Zürich (pte/06.10.2011/06:00) Menschen und Schimpansen haben ähnliche Muskelansatzstellen. Trotzdem beherrschen wir den aufrechten Gang und die Affen nicht. Zu diesem Schluss kommt Anthropologe Naoki Morimoto von der Universität Zürich http://www.uzh.ch . „Wir wissen viel über Schimpansen, aber sehr viele spannende Neuigkeiten erfahren wir jetzt erst durch die neuen Technologien“, sagt Morimoto im pressetext-Gespräch. Gewonnen haben der Anthropologe und sein Team ihre Erkenntnisse mittels hochauflösender tomographischer Daten. Denn die Menschenaffenkörper werden heute nicht mehr mit Messer und Operationsbesteck seziert, sondern virtuell am Computerbildschirm präpariert und analysiert. Das Verfahren der virtuellen Autopsie, genannt „Virtopsie“, wurde von Michael Thali am Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich entwickelt. In der Gerichtsmedizin wird diese Methode weltweit angewandt. Die Virtopsie verhilft nun auch in der Anthropologie ungeahnte Möglichkeiten. „Es gibt so einiges, dass wir über den Menschen noch nicht wissen – wir können also noch Erkenntnisse in der Medizin erwarten“, sagt Morimoto. Mit dem neuen Verfahren kann ein und dasselbe Präparat von verschiedenen Forschenden untersucht werden. Früher war die Zerstörung des Forschungsobjekts unumgänglich.
Keine Zerstörung des Forschungsobjekts
Der Befund von Morimoto und seinem Team bestätigen zunächst die Erkenntnisse der Genetik, wonach Mensch und Schimpanse evolutionäre Geschwister sind. Gorillas sind im Vergleich nur entferntere Verwandte des Menschen. Aber die Erkenntnis hat weitreichende Konsequenzen für die Interpretation von Fossilfunden: Die für die Fortbewegung so entscheidenden Oberschenkelknochen sagen in erster Linie etwas über ihre evolutionäre Verwandtschaft aus.
Folgerungen bezüglich der Funktion der Knochen müssen dagegen mit größter Vorsicht gezogen werden. Anthropologe Christoph Zollikofer konkretisiert: „Eine Aussage etwa darüber, welche Veränderungen im Hüft- und Oberschenkelbereich beim evolutionären Übergang von der typisch vierbeinigen Fortbewegungsweise der afrikanischen Menschenaffen zur Zweibeinigkeit der Hominiden eine Rolle spielten, lässt sich allein aus Muskelansatzstellen am Knochen nicht ableiten.“
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