Petcycle-Flaschen sind Einwegflaschen aus Kunststoff, die überwiegend in Getränkekästen verkauft werden. Genau wie andere Einwegflaschen werden sie nur einmal benutzt und danach entsorgt – ganz im Gegensatz zu Mehrwegflaschen, die nachweislich bis zu 59 mal wiederbefüllt werden. Doch aufgrund des Verkaufs im Kasten und wegen einer fehlenden klaren Kennzeichnung der Flaschen als „Einweg“ werden gerade Petcycle-Flaschen häufig von Verbrauchern mit umweltfreundlichen Mehrwegflaschen verwechselt. „Wer beim Kauf eines Kastens Mineralwasser sowohl für die Flaschen als auch für den Kasten Pfand bezahlt, glaubt verständlicherweise, Mehrwegflaschen erworben zu haben“, erklärt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). „Bei Petcycle-Flaschen ist das aber ein Trugschluss – Verbrauchern werden Plastikflaschen in Mehrwegkästen angeboten, die für jede Befüllung neu hergestellt werden und somit die Umwelt und das Klima unnötigerweise belasten.“
Eindeutig zeigt sich daran die Notwendigkeit einer klaren Kennzeichnung von Einweg- oder Mehrwegflaschen, zu der sich CDU/CSU und FDP im Koalitionsvertrag verpflichtet haben. Seit mehr als einem Jahr liegt auch bereits ein Entwurf einer Kennzeichnungsverordnung vor, die jedoch von der FDP blockiert wird. „Bundesumweltminister Röttgen muss endlich handeln. Der Verbraucher hat einen Anspruch, ehrlich darüber informiert zu werden, ob er umweltfreundliche Mehrwegwegflaschen oder die klimabelastenderen Einwegplastikflaschen angeboten bekommt. Es ist unverständlich, warum die Bundesregierung die Einwegflaschenbranche stützt, anstatt den umweltbewussten Verbraucher, der mit seiner Kaufentscheidung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte“, kommentierte Resch. Die DUH fordert eine klare Kennzeichnung aller Getränkeverpackungen als „Einweg“ bzw „Mehrweg“ in einer Wort-/Bildmarke sowie bei den bepfandeten Getränkeverpackungen eine gut lesbare Angabe des Pfandbetrages.
Mit einer von der Petcycle GmbH in Auftrag gegebenen Ökobilanz sollte der Nachweis erbracht werden, dass die Petcycle Plastikflaschen genauso ökologisch vorteilhaft sind wie die Flaschen der Mehrwegsysteme. Es ist vor diesem Hintergrund für die DUH wenig überraschend, dass vor allem diese Einwegflaschen besser abschneiden als in anderen, neutralen Ökobilanzen z. B. des Umweltbundesamtes. Begründet wird dies u.a. damit, dass die Flaschen leichter geworden seien und zur Hälfte aus recyceltem Kunststoff PET bestünden. Doch Gewichtsmessungen der tatsächlich im Markt erhältlichen Flaschen bestätigen die Werte nicht. Auch aus den Gesprächen der DUH mit der Petcycle Geschäftsführung sowie aus einer Befragung der Abfüllbetriebe bleibt Petcycle den Nachweis schuldig, dass tatsächlich diese der Ökobilanz zugrunde gelegten Recyclingwerte auch erreicht werden. „Die fehlende Transparenz bei Petcycle sowie die tendenziösen und nicht nachvollziehbaren Grundvorgaben des Auftraggebers für die Studie machen sehr deutlich, dass industriegetriebene Ökobilanzen, bei denen der Auftraggeber wesentliche Grundannahmen determiniert, keine Grundlage für eine objektive Bewertung liefern“, sagte Resch.
