Am 11. Mai geht die Datenbank mit rund 3000 Kupfer-, Silber- und Goldmünzen online:
Wer ist auf dieser Münze der etwas grimmig dreinblickende Herr mit dem spitzen Kinn und der prägnanten Nase? Diese und viele weitere Antworten finden Internet-Nutzer ab Mittwoch, 11. Mai 2011, in der Online-Münzdatenbank des Archivs der Hansestadt Lübeck. Im Rahmen des Vortrags von Dr. Dieter Dummler zum Thema „Das Geld und die Zeit “ um 18.30 Uhr im Lesesaal des Archivs, Mühlendamm 1-3, wird die neue Datenbank frei geschaltet. Nach mehreren Jahren Vorarbeit ist es nun soweit: Das Stadtarchiv hat seinen online-Auftritt um die Münzen erweitert und macht damit rund 3000 Kupfer-, Silber- und Goldmünzen für jedermann zugänglich. Viele von ihnen kann man sich jetzt bildlich nach Hause holen und am Bildschirm in allen Einzelheiten betrachten. Und: Zu jeder Münze gibt es exakte Angaben über Größe, Gewicht, Material und weitere genaue numismatische (münzkundliche) Hintergrundinformationen.
Unter den 3.000 Münzen sind filigrane Schönheiten, die in einmaliger Weise die hervorragende Bedeutung Lübecks als Handels- und Wirtschaftsmacht zeigen. Lübeck hat über Jahrhunderte Münzen von unterschiedlichstem Wert und Aussehen geprägt. Die Stadt besaß seit 1226 das vom Kaiser verliehene Recht, Münzen zu prägen, und sie hat davon auch fleißig Gebrauch gemacht. Fast 600 Jahre lang prägte Lübeck auf der Basis dieses Rechts und als freie Reichsstadt ungefähr 39 verschiedene Münzsorten (Nominale) aus.
Das Archiv der Hansestadt Lübeck (AHL) verwahrt eine weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte, jedoch bis dahin weitgehend ungeordnete Münzsammlung. Der Lübecker Münzexperte Dr. Dieter Dummler, Kieferorthopäde im Ruhestand, hat in den letzten vier Jahren in Detektivarbeit diesen Zustand beendet und jede Münze des Archivs bestimmt, eingeordnet und beschrieben. Die Beschäftigung mit der Münzgeschichte (Numismatik) ist ein langjähriges Steckenpferd von Dieter Dummler: Er gilt nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen als ausgewiesener Kenner der Numismatik, der mit Begeisterung von „seinen“ Münzen zu erzählen weiß.
Die städtische Münzsammlung hat eine wechselvolle Geschichte. Ihren Grundstock legte der Kaufmann Ludolph Heinrich Müller (1720-1788), der seine Sammlung 1788 dem Rat der Stadt vermachte. Wie die meisten Archivalien der Stadt wurde auch die Münzsammlung im Zweiten Weltkrieg ausgelagert; nach 1945 konnten leider nur rund 15 Prozent durch Kauf zurück nach Lübeck geholt werden.
Besonders empfindliche Verluste erlitt die Sammlung während der Auslagerung insbesondere bei den Goldmünzen. Heute muss davon ausgegangen werden, dass bedeutende Teile der Lübecker Sammlung durch widerrechtliches Einschmelzen unwiederbringlich verloren gegangen sind. Erst allmählich konnte die Münzsammlung seit den 1950er Jahren wieder neu aufgebaut werden. Eine Bereicherung erfuhr der Rumpfbestand unter anderem durch die Münz- und Medaillenbestände des Museums für Kunst und Kulturgeschichte sowie durch Ankäufe und Schenkungen.+++
Presseamt Lübeck