Finanzminister Rainer Wiegard vereidigte 55 Nachwuchskräfte – Plädoyer für ein einfaches, transparentes und gerechtes Steuerrecht

Kiel. Bei einem Festakt im Schleswig-Holsteinsaal im Landeshaus hat Finanzminister Rainer Wiegard am Mittwoch (21. September 2011) 55 Nachwuchskräfte vereidigt. Im gehobenen Dienst haben 25 Finanzanwärterinnen und Finanzanwärter ihre Ausbildung begonnen, im mittleren Dienst 30 Steueranwärterinnen und Steueranwärter. Wiegard wies darauf hin, dass sich die jungen Männer und Frauen gegen mehr als 1000 Mitbewerber durchgesetzt haben. „Ich habe Respekt davor, dass Sie sich für die Finanz- und Steuerverwaltung entschieden haben. Sie erwartet ein spannendes Arbeitsfeld, Sie werden es aber auch mit den kompliziertesten Steuergesetzen weltweit zu tun haben“, sagte der Finanzminister.

Wiegard sprach sich erneut für eine deutliche Steuervereinfachung aus. „Wir brauchen ein einfaches, transparentes und gerechtes Steuerrecht, das die Menschen verstehen und das sie bereit sind zu akzeptieren“, so Wiegard. Er verwies auf ein Urteil des Bundesfinanzhofes, der eine Vorschrift im Einkommensteuerrecht als „sprachlich nahezu unverständlich“ bezeichnet und festgestellt habe, dass der Wortlaut keinen Sinn ergebe. Wiegard: „Wenn das kein Auftrag zum Handeln ist, wenn das höchste deutsche Finanzgericht sagt: Unsere Steuergesetze versteht keiner und sie machen auch keinen Sinn.“

Wiegard hatte im April des Jahres Meilensteine für ein einfaches und transparentes Steuerrecht vorgelegt. Dazu gehört eine Einkommensteuer mit einem Staffeltarif mit vier bis fünf Stufen bei einem Eingangssteuersatz von etwa 14 Prozent und einem Spitzensteuersatz um 45 Prozent. „Dann können sich durchschnittlich gebildete Bürger ihre Steuer selbst ausrechnen. Das erhöht die Akzeptanz der Steuererhebung“, erklärte Wiegard. Als weitere Meilensteine nannte Wiegard vorrangig die Abschaffung aller Ermäßigungen bei der Mehrwertsteuer bei gleichzeitiger Reduzierung des allgemeinen Mehrwertsteuersatzes von derzeit 19 auf bis zu 16 Prozent und einem Ausgleich für Bezieher niedriger Einkommen. „Ich setze mich dafür ein, dass eine solche Steuervereinfachung möglichst bald Bürger und Unternehmen entlastet und Ihnen die Arbeit erleichtert“, sagte Wiegard zu den Anwärterinnen und Anwärtern.

Die Ausbildung zum Diplom-Finanzwirt (gehobener Dienst) dauert drei Jahre. Dabei wechseln Theorie und Praxis ab: 21 Monate verbringen die Studierenden an der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung in Altenholz, 15 Monate in berufspraktischen Zeiten im Finanzamt. Bei der zweijährigen Ausbildung zum Finanzwirt (mittlerer Dienst) entfallen acht Monate auf die Fachtheorie am Bildungszentrum der Steuerverwaltung in Malente und 16 Monate auf die Berufspraxis. Interessenten richten ihre Bewerbungen an das jeweilige Wohnsitzfinanzamt.

Matthias Günther | Kiel |