13.05.2011 – 12:12 Uhr, Bundeskriminalamt
Wiesbaden – In einer groß angelegten bundesweiten Aktion haben das Bundeskriminalamt (BKA) und 120 Polizeidienststellen aus 13 Bundesländern in den Abendstunden des 12.05.2011 circa 1000 Prostitutionsstätten kontrolliert. Ziel der Maßnahme war es, Opfer von Menschenhandel aus Westafrika zu identifizieren und Hinweise auf Menschenhändler zu erlangen. Zur Aufdeckung europaweiter Zusammenhänge wurde das Bundeskriminalamt während der Aktion durch ein Analyseteam von EUROPOL unterstützt. Nach vorläufigem Stand wurden 170 westafrikanische Frauen angetroffen.
Auch in diesem Jahr deuten erste Anzeichen darauf hin, dass einige der kontrollierten Frauen Opfer von Menschenhandel wurden. Die diesbezüglichen Ermittlungen dauern an.
Seit Jahren beobachten die Polizeien der Länder und das BKA das Phänomen des Menschenhandels zum Nachteil von weiblichen Staatsangehörigen aus Westafrika intensiv.
Die bisherigen Ermittlungen lassen ein bundesweites Netz von westafrikanischen Zuhältern, eingeschleusten Prostituierten, Geldwäschern, Passverleihern, Dokumentenfälschern und Schleusern vermuten, das sich bis in das europäische Ausland erstreckt. Nach der Anwerbung im Heimatland werden die Opfer in die Bundesrepublik eingeschleust, mit geeigneten Personaldokumenten versorgt und an Prostitutionsbetriebe vermittelt. Die Täterseite macht sich dabei den Glauben an Voodoo als Druckmittel bei den Opfern zunutze.
Diverse Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung sowie des banden- und gewerbsmäßigen Einschleusens bei den Polizeidienststellen des Bundes und der Länder lassen ein großes Dunkelfeld vermuten.
BKA-Präsident Jörg Ziercke: „Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung ist ein Delikt, das sich durch komplexe und nur schwer zu ermittelnde Tatstrukturen auszeichnet. Seine Bekämpfung gestaltet sich äußert schwierig, da vielfach erst über Gespräche mit möglichen Opfern der Einstieg in polizeiliche Ermittlungen gegen die Täter gelingt. Die Identifizierung der meist weiblichen Opfer bildet daher einen wichtigen, häufig sogar den ersten Schritt zur Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen die Ausbeuter. Der gestrige bundesweite Kontrolltag bildet mit seiner Vielzahl von Opferkontakten einen wichtigen Baustein bei der Bekämpfung des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung. So erhalten die Ermittlungsbehörden Informationen zu bestehenden kriminellen Netzwerken der Täter und können das Dunkelfeld aufhellen.“
Bundeskriminalamt - Pressestelle