Ein langjähriger Kunde der Städtebauförderung ist die Flensburger Neustadt. Der Stadtteil wurde 1999 in das Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen, weil er sozial umzukippen drohte. Bislang flossen insgesamt rund 27,8 Millionen Euro an Städtebauförderungsmitteln in diese Sanierungsmaßnahme. „Wir sind auf einem guten Weg, dass das Wohnquartier wieder eine liebens- und lebenswerte Zukunftsperspektive mit stabilen sozialen Strukturen erhält“, sagte der Minister während eines Rundgangs im Sanierungsgebiet, an dessen Ende er einen Zuwendungsbescheid für dieses Jahr in Höhe von 426.000 Euro an Flensburgs 2. Bürgermeister Jochen Barckmann überreichte. Am Beispiel „Neustadt“ zeige sich die hohe Bedeutung des Programms „Soziale Stadt“, sagte Schlie.
Im Mittelpunkt der Sanierung steht die Neuordnung brachliegender und wenig genutzter Flächen, eine bessere öffentliche Erschließung, das Anlegen neuer Grünflächen, der Abriss von Gebäuden innerhalb der Wohnblocks sowie eine Modernisierung der überwiegend noch in der Gründerzeit errichteten Häuser. Auf dem Sanierungsplan steht auch die Ansiedlung von Einzelhandel. Außerdem werden Freizeit- und Sportangebote geschaffen werden. „Die Städtebauförderungsmaßnahmen haben bereits die positive Wirkung, dass sich wieder private Investoren für den Stadtteil interessieren“, sagte Schlie. Stationen auf dem Rundgang durch das Fördergebiet waren die Walzenmühle, die Gartenstraße, die Straße „Neustadt“, das Stadtteilzentrum sowie der Schlachthof und Wasserplatz.
Der Walzenmühle kommt als Medien- und kulturwirtschaftliches Dienstleistungszentrum eine besondere Bedeutung zu; sie ist ein Schlüsselprojekt der Sozialen-Stadt-Maßnahme. „Die neue Nutzung des leer stehenden und als Kulturdenkmal eingetragenen Mühlenkomplexes verbindet städtebauliche, wirtschaftliche und baukulturelle Aspekte in vorbildlicher Weise“, sagte Schlie. Neben der Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen als Hauptzielrichtung der Förderung konnten durch das Projekt ein bedeutsames Kulturdenkmals gesichert, der Stadtteil Neustadt städtebaulich weiterentwickelt und sozial stabilisiert werden. Damit erfülle es in herausragender Weise die Ziele nachhaltiger Stadtentwicklung. Die Gesamtkosten von rund zehn Millionen Euro wurden von privaten Investoren, der Stadt Flensburg und des Landes, des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und aus dem Programm „Soziale Stadt“ finanziert.
Im Bereich der Gartenstraße sollen Stadthäuser neu gebaut und die Staße insgesamt umgestaltet werden.
In der Straße „Neustadt“ befinden sich erhaltenswerte Gebäude. Mit einigen Eigentümern von Gebäuden, die für das Stadtbild prägend sind, finden Gespräche über Modernisierungsmaßnahmen statt.
Ein Stadtteilzentrum soll entwickelt werden, um die ortsnahe Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Geplant ist die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben, die durch die Umgestaltung und eine Verschwenkung der Werftstraße möglich wird.
Die industriell genutzten Flächen an der Förde lassen nicht erkennen, dass der Stadtteil am Wasser liegt. Um eine Verbindung der Neustadt zur Förde herzustellen, wurde ein Park, der Galwik Park geschaffen, an dessen Abschluss an der Fördekante der Wasserplatz entstehen soll. Der Wasserplatz soll ansprechend gestaltet und durch den Bau einer Promenade stadteinwärts mit der Schiffbrückenpromenade verbunden werden.
Im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt“ konnten bis 2010 auch Modellprojekte gefördert werden, die keine klassischen Bauinvestitionen sind. Da diese Modellprojekte auf mehrere Jahre angelegt sind, laufen sie auch jetzt noch weiter. So wird derzeit an fünf Schulen eine Schulsozialarbeit finanziert und wissenschaftlich begleitet. Träger ist die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Flensburg mbH (bequa). Schulen sollen zu einem zentralen Lebensort weiter entwickelt werden, um die Situation für Schüler und Eltern zu verbessern.
Schulsozialarbeiter haben dabei eine wichtige Vermittlerrolle, um eine Brücke zwischen Familie und Schule, aber auch zu den verschiedenen Institutionen im Quartier zügig und erfolgreich zu bauen. Für dieses 2008 gestartete Projekt, das noch bis Mitte nächsten Jahres läuft, stehen insgesamt 1,2 Millionen Euro zur Verfügung.
Weitere Modellvorhaben sind
►ein Kinder- und Eltern-Zentrum (KiEZ), das eine Heilpädagogin beschäftigt und beispielsweise gemeinsame Kinder- und Eltern-Aktionsnachmittage organisiert.
►ein Stadtteildienst mit fünf ehemaligen Arbeitslosen aus der Neustadt, die sich jetzt um die Verschönerung und die Sauberkeit sowie die Kulturarbeit im Stadtteil kümmern.
►ein Netzwerk Erziehungskompetenz, in dem ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch mit Mitarbeitern der Kitas, Grundschulen, Erziehungsberatungsstelle, des Jugendärztlichen Dienstes und Organisationen wie dem „Haus der Familie“ und Dansk Skoleforeningen stattfindet. Zu dessen Aufgabe gehört es beispielsweise, Erzieherinnen und Erzieher der Kitas für die Arbeit mit belasteten Familien zu qualifizieren.
►ein Stadtteilfonds, mit dessen Mitteln einzelne Projekte gefördert werden, die dem Stadtteil unmittelbar zugute kommen und den Zielen einer sozialen Stadtentwicklung dienen. Dazu gehören beispielsweise Stadtteilfeste, ein Multi-Kulti-Frauen-Café oder Veranstaltungen zur gesunden Ernährung.
Thomas Giebeler | Innenministerium, Kiel |