Die deutsche Wirtschaft ist kaum für die Folgen der Finanz- und Eurokrise vorbereitet. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage von Roland Berger http://rolandberger.de unter 150 Top-Entscheidern deutscher Großunternehmen und Mittelständler. Obwohl die meisten die aktuelle Konjunkturlage in Deutschland positiv sehen, liefern drei von fünf Befragten einen kritischen bis sehr kritischen Ausblick für die gesamte Eurozone. Im Winterhalbjahr 2011/12 werden deutliche Umsatz- und Gewinneinbußen erwartet, für die vier von fünf Unternehmen nicht vorbereitet sind.
Harter Winter steht bevor
Während die Kapitalmärkte derzeit von der Eurokrise geschüttelt werden, floriert die Wirtschaft noch, wie die guten Quartalsberichte zeigen. Dennoch deuten bereits stagnierende Auftragseingänge auf eine baldige Abkühlung: „89 Prozent glauben, dass die Finanzmarkt-Turbulenzen sich auf die Realwirtschaft auswirken werden. Für 2012 rechnet jeder Zweite mit stagnierendem Umsatz gegenüber dem laufenden Jahr und 60 Prozent mit stagnierendem Gewinnwachstum“, so Roland-Berger-Partner Nils Kuhlwein von Rathenow im pressetext-Interview. Einzig in den „Emerging Markets“ scheint das Wachstum weiterhin stabil.
Zurückgeführt wird diese Entwicklung vor allem auf die Staatsverschuldung der USA und einiger europäischer Länder sowie auf daraus folgende Währungsturbulenzen und Kreditverknappungen. „Da die Wirtschaft immer zur Hälfte von der Psychologie gesteuert wird, dürften Investitionsentscheidungen in den nächsten Monaten zurückgehalten werden. Das gilt für Unternehmen, jedoch auch für Anschaffungen der Endkonsumenten, wie die Entwicklung in frühzyklischen Unternehmen vermuten lässt“, erklärt von Kuhlwein.
Maßnahmen greifen zu kurz
Immerhin wurden einige Lehren der Krise von 2008/09 gezogen: Zwei Drittel der Befragten haben 2011 die Liquiditätsreserven und die Flexibilität erhöht. „Drei Viertel der Unternehmen berichten von einer positiven Liquidität im Jahr 2011. Zwei Drittel rechnen damit auch für 2012“, so der Wirtschaftsexperte. Dazu kommen Kompensationen wie niedrige oder flexiblere Kostenposten. Immerhin jeder Dritte sagt allerdings, dass diese klassischen operativen Maßnahmen zu kurz greifen oder nicht richtig umgesetzt wurden angesichts der Unsicherheit und Volativität der Kennzahlen.
Erstaunlich sind die Berichtsautoren darüber, dass selbst in Deutschland Frühwarnsysteme und Instrumente des Risikomanagements eher die Ausnahme als die Regel sind: Darunter Trendradars für Marktchancen und Risiken, Szenariomanagement und regelmäßige Stresstests der Unternehmensstrategie. „Weniger als 20 Prozent der Befragten wenden derartige Techniken an. Bei zu wenigen Unternehmen kommt derzeit wieder die Strategie des ‚auf Sicht‘-Fahrens zum Einsatz. Außerdem kann die aktuelle Situation auch Chancen mit sich bringen, wie etwa strategische Investments“, betont von Kuhlwein.
Originalstudie zum Download unter http://www.rolandberger.com/media/publications/2011-11-07-rbsc-pub-Executive_quick_survey.html
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