor Frankls Thesen in der Praxis“. Die beiden Leiterinnen des Viktor Frankl Zentrum Wien http://franklzentrum.org illustrieren zentrale Aussagen des Begründers der Logotherapie durch Fallbeispiele. Im pressetext-Interview schildert Schechner, wie man durch Sinnerfahrung Leid und Frustration bewältigen und sogar Streit und Gewalt konstruktiv begegnen kann. Suche nach der besten Antwort
„Krisen entstehen häufig dort, wo ein egozentrischer Blick auf Macht und Habenwollen den Blick aufs Ganze verdrängt“, erklärt Schechner. Wenn Menschen in einer Krise resignieren, verkennen sie das Potenzial der geistigen Stellungnahme, zu der die Krise herausfordert. Denn der auf geistiger Ebene kann der Mensch ganz verschieden Stellung beziehen: „Er kann flüchten, sich betäuben, alles verdrängen – oder er kann nach eigenen Ressourcen suchen und diese mobilisieren. Je nachdem, wie er sich entscheidet, mehrt er das Leid oder die Hoffnung“, so die Expertin.
Ressourcen und Möglichkeiten der Bewältigung besitzt jeder, hat Viktor Frankl überzeugend in seinen zehn Thesen zur Person dargelegt. „Entscheidend ist, dass in jeder Person ein Gewissen wohnt. Dieses lässt sie spüren, was gerade Not tut, was sinnvoll ist und was nicht.“ Jede Person sei prinzipiell frei, dieser inneren Stimme zu folgen. Mitunter kann die Wahrnehmung der Gewissensstimme verschüttet sein und muss frei gelegt werden. „Das geschieht zum Beispiel durch Stille, durch Meditation oder durch gezielte Fragen eines Therapeuten oder eines guten Freundes, die den Menschen auf seine eigene Spur bringen“, erklärt die Wiener Logotherapeutin.
Jeder kann zum Wohle aller beitragen
Frankl war nicht nur Arzt, sondern auch Philosoph, der das Bild menschlicher Würde entscheidend geprägt hat. Die „geistige Wesenheit“ des Menschen kann Frankl zufolge nicht erkranken und steht für die Einzigartigkeit und Einmaligkeit jeder Person. „Es ist eine pädagogische Aufgabe, schon bei Kindern die geistige Entfaltung zu fördern“, so Schechner. Erziehung zur Hellhörigkeit des Gewissens sei wichtiger als Erziehung zum blinden Gehorsam und liefere zudem die „beste Krisenprävention“.
Was man nicht unterschätzen dürfe, ist die Wirkkraft des Einzelnen. „Wer mitten in einer Krise nach bestem Wissen und Gewissen handelt, trägt zum eigenen Wohle und zum Wohle aller Beteiligten bei“, zitiert Schechner Frankl. Vorbildliche Persönlichkeiten haben infolge von Krisen ihre persönliche Aufgabe entdeckt, wie etwa Mikrokredit-Erfinder Muhammad Yunus. Ein Vorbild könne jedoch jeder sein. „Auch die Kassierin im Supermarkt, verantwortungsvolle Führungskräfte, engagierte Lehrer, die Schüler für das Leben vorbereiten, gewissenhafte Eltern sowie Ärzte und Pflegende, die Patienten respektvoll und feinfühlig in ihrer geistigen Suche begegnen und ebenso Menschen, die Krankheit und unabänderliches Leid tapfer tragen.“
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Buch: Jeder entscheidet selbst zwischen Hoffnung und Leiden (Foto: Braumüller)