Wien (pte/13.10.2011/16:00) „Zeitungen sind wie die Sonne. Im Osten sind sie weiterhin auf dem Weg nach oben, während es im Westen abwärts geht“, sagt Christoph Riess, CEO der World Association of Newspapers and News Publishers (WAN-IFRA) http://wan-ifra.org , gegenüber pressetext anlässlich der Eröffnung des 63. World Newspaper Congress in Wien. Dem Medienprofi nach hat die globale Wirtschaftskrise das Ost-West-Gefälle noch weiter verstärkt. „2010 haben sich die Zeitungen global gesehen zwar wieder etwas erholt. Wir sind aber noch nicht über den Berg“, so Riess. Online zieht an Print vorbei
Die Lage bleibt für die Zeitungen angespannt. Die Auflagen sind insgesamt weiterhin zurückgegangen. „2009 haben wir uns noch gefragt, ob der Rückgang nur den Umständen geschuldet ist oder ob er strukturell bedingt ist. Jetzt wissen wir, dass es sich um ein strukturelles Phänomen handelt“, meint der WAN-IFRA-Chef. Dennoch hätten die Zeitungen nicht weniger Kunden. Das Geschäft im Internet macht den analogen Schwund mehr als wett.
Die Werbeeinnahmen der Zeitungen steigen weltweit nach wie vor an, auch wenn die Situation von Region zu Region unterschiedlich ist. In Asien und Südamerika steigen die Einnahmen der Zeitungen. In Europa stagnieren die Zahlen, während sie in den USA fallen. Insgesamt sind die Zeitungen noch immer der zweitgrößte Empfänger von Werbegeldern. Das Internet wird in den kommenden Jahren aber an den Zeitungen vorbeiziehen. In den USA passiert das schon dieses Jahr, in Europa und Asien wird es noch einige Jahre dauern.
Umsätze im Netz gehen verloren
Die Herausforderung für Zeitungen in der Zukunft ist, bei der Digitalisierung am Ball zu bleiben. Die Märkte ändern sich. Die traditionellen Medien laufen damit Gefahr, ihre Gewinne an die neuen Player wie Google im Internet und Apple im mobilen Sektor zu verlieren. Das Problem vieler Zeitungen ist, dass Leser im Netz nicht besonders treu sind. Der Nachrichtenmarkt im Netz wird zunehmend fragmentiert. Im analogen Geschäft geht der Trend zu mehr Lokalität. „Große, nationale Zeitungen tun sich schwerer als kleine, lokale Unternehmen“, erklärt Riess.
Gedruckte Zeitungen erreichen derzeit rund 2,5 Mrd. Menschen. Es gibt zwei zwei Mrd. Webnutzer. Die Zeitung bleibt somit trotzdem ein sehr einflussreiches Medium. Bei Gratistageszeitungen ist die Goldgräberstimmung jedoch vorbei. „Hier hat eine Konsolidierung eingesetzt, weil die Märkte zum Teil zu aggressiv ausgebeutet wurden“, betont Riess. Soziale Medien werden ebenfalls eine zentrale Rolle spielen. „Im Moment generieren Social Media lediglich Publikum. Bald werden sie aber auch Inhalte generieren. Das wird die Art, wie wir arbeiten, komplett verändern“, schließt Riess.
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