Mit Grünem Tee Darmkrebs vorbeugen?

Grüner Tee gehört zu den ältesten und am weitesten verbreiteten Getränken der Welt. Er wird hauptsächlich aus den Blättern der Pflanze Camellia Sinensis hergestellt und gilt besonders in Asien als Lebenselixier. Das Heißgetränk wirkt positiv auf Herz und Kreislauf, es scheint aber auch vor Krebs zu schützen. Wissenschaftler der Universitäten Halle (Saale) und Ulm untersuchen nun in einer Langzeitstudie die krebsvorbeugenden Eigenschaften des Grüntees, insbesondere gegen Darmkrebs. Die Deutsche Krebshilfe fördert das weltweit größte Forschungsvorhaben zu dieser Fragestellung mit insgesamt 2,1 Millionen Euro.

 

 

Bereits seit Jahrtausenden wird in China Grüner Tee getrunken. Nach traditioneller Überlieferung wirkt er sich positiv auf das Wohlbefinden und die Gesundheit aus. Im 16. Jahrhundert fanden die Blätter der Teepflanze erstmals ihren Weg nach Europa und wurden hier als pflanzliches Heilmittel verkauft. Vor einigen Jahren haben Wissenschaftler schließlich herausgefunden, dass ein bestimmter Inhaltsstoff des Grünen Tees, ein Pflanzenhormon mit dem wissenschaftlichen Namen Epigallocatechin-3-gallat (ECGC), vor bestimmten Krebsarten schützen kann. In verschiedenen Forschungsarbeiten haben sie beobachtet, dass ECGC die Entstehung von Tumoren der Prostata, Brust und Gebärmutter hemmt.

 

 

Die Wissenschaftler um Professor Dr. Thomas Seufferlein von der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Halle und Professor Dr. Julia Stingl vom Institut für Naturheilkunde und Klinische Pharmakologie der Universität Ulm untersuchen nun den Nutzen von Grünem Tee zur Darmkrebsvorsorge. Zielgruppe der Studie sind Patienten, bei denen im Rahmen der Krebs-Früherkennung bereits der Darm gespiegelt und dabei so genannte Polypen entdeckt und entfernt wurden. Polypen sind die gutartigen Vorstufen von Darmkrebs. Das Entfernen dieser Geschwülste kann die Entstehung von Krebs verhindern.

 

Im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) finden Ärzte bei jedem vierten Patienten einen oder mehrere Polypen. Ob durch den regelmäßigen Genuss von grünem Tee vermieden werden kann, dass sich neue Polypen bilden, wollen die Wissenschaftler nun untersuchen. Dazu verabreichen sie jedem Versuchsteilnehmer eine tägliche Dosis Grüntee-Extrakt in Form von Kapseln. Diese werden über einen Zeitraum von drei Jahren eingenommen. Eine Tagesdosis besteht aus zwei Kapseln, die jeweils 150 Milligramm EGCG enthalten. Zum Vergleich: Eine Tasse Grüner Tee enthält etwa 50 bis 70 Milligramm des Wirkstoffs.

 

Alle vier Monate entnehmen die Ärzte den Patienten Blut, um ihre Leber- und Blutwerte zu kontrollieren. Zudem fragen sie die Teilnehmer regelmäßig, ob diese die Kapseln eingenommen, zusätzlich Grüntee getrunken oder andere Medikamente bekommen haben. Außerdem wird nach drei Jahren mittels Koloskopie ermittelt, ob und wie viele neue Polypen sich gebildet haben.

 

„Bestätigt sich unsere Hypothese, dass Grüner Tee vor Darmkrebs schützt, dann könnten die Ergebnisse direkt in die klinische Praxis übertragen werden“, erklärt Seufferlein. Doch der Wissenschaftler will nicht zu früh Hoffnung wecken: „Die Annahme, dass das Trinken von Grüntee möglicherweise eine vergleichbare vorbeugende Wirkung wie Tee-Extrakt in Kapselform hat, werden wir aus unseren Daten nicht ohne weiteres ableiten können. Die Menge des Wirkstoffs variiert je nach Zubereitung stark und eine genaue Dosierung von EGCG, also dem hauptwirksamen Bestandteil, ist nur schwer möglich.“

 

Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „Das Potential pflanzlicher Substanzen zur Ergänzung der konventionellen Therapie darf nicht ungenutzt bleiben. Um die komplexen Wirkungen der Pflanzenstoffe zu verstehen und für die Betroffenen nutzbar zu machen, sind jedoch intensive Forschungsarbeiten notwendig. Daher fördert die Deutsche Krebshilfe neben klassischen grundlagenorientierten und klinischen Forschungsvorhaben auch eine Vielzahl von Projekten, die sich mit naturheilkundlichen Behandlungs- und Vorbeugemöglichkeiten gegen Krebs befassen.“

 

Deutsche Krebshilfe e.V.