08. März – Internationaler Frauentag Starke Frauen – Starke Wirtschaft

Im deutschen Bildungssystem haben Mädchen und Frauen in den letzten Jahrzehnten viel erreicht. Sie haben die besseren Schulabschlüsse und sind für das Berufsleben mindestens so gut qualifiziert wie Männer. Nur am Arbeitsmarkt scheint sich die Gleichstellung nicht durchzusetzen. Am konjunkturellen Aufschwung und der anziehenden Arbeitskräftenachfrage der letzten Monate konnten eher die Männer partizipieren. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Arbeitslosigkeit der Männer um 11,5 Prozent, die der Frauen um 5,6 Prozent, was auch damit zusammenhängt, dass Frauen in eher konjunkturunabhängigen Branchen arbeiten, dort aber öfter in Teilzeit, seltener in Führungspositionen und mit geringeren Löhnen als Männer. Frauen sind häufiger langzeitarbeitslos und tragen damit im Geschlechtervergleich das höhere Verbleibsrisiko in Arbeitslosigkeit. Fast 70 Prozent aller arbeitsuchenden Frauen sind in der Grundsicherung.

 

Frauen bilden eine gut qualifizierte Reserve für den Arbeitsmarkt. „Eine Reservebank können wir uns am Arbeitsmarkt aber nicht leisten. Fachkräfte werden bereits heute händeringend gesucht, offene Stellen können nicht besetzt werden – auch in klassischen Frauenberufen, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen“, so Heinrich Alt, Vorstand Grundsicherung der Bundesagentur für Arbeit. Dass sich die Situation für Frauen bessern wird, ist aber fast sicher. „Frauen haben einen starken Verbündeten, den demografischen Wandel. Wir werden älter und weniger. Die Arbeit bleibt, aber die Arbeitskräfte gehen aus. Umso dringender müssen wir den Blick auf diejenigen richten, die bisher zum Teil am Rande des Arbeitsmarktes standen“, appelliert Alt. Das sind zum Beispiel gut qualifizierte und motivierte Frauen, die gerne arbeiten würden, aber denen wegen familiärer Rahmenbedingungen der Zugang in die Arbeitsgesellschaft bislang nicht möglich war. Gerade Alleinerziehende haben es schwer. „Es ist gut, dass die Kinderbetreuung ausgebaut wird, aber es muss deutlich mehr getan werden. Über 60 Prozent der arbeitsuchenden Frauen kommen aus dem Einzelhandel, aus Gesundheits- und Pflegeberufen oder aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe. Alles Bereiche mit Arbeitszeiten, die klassische Kinderbetreuungszeiten nicht abdecken. Solange eine Alleinerziehende in Randzeiten oder am Wochenende keine Möglichkeit zur Kinderbetreuung hat, wird sich an der persönlichen Situation nicht viel ändern.“

 

Neben den Kinderbetreuungsangeboten sind in der Wirtschaft aber auch kluge Modelle und Ideen gefragt, um Beruf und Familie zu verbinden. „Langfristig denkende Personalverantwortliche haben längst die Zeichen der Zeit erkannt und investieren in familienfreundliche und familienbewusste Arbeitsbedingungen. Aber es sind noch zu wenige. In Deutschland sind derzeit rund 5,6 Millionen Frauen nicht erwerbstätig, davon wollen aber zwei Millionen wieder berufstätig sein, über die Hälfte mit mittlerer bis hoher Qualifikation. Diese Schätze müssen gehoben werden. Frauen sind und werden für Unternehmen unentbehrlich.“

 

Bundesagentur für Arbeit