Eine seit vielen Jahren offene Frage im Petcycle-System ist der angeblich eingesetzte Rezyklatanteil bei der Flaschenherstellung. „Der angebliche Einsatz von 50 Prozent recyceltem PET in Petcycle-Flaschen wird von Petcycle wie ein Mantra wiederholt – der nachvollziehbare Nachweis, dass dieser Wert tatsächlich erreicht wird, fehlt jedoch“, erklärt Maria Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft bei der DUH. Die Petcycle GmbH hat gegenüber der DUH zwar Belege für den angeblich hohen Recyklatanteil zugesagt, bislang aber keinen Nachweis geliefert. Auch eine Umfrage der DUH bei insgesamt 97 Abfüllern und Recyclingbetrieben hat keine nachvollziehbare Bestätigung des angeblichen Rezyklateinsatzes erbracht.
Die Umfrage der DUH hat vielmehr ergeben, dass der angeblich „geschlossene Stoffkreislauf“ im Petcycle-System nicht existiert. Aus einer Petcycle-Flasche wird nicht zwingend eine neue Petcycle-Flasche. Die Recycler und Preformhersteller im Petcycle-System verarbeiten neben Petcycle-Ware auch andere bepfandete PET-Flaschen. Eine getrennte Verarbeitung der Materialen aus den verschiedenen Quellen findet nicht statt.
In Einzelhandelsgeschäften wie z. B. Discounter zurückgenommene Einwegflaschen, die nicht dem Petcycle-System gehören, werden im Geschäft komprimiert und anschließend zum Recycler transportiert. Leere Petcycle-Flaschen werden in Getränkekästen zunächst zum Abfüller zurücktransportiert. Erst dort werden sie vorsortiert und komprimiert bevor sie zum Recycler weiter transportiert werden. „Wenn die PET-Einwegflaschen verschiedener Systeme beim Recycler sowieso zusammen verarbeitet werden, macht eine Vorsortierung der Petcycle-Flaschen keinen Sinn“, sagte Elander. „Im Gegenteil: Durch den Rücktransport nicht-komprimierter Petcycle-Flaschen zum Abfüller entstehen zusätzliche Transportemissionen“.
Ein weiteres Fragezeichen in der Petcycle-Ökobilanz sind die angenommenen Flaschengewichte. Die Herstellung von PET, Flaschen, Etiketten und Verschlüssen macht für Petcycle-Flaschen über die Hälfte der Umweltauswirkungen aus. Das bedeutet, je leichter die angenommenen Flaschengewichte, desto geringer sind die Umweltauswirkungen der Petcycle-Flaschen. Im Basisszenario wird von 32,4 Gramm pro 1,0 Liter Petcycle-Flasche ausgegangen; im (angeblich innerhalb von zwei Jahren realisierbaren) Zukunftsszenario sogar von nur 28,5 Gramm. Die DUH hat nachgewogen und die Tests belegen höhere Flaschengewichte. Im November gekaufte Petcycle-Flaschen brachten durchschnittlich 34,5 Gramm auf die Waage, also 6 bzw. 18 Prozent mehr als in der Ökobilanz angenommen. Das entspricht in etwa dem Durchschnittsgewicht von Petcycle-Flaschen im Jahr 2006. Abfüller von Petcycle-Flaschen haben aktuelle Flaschengewichte bis 36,5 Gramm bestätigt. „Vor diesem Hintergrund scheinen Gewichtsreduzierungen um knapp 20 Prozent bis in zwei Jahren völlig ausgeschlossen. Solche Fantasieszenarien sind unseriös und stellen die komplette Ökobilanz grundsätzlich in Frage“, sagte Resch.
Die Petcycle-Ökobilanz ist die dritte industriegetriebene Ökobilanz zu Getränkeverpackungen in diesem Jahr. Ebenso wie die Ökobilanzen der Kunststoffindustrie und die der Getränkedosenhersteller basiert die Petcycle-Ökobilanz auf Annahmen, die der Auftraggeber vorgegeben hat. Dementsprechend kommen die Ökobilanzen zu besonders positiven Ergebnissen für die von den jeweiligen Auftraggebern hergestellten bzw. befüllten Getränkeverpackungen. Die DUH fordert daher bereits seit Jahren, dass eine neutrale Ökobilanz für Getränkeverpackungen vom Umweltbundesamt in Auftrag gegeben wird. Nach Informationen der DUH ist nun für das kommende Jahr eine solche neue UBA-Ökobilanz geplant.
Deutsche Umwelthilfe e.V.