In Schleswig-Holstein werden derzeit mehrere Maßnahmen verfolgt, um der Infektion entgegen zu wirken:
Information Betroffener: Arzt aufsuchen. Hygienemaßnahmen beachten.
Information Angehöriger über Gesundheitsämter: Direkten Kontakt mit Betroffenen vermeiden, Hygienemaßnahmen beachten. Auch in häuslicher Gemeinschaft lebende sollen nicht Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas oder nur in Ausnahmefällen die Schule besuchen. Einzelheiten regeln die Gesundheitsämter in ihrem Zuständigkeitsbereich.
Ärztinnen und Ärzte: Labore und Ärzte sind nach Infektionsschutzgesetz verpflichtet sowohl mikrobiologisch nachgewiesene EHEC-Infektionen, als auch das Krankheitsbild des HUS (auch bereits bei Krankheitsverdacht) unverzüglich an das örtliche Gesundheitsamt zu melden. Die Meldungen werden über die Landesmeldestelle (Kompetenzzentrum) beim Robert Koch-Institut (RKI) zusammengeführt.
Krankenhäuser: Abstimmung über Auslastung erfolgt unter den Krankenhäusern, sofern notwendig. Darüber hinaus hat das Land im Gesundheitsministerium eine Koordinierungstelle eingerichtet, um die Auslastungen der Krankenhäuser untereinander abzugleichen und Planungshilfe, gegebenenfalls auch länderübergreifend, zu geben.
Forschung nach Infektionsquelle: Basierend auf Befragung der Betroffenen werden die Information durch die Gesundheitsämter an das RKI übermittelt. Beteiligt ist seitens des Landes auch die Lebensmittelkontrolle.
Hintergrund
Die derzeitige Ausbreitung ist alarmierend, weil die Erkrankung auffällig häufig einen schweren Verlauf mit Nierenversagen (hämolytisch-urämisches Syndrom = HUS) nimmt. Zur Einordnung: Im Jahr 2010 wurden 24 bestätigte Fälle einer EHEC-Infektion, davon 6 HUS-Fälle in Schleswig-Holstein entsprechend der Referenzdefinition des RKI gemeldet.
Auffällig ist, dass – im Gegensatz zu sonstigen HUS-Ausbrüchen in der Vergangenheit -überwiegend Erwachsene betroffen sind. Ernst zu nehmen sind die Erkrankungen derzeit vor allem, weil der Anteil von schweren Krankheitsverläufen ungewöhnlich hoch ist.
Informationen: Siehe auch: www.rki.de
Fragen und Antworten
Wie äußert sich eine EHEC-Infektion? Die Mehrzahl der Erkrankungen tritt als unblutiger, meistens wässriger Durchfall in Erscheinung. Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen, seltener Fieber. Bei schwerer Verlaufsform: krampfartigen Bauchschmerzen, blutigem Stuhl und teilweise Fieber.
Wie erfolgt eine Infektion mit dem EHEC-Erreger? EHEC-Infektionen können auf vielfältige Art und Weise übertragen werden: Dabei handelt es sich stets um die unbeabsichtigte orale Aufnahme von Fäkalspuren, wie z.B. bei Kontakt zu Wiederkäuern oder beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel. Auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind ein Übertragungsweg.Wie lange dauert es zwischen Ansteckung und Auftreten der Infektion? Die Inkubationszeit beträgt ca. 2 bis 10 Tage (durchschnittlich 3 bis 4 Tage).
Wie wird eine EHEC-Infektion behandelt? Die Behandlung der Krankheitssymptome kann nur symptomatisch erfolgen. Das bedeutet beispielsweise, dass dem Flüssigkeitsverlust durch Durchfall oder Fieber entgegengewirkt wird. Ist im Einzelfall mit unbedingt mit der Hausärztin/ Hausarzt abzustimmen.
Wie ist lang ist die Dauer der Ansteckungsfähigkeit? Eine Ansteckungsfähigkeit besteht, solange EHEC-Bakterien im Stuhl nachgewiesen werden. Mit einer Ausscheidungsdauer von über einem Monat muss gerechnet werden.
Was ist ein hämolytisch – urämisches Syndrom – HUS? Diese schwere Komplikation tritt üblicherweise in etwa 5-10% der symptomatischen EHEC-Infektionen auf und ist der häufigste Grund für akutes Nierenversagen im Kindesalter. Hierbei kommt es häufig zur kurzzeitigen Dialysepflicht, seltener zum unumkehrbaren Nierenfunktionsverlust mit chronischer Dialyse. In der Akutphase liegt die Sterblichkeitsrate des HUS bei ungefähr 2%.
Welche Vorsichtsmaßnahmen können vor Ansteckung schützen?
Präventionsmaßnahmen betreffen grundsätzlich die Vermeidung von Mensch-zu-Mensch Übertragungen, zum Beispiel durch Hygienemaßnahmen wie Händewaschen, und den sicheren Umgang mit Lebensmitteln. Rohe Lebensmittel tierischer Herkunft und andere leicht verderbliche Lebensmittel (z.B. Fleisch, Mettwurst, Wurstaufschnitt, Milch und Milcherzeugnisse, Feinkostsalate) stets bei Kühlschranktemperatur gelagert werden. Im aktuellen Geschehen empfiehlt das Robert-Koch-Institut besonders bei der Zubereitung von Gemüse auf gute Küchenhygiene zu achten sowie Bretter und Messer gründlich zu reinigen.
Wie erfolgt die Suche nach der Infektionsquelle: Behandelnde Ärztinnen und Ärzte melden die Infektionen an die Gesundheitsämter. Durch Befragung der Patienten wird versucht, einen möglichen gemeinsamen Nenner zu finden. Aus den Bundesländern gehen die Meldungen an der Robert-Koch-Institut, das federführend bei der Suche nach der Infektionsquelle ist, da es sich um ein überregionales Geschehen handelt.. Bei Infektionsgeschehen in der Vergangenheit konnte nicht immer die Infektionsquelle ermittelt werden.
Christian Kohl | Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit | 24143 Kiel |