Der Arbeitsalltag von jungen Wissenschaftler(inne)n ist insgesamt durch ein hohes Maß an Internationalität geprägt. Sich aktiv an internationalen wissenschaftlichen Diskursen zu beteiligen, sich mit ausländischen Wissenschaftler(inne)n auszutauschen oder selbst für eine gewisse Zeit im Ausland zu forschen, ist für viele fester Bestandteil ihrer Tätigkeit. Jede/-r vierte Nachwuchswissenschaftler/-in hat bereits einen forschungsbezogenen Auslandsaufenthalt von mindestens einmonatiger Dauer absolviert; insgesamt war jede/-r Zweite in der Zeit als Nachwuchswissenschaftler/-in bereits einmal berufsbedingt im Ausland. Über 80 Prozent der Nachwuchswissenschaftler/-innen weisen in ihrer gesamten Biographie (Schule/Studium/Erwerbstätigkeit) Auslandsaufenthalte auf. Besonders hohe Mobilitätsquoten als Forscher/-innen gibt es unter den Naturwissenschaftler(inne)n, den Sozial- und Politikwissenschaftler(inne)n sowie den Geisteswissenschaftler(inne)n. Von denjenigen, die bis dato nicht forschungsbezogen im Ausland waren, äußert die Mehrzahl generell Interesse an einem Aufenthalt im Ausland.
Dies sind Ergebnisse einer Befragung, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beim HIS-Institut für Hochschulforschung (HIS-HF) in Auftrag gegeben hat. Die Studie wertet die Antworten von rund 5.500 Studienteilnehmer(inne)n aus Hochschulen mit Promotionsrecht und außeruniversitären Forschungseinrichtungen aus. Das Durchschnittsalter der befragten Wissenschaftler/-innen beträgt 32 Jahre.
Als Haupthürden für länderübergreifende Mobilität wurden die Finanzierung, Bürokratie, fehlende Beratungsangebote und die Trennung vom privaten Umfeld benannt. Fast 40 Prozent der Befragten gaben allerdings an, keinerlei Probleme bei der Planung und Durchführung eines Auslandaufenthalts zu haben.
Gut drei Viertel der Befragten haben Kontakte zu Wissenschaftler(inne)n außerhalb ihres Heimatlandes. Die wichtigsten Kontaktländer sind die USA, Frankreich, Großbritannien und die Schweiz. Auch in die Nachbarländer Niederlande, Österreich und Italien bestehen vergleichsweise häufig Kontakte. Die häufigste Kooperationsform stellt die Teilnahme an einem internationalen Forschungsprojekt dar. Auch internationale Co-Autorenschaften sind – wenngleich von Fach zu Fach in unterschiedlichem Ausmaß – relativ weit verbreitet (Universitäten: 43 Prozent). Auslandskontakte entstehen besonders häufig auf Tagungen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat sich zum Ziel gesetzt, die internationale Mobilität deutscher Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen zu steigern – etwa durch das Programm IPID (International Promovieren in Deutschland), den Sofja-Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) und das Reintegrationsprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Außerdem informiert die Initiative GAIN deutsche Wissenschaftler in Nordamerika über den Forschungsstandort Deutschland und unterstützt deren Rückkehr auf attraktive Positionen in Europa.
„Wir unterstützen die Mobilität unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“, betonte Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung. „Netzwerke zwischen den Forschungsstandorten auf der ganzen Welt sind heute wichtiger denn je. Gleichzeitig müssen wir hierzulande für Bedingungen sorgen, die es den Wissenschaftlern leicht machen, zurückzukehren. Unser Signal muss sein: Wir brauchen kluge Köpfe.“
Die Motive für internationale Kooperationen sind häufig vor allem forschungsbezogen (Ideenaustausch; die eigene Forschung voranbringen), nicht selten spielen jedoch auch eher karrierebezogene und ressourcenbezogene Motive (Forschungsförderung) eine wichtige Rolle. Insbesondere der forschungsbezogene Nutzen eines Auslandsaufenthalts wird von der Mehrheit der befragten Forscher/-innen positiv beurteilt.
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung