Auf der dritten Climate Lecture der TU Berlin http://tu-berlin.de am Montag sprachen Ottmar Edenhofer und Achim Steiner über Klimaforschung und Klimapolitik. Edenhofer ist der stellvertretende Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung http://pik-potsdam.de und Professor an der Technischen Universität, Steiner ist Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms (UNEP) http://unep.org und Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen (UN). Historisches Projekt braucht Zeit
Den Experten nach ist es nicht die Aufgabe der Wissenschaft, einen Konsens zu erzielen, sagt Edenhofer in seiner Einführungsrede. „Wissenschaft soll Orientierung bieten. Sie kann der Politik aber keine Entscheidungen abnehmen“, so der Fachmann gegenüber pressetext. Die Klimapolitik gebe allerdings keinen Anlass für Optimismus. „Die Erkenntnis, dass sich die Atmosphäre durch menschliches Handeln verändert, ist uns jetzt erst bewusst geworden“, sagt Steiner, der den UN-Vertreter Edenhofer als Welt-Umweltminister vorstellt.
„Zu viele haben uns für zu lange vermittelt, dass es nur eine einzige Entwicklungsmöglichkeit des wirtschaftlichen Fortschritts gibt“, erläutert Steiner gegenüber pressetext. Dennoch würde er die Klimapolitik nicht als gescheitert deklarieren. „Wir versuchen eine Weltklimapolitik mit über 190 Nationen“, sagt der UN-Untergeneralsekräter. Dass dieses historische Projekt etwas länger brauche, sollte die Menschen nicht davon abhalten, diesen Weg weiterzugehen.
Weltklimapolitik ändert Weltwirtschaft
Der Klimawandel hat es in weniger als zwei Jahren geschafft, zu einer Neuausrichtung der Weltwirtschaft beizutragen. „Die Weltwirtschaft wird durch das Phänomen Klimawandel neu definiert“, sagt Steiner. Der UN-Politiker ist davon überzeugt, dass die Welt an einem Punkt angekommen ist, an dem die Menschheit eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik erlebt. „Eine Weltklimapolitik hat Konsequenzen für eine Weltwirtschaftspolitik.“
„Green Economy“, eine ökologisch nachhaltige Ökonomie, sei ein Versuch, dem Nachhaltigkeitsaspekt eine ökonomische Dimension an die Seite zu stellen. „Mir geht es darum, dass die Wirtschaft sehr schnell reagiert auf neue Märkte – den Paradigmenwechsel zu Green Economy können wir leisten. Der Weg hat bereits begonnen“, so Steiner. Der Mythos, dass Ökonomie und Ökologie nicht zusammen funktionieren können, müsste aufgelöst werden – und zwar weltweit. „Wir sind in einer Krise, die wir nur als Weltgemeinschaft angehen können“, so der Experte. Dennoch subventionieren einige Staaten fossile Energien mit Milliardensummen. Als „eine Absurdität unseres Wirtschaftssystems“ bezeichnete dies der Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.
Diese Subventionen von mehr als 500 Mrd. US-Dollar pro Jahr zu beenden, könne eine große Chance für den globalen Klimaschutz sein – jedoch nur eine Chance von vielen. „Wir haben Unmengen Möglichkeiten – wenn es gelingt, die Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik zu mobilisieren“, so Steiner. Vor allem in Entwicklungsländern förderten Subventionen für Erdölprodukte Umweltzerstörung und verzögern Investitionen in klimaschonende Technologien. Das in den unterentwickelten Volkswirtschaften für die Subventionen aufgewendete Geld lasse sich sinnvoller für die Armutsbekämpfung verwenden.
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