KIEL. „Geschlechtergerechte Praxis im Arbeitsschutz und in der betrieblichen Gesundheitsförderung“ lautet der Titel eines Berichtes, den eine länderübergreifende Arbeitsgruppe der 21. Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und -minister, -senatorinnen und -senatoren der Länder (GFMK) im Juni 2011 vorgelegt hat. Der Bericht zeigt auf, wie der Arbeits- und Gesundheitsschutz unter der Perspektive der unterschiedlichen Anforderungen von Frauen und Männern weiter vorangebracht und bei den für Arbeitsschutz Verantwortlichen noch besser verankert werden kann. „Wenn wir Chancengleichheit in der Arbeitswelt herstellen wollen, gehören neben den Themen Entgelt und Karriere auch die Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes dazu – dies zeigen die Ergebnisse des Berichts in eindrucksvoller
Weise auf“, erklärte Schleswig-Holsteins Gleichstellungsminister Emil Schmalfuß als Vorsitzender der 21. GFMK.
Bei den gesundheitsgefährdenden Belastungen und Risiken in der Arbeitswelt, bei den arbeitsbedingten Erkrankungen und Fehlzeiten, bei Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen reiche der technisch-naturwissenschaftlich geprägte Blickwinkel allein nicht aus. Er müsse um die Frage nach den Geschlechtsspezifika und den sozialen Rollen von Frauen und Männern erweitert werden.
So zeigen die Daten und Fakten, dass die sogenannten typischen Frauenberufe keineswegs pauschal als weniger belastend eingestuft werden können. Lärm und körperlich schwere Arbeit wie Heben und Tragen führen auch in den von Frauen häufig besetzten Berufsfeldern wie in Kindertagesstätten oder in der Pflege zu gesundheitlichen Risiken. Dagegen spielen psychische Belastungen und Erkrankungen auch bei Männern bzw. in den sogenannten typischen Männerberufen eine zunehmende Rolle. Der unterschiedliche Umgang von Frauen und Männern mit ihrer Gesundheit, Krankheit und Gefährdungen wirkt sich auch am Arbeitsplatz und Berufsleben aus.
Das Fazit der GFMK: Diese Aspekte zu erkennen und mit einzubeziehen ist nicht nur ein Muss für Chancengleichheit von Frauen und Männern, sondern auch für wirksamere, passgenauere Präventionskonzepte im Arbeitsschutz und in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Hierfür gibt es erste Beispiele guter Praxis, die gleichfalls mit dem vorgelegten Bericht aufgezeigt werden.
„Wir haben hier ein Themenfeld eröffnet, das auch im Hinblick auf die Gestaltung des demographischen Wandels in der Arbeitswelt für alle Verantwortlichen von großer Bedeutung ist“ erklärte Minister Schmalfuß. Daher habe die Konferenz in ihrem Beschluss zu diesem Thema eine Reihe von Bitten und Anregungen an die Akteurinnen und Akteure des Arbeitsschutzes – Ministerien, Aufsichtsbehörden, Unfallversicherungsträger und Betriebe – adressiert, die zu Verbesserungen im Wissensstand und in der Praxis beitragen sollen. Auch die GFMK wird an diesem Thema weiterarbeiten.
Oliver Breuer |
Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Integration | Kiel |