KIEL. Anlässlich des gestrigen (17.11) Landtagsberichtes zur Situation auf dem Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein“ betonte Arbeitsminister Dr. Heiner Garg:
„Die Arbeitsmarktentwicklung zeigt deutlich nach oben: Wir haben in Schleswig-Holstein die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 16 Jahren und unter erstmals seit 1995 wieder weiniger als 100.000 Arbeitslose. All das ist nach der schwersten Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehnte wirklich bemerkenswert und ein großes Verdienst der Unternehmen im Land, die trotz schwieriger Zeiten an ihren Mitarbeitern festgehalten haben. Aber auch die Hilfe durch den Staat, insbesondere durch die Finanzierung von Beihilfen bei Kurzarbeit, war in der Krise gut angelegtes Geld. Wir dürfen uns von diesen Zahlen aber nicht täuschen lassen: wir stehen am Beginn einer Trendumkehr am Arbeitsmarkt. Nicht Mangel an Arbeit, sondern Mangel an Fachkräften wird die arbeitsmarktpolