Bereits Anfang April 2011 hat das Kommissariat 2 der Bezirkskriminalinspektion Lübeck die Ermittlungen gegen eine Einbrecherbande mit der Festnahme von sechs Tatverdächtigen vorläufig abgeschlossen.
Das Amtsgericht Lübeck erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Lübeck gegen die Tatverdächtigen Haftbefehle. Die sechs 19- bis 24-jährigen tatverdächtigen Lübecker, mit unterschiedlichen Migrationshintergründen, hatten sich darauf spezialisiert, die frühe Dunkelheit der Wintermonate für Einbrüche in Einfamilienhäuser zu nutzen.
Sie brachen Fenster oder Terrassentüren auf und durchsuchten die Häuser nach Bargeld, Schmuck, Mobiltelefonen und anderen Wertgegenständen. Das Diebesgut versetzten sie zeitnah an unterschiedliche Abnehmer. Ihre Beutezüge führte sie überwiegend in das Stadtgebiet Lübeck und das Lübecker Umland. Sie scheuten aber auch nicht vor weiteren Ausfahrten zurück. So konnten ihnen Einbruchstaten auf Fehmarn, in Bargteheide, Mölln, Ratzeburg, Rostock und Hildesheim nachgewiesen werden.
Einen in Cleverbrück aus einem Einfamilienhaus entwendeten Standtresor gruben die Ermittler im Schrebergarten eines Tatverdächtigen aus dem Gemüsebeet aus. Das am selben Tatort entwendet Mobiltelefon benutzte einer der Tatverdächtigen noch bei seiner Festnahme. Nach Einschätzung der Ermittler können der Tätergruppe zirka 30 Taten sicher nachgewiesen werden. Die Dunkelziffer dürfte aber um ein Vielfaches höher liegen.
Wie hoch diese Dunkelziffer sein könnte, lässt die Sicherstellung von drei Jagdgewehren im Wert von 150.000 Euro vermuten. Die Gewehre stammen aus einem Einfamilienhauseinbruch in der Siedlung Heimstätten, der sich bereits im Februar 2010 ereignete. Bei den Gewehren handelt es sich um sehr hochwertige Unikate, weshalb die Tatverdächtigen Probleme bekamen, diese anschließend zu veräußern. Jäger hätten sicher sofort den deliktischen Ursprung erkannt und im Umfeld der Einbrecher sind mit Gold und Silber beschlagene Jagdwaffen eher selten in Gebrauch.
Während der Ermittlungen zeigte sich, dass einer der Tatverdächtigen intensive Kontakte zu einer Gruppe von amtsbekannten Lübecker Straftätern unterhielt. Die ebenfalls sechs aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden 22 bis 26 Jahre alten Männer hatten sich scheinbar auf Einbrüche in Arztpraxen spezialisiert. Wegen der Umstellung auf Sommerzeit und der damit verbundenen später einsetzenden Dämmerung verlieren Wohnungen und Einfamilienhäuser in der helleren Jahreszeit für Einbrecher ihre Attraktivität, so dass andere Tatobjekte in den Vordergrund treten. Neue Nahrung bekam der Verdacht der Polizei, als drei Tatverdächtige der sechsköpfigen Gruppe Mitte Mai bei dem Versuch, in eine Kleintierpraxis in der Straße Krummeck einzusteigen, vorläufig festgenommen wurden. Die zu diesem Zeitpunkt zusammengetragenen Beweismittel reichten für die Beantragung von Haftbefehlen jedoch noch nicht aus, so dass die Beschuldigten zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt werden mussten.
Ab diesen Zeitpunkt schaute die Polizei der Gruppe allerdings etwas genauer auf die Finger. Dabei stellte sich heraus, dass eine Vielzahl von Einbrüchen in Arztpraxen auf das Konto dieser Bande gehen dürfte. Vereinzelt drangen die Täter auch in Vereinsgaststätten und Gemeinschaftshäuser ein.
Am 22. Juni 2011 erließ das Amtsgericht Lübeck schließlich auf Antrag der Staatsanwaltschaft Lübeck sechs Haftbefehle. Bevor diese vollstreckt werden konnten, verließen zwei der Beschuldigten Deutschland in Richtung Dänemark, wo sie das Festival in Roskilde besuchen wollten.
In der Nacht zum 29.Juni konnten schließlich drei der Tatverdächtigen auf dem Weg nach Puttgarden, von wo aus sie mit der Fähre weiter nach Dänemark wollten, verhaftet werden. Im Anschluss wurden die Wohnungen aller Tatverdächtigen durchsucht. In diesem Rahmen wurde ein vierter Tatverdächtiger verhaftet und diverse Beweismittel sichergestellt.
Die zwei noch fehlenden Tatverdächtigen konnten schließlich am Abend des 29. Juni bei ihrer Einreise in Puttgarden verhaftet werden. In ihrem Gepäck befanden sich neun Mobiltelefone, 2 i-pods, eine Digitalkamera, über 1.000 Euro Bargeld, darunter 140 mal 2,-€ Münzen, dänisches, norwegisches, polnisches und tschechisches Geld. Die Dänische Polizei hat auf dem Festivalgelände eine eigene Wache eingerichtet. Wegen der vielen deutschen Besucher verrichtet dort auch eine Kontaktbeamtin des Landeskriminalamtes während des Festivals ihren Dienst.
Die Überprüfungen in Roskilde werden sicher die Liste der Straftaten verlängern. Bedauerlich für die betroffenen Besucher, deren Freude an einigen ungetrübten Festivaltagen durch den Diebstahl empfindlich gestört wurde.
Aktuell werden der Bande fast 50 Einbrüche in Lübeck und Ostholstein zur Last gelegt. Die Schadenshöhe kann zurzeit noch nicht beziffert werden, allein der durch die Einbrüche entstandene Sachschaden dürfte die 100.000 Euro Grenze leicht übersteigen.
Von den insgesamt 12 Tatverdächtigen befinden sich momentan noch sechs Personen in den Justizvollzugsanstalten Lübeck, Neumünster und Flensburg in Untersuchungshaft.
PD - Pressestelle