Ein tierischer Umzug stand am vergangenen Wochenende in Nepal an: Die Naturschutzbehörden des Landes haben gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation WWF einen Bengal-Tiger (auch Königstiger genannt) aus der Region nahe der Touristen-Metropole Sauraha in den Bardia Nationalpark, nahe der indischen Grenze, umgesiedelt. Im September des vergangenen Jahres war der verletzte, männliche Tiger nahe einer Hotel-Anlage aufgefunden worden. Nachdem er sich unter der Aufsicht von Veterinären und Umweltschützern in einer Auffangstation erholt hat, wurde er mit einem GPS-Peilsender bestückt. Jetzt soll er im 600 Kilometer entfernten Babai-Tal ausgesetzt werden. Dort stünde dem Tiger ausreichend Lebensraum mit einer hohen Beutetier-Dichte zur Verfügung, so der WWF.
„Das Gebiet ist ein perfektes zuhause für den Tiger“, freut sich WWF-Tigerexperte Volker Homes. „Anti-Wilderer-Einheiten haben die illegale Jagd im Nationalpark eingedämmt und aufgrund der dünnen Besiedlung ist die Gefahr von Mensch-Tiger-Konflikten in der Region wesentlich geringer als im ursprünglichen Refugium des Tieres.“ Der männliche Tiger könne außerdem „frisches Blut“ in die Population des Bardia Nationalparks bringen und trage somit zur Erreichung des Ziels bei, die Tiger-Bestandszahlen bis 2022 zu verdoppeln. Derzeit leben nach WWF-Angeben in freier Wildbahn nur noch rund 3.200 Tiger.
Die Umsiedlung ist die Erste dieser Art in Nepal. Die Distanz von 600 Kilometern zwischen seinem ursprünglichen Zuhause und der neuen Heimat wird das Tier, unter der Aufsicht von Veterinären und Rangern in einem eigen konstruierten Anhänger zurücklegen. Vorbild für die Aktionen waren ähnliche Umsiedlungen in Indonesien oder Indien. Dank des GPS-Senders werden Wissenschaftler und Naturschützer auch in Zukunft stets wissen, wo sich das Tier gerade aufhält. Alle sechs Stunden soll das Gerät den Aufenthaltsort des Tigers übermitteln. „Mit Hilfe des GPS können wir nicht nur beobachten, wie sich der Tiger in seinem neuen Refugium zurecht findet, wir erhoffen uns auch neue Kenntnisse über das Verhalten der Großkatzen“, sagt Volker Homes. „Nur wenn wir genau wissen, wie die Tiger wandern, wo sich Beute finden oder wie sie ihre Reviere besetzen, können wir die Population wirkungsvoll schützen.“
Hintergrund „Jahr des Tigers“ Noch bis zum chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar geht nach dem chinesischen Mondkalender das „Jahr des Tigers“. Auf einem Tiger-Gipfel im November 2010 haben sich Staats- und Regierungschefs sowie Minister aus allen verbliebenen 13 Tiger-Verbreitungsländer zu einem internationalen Rettungsplan bekannt. Ziel soll es sein bis zum nächsten Tiger-Jahr 2022 die Bestandszahlen zu verdoppeln. Die Umsiedlung in Nepal bewertet der WWF als einen ersten Schritt auf diesem Weg.
WWF World Wide Fund For Nature