Winterreifen-Pflicht: Autoversicherer rechnen nicht mit deutlichem Rückgang der Unfallzahlen

– Umfrage von FinanceScout24: Niedrigere Beiträge aufgrund

günstigerer Schaden-Kosten-Quoten sind derzeit noch kein Thema für

die Assekuranz

– 90 Prozent der Autofahrer ziehen schon jetzt

Winterreifen auf

– Kfz-Versicherer erwarten keine großen Auswirkungen

der Neuregelung auf Kundenbeziehung und Geschäftsmodell

Deutschlands Autoversicherer begrüßen die vom Gesetzgeber geplante Konkretisierung der Winterreifenpflicht, rechnen mehrheitlich aber nicht mit einer deutlich sinkenden Schaden-Kosten-Quote, die sie in Form von niedrigeren Beiträgen an die Kunden weitergeben können. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des unabhängigen Verbraucher- und Finanzportals FinanceScout24. Die Antworten der Kfz-Versicherer zeigen ferner, dass diese größtenteils auf die Vernunft der Autofahrer vertrauen. Auf Vertragsklauseln, die Winterreifen auch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen zur Pflicht machen, wollen sie deshalb weitgehend verzichten.

In diesem Winter gibt es keine Ausrede mehr für Winterreifen-Muffel. Der Gesetzgeber formuliert erstmals klar, wie eine „geeignete Bereifung“ auszusehen hat: Bei Eis, Schnee und Matsch sind Winter- oder Ganzjahresreifen (mit M+S-Symbol) Pflicht. Wer sich nicht daran hält, bezahlt künftig 40 statt 20 Euro Bußgeld, wer zusätzlich den Verkehr gefährdet, 80 statt 40 Euro. Ein festgelegter Zeitraum für eine Winterreifenpflicht – etwa von Oktober bis Ostern – ist indes nicht geplant. Am morgigen Freitag soll das Gesetz den Bundesrat passieren.

„Das Gros der Autofahrer dürfte diese Konkretisierung begrüßen, denn rund 90 Prozent der Verkehrsteilnehmer ziehen ohnehin freiwillig Winterreifen auf“, erklärt Dr. Errit Schlossberger, Geschäftsführer von FinanceScout24. „Die Sorgenkinder sind die restlichen zehn Prozent, die sich einige Euro sparen wollen und damit sich und andere gefährden.“ Darüber hinaus verursachen sie bei Unfällen mit Sommerreifen hohen Sachschaden, für den zum Großteil die Kfz-Versicherer aufkommen müssen. Das wiederum lässt die Versicherungsprämien steigen und „bestraft“ damit auch die verantwortungsbewussten Verkehrsteilnehmer.

Umso überraschender ist es deshalb, dass einige Kfz-Versicherer den klareren Vorgaben des Gesetzgebers nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Auf die Frage, ob sie sich eine noch eindeutiger geregelte Winterreifenpflicht gewünscht hätten, heißt es zum Beispiel bei der DEVK, man setze darauf, „dass unsere Kunden im Interesse der eigenen Sicherheit und der anderer Verkehrsteilnehmer auf Winterreifen umrüsten.“ Andere Autoversicherer verweisen darauf, dass eine glasklar geregelte Pflicht sehr wohl dazu führen könnte, dass bei Verstößen häufiger und auch leichter eine Mithaftung durchgesetzt werden kann, wenn es infolge der nicht angemessenen Bereifung zu einem Unfall kommt.

„Genau das ist aber das Problem“, erklärt FinanceScout24-Chef Schlossberger. „Es ist meistens schwierig, einen Unfall allein auf das Fehlen von Winterbereifung zurückzuführen und das auch zu beweisen. Das wissen auch die Versicherer.“ Und bei Kasko-Verträgen seien inzwischen meistens auch Unfallschäden mitversichert, die durch grobe Fahrlässigkeit verursacht wurden. Insofern ändere sich für Versicherte durch die Klarstellung des Gesetzgebers erst einmal wenig. „Das ist aber mitnichten ein Freifahrtschein für Winterreifen-Muffel“, warnt Schlossberger. „Die Autoversicherer haben bei unserer Umfrage deutlich gemacht, dass sie sich Prämiensenkungen in Zukunft sehr wohl vorstellen können, wenn Unfälle und Schadenszahlungen im Winter zurückgehen. Dazu wird es aber nur kommen, wenn sich alle verantwortungsbewusst verhalten.“

Ein erster Schritt bestehe darin, sich das notwendige Wissen über Winterreifen anzueignen, erklärt Schlossberger. Wichtigster Punkt: Die Profiltiefe sollte vier Millimeter nicht unterschreiten. Zweitens: Nach spätestens sieben bis acht Jahren gehören Winterreifen ausgemustert. „Und Finger weg von Billigprodukten aus Asien oder dem Supermarkt“, so Schlossberger. Bei ADAC-Tests hätten diese regelmäßig schlecht abgeschnitten.

FinanceScout24