Hightech-Müll aus Europa und Nordamerika landet trotz Verboten noch immer zum großen Teil in Afrika und Asien. Die Endverwertung, die in diesen Ländern meist ohne großen technischen Aufwand geschieht, hat für die Anrainer katastrophale Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Universität der Vereinten Nationen (UNU) http://unu.edu präsentiert eine aktuelle Studie aus Ghana, die alarmierende Mengen von Giftstoffen wie Blei, Cadmium auf einem Sportplatz, einem Markt und auf einem Schulgelände nahe eines Schrottplatzes fand. Die Bodenproben wurden im Umkreis von 150 Metern der Agbogbloshie-Müllhalde im Zentrum von Ghanas Hauptstadt Accra entnommen. Tausende Menschen, darunter auch viele Kinder, suchen hier in Schrottladungen nach noch verwertbaren Metallen. Vorwiegend geht es um Kupfer, für dessen Erhalt die Plastikisolierungen der Computerkabel auf offenen Feuern verbrannt werden. „Wir fanden im Schulhof eine Bleibelastung, die zwölf Mal über den offiziell als gefährlich eingestuften Werten lag, und die Cadmiumwerte waren um das 2,5-fache erhöht“, berichtete Studienleiter Atiemo Sampson im pressetext-Interview.
Mülldeponie Europas
Untersucht wurden dabei allerdings nur Staubverunreinigungen. „Genauso gefährlich dürften die Rauchstoffe sein, die Schwermetalle und Krebserreger wie etwa Dioxine und Furane enthalten. Dazu kommt die Verschmutzung des Oberflächen- und Grundwassers“, so der Forscher. Die Gesundheitsgefahr sei den hier lebenden und arbeitenden Menschen zwar bewusst, doch sei die existenzielle Sorge meist größer. Zwar könnten sich seine Landsleute in der Regel bloß Second-Hand-Hightech leisten, dennoch: „Die meisten sehen Elektroschrott als Beleidigung und als Versuch Europas, Afrika als Mülldeponie für seine veraltete Technik zu missbrauchen.“
International ist es zwar verboten, Elektroschrott zu verschiffen. Dass sich das Problem dadurch dennoch kaum gebessert hat, geht zum Teil auf skrupellose Händler zurück, die den Müll gemeinsam mit noch verwendbaren Artikeln in Container auf die Reise schicken. Ghana importierte 2009 insgesamt 215.000 Tonnen Elektronik. 70 Prozent davon waren Gebrauchtware, davon wiederum 15 Prozent reiner Schrott. Ironischerweise sind viele der nicht rückgewonnenen Metalle in den Altgeräten längst knappe Rohstoffe, ohne die etwa Flachbildschirme, Handys oder Elektroautos kaum auskommen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20110526002 ).
Lösung für Entwerter gesucht
Ghana sollte nachhaltige Lösungen suchen, appelliert Sampson. „Die Lebensgrundlage von zigtausenden Menschen im informellen Sektor hängt vom Elektro-Recycling ab. Statt einer völligen Abschaffung braucht es deshalb eine Umgestaltung hin zu öffentlich-privaten Partnerschaften, die diese Menschen bei Sammlung, Sanierung, Demontage und sogar beim Umschmelzen einbinden. Ghana soll außerdem künftig selbst entscheiden, was importiert wird und was nicht, etwa durch nationale Standards zur Wiederverwertbarkeit oder das Energiespar-Design von Waren, für deren Einhaltung die Importeure verantwortlich sind.
Auf internationaler Ebene sucht die Initiative „Solving the E-Waste Problem“ (StEP) http://www.step-initiative.org nach Lösungen. Deren Exekutivsekretär Rüdiger Kühr nennt gegenüber pressetext drei vorrangige Ziele des Vorhabens: „Zunächst sollen Empfehlungen für nationale Gesetzgeber erarbeitet werden, die sozial und ökologisch nachhaltig sind. Es geht weiters darum, Nord-Süd-Kooperation im Recycling zu stärken um das Potenzial eines jeden am besten zu nutzen.“ Als drittes Ziel bezeichnet Kühr die Förderung des interdisziplinären Austauschs, etwa durch in der Errichtung einer Akademie als kompetente Anlaufstelle für Politik und Wirtschaft für Fragen der Entsorgung von Elektroschrott.
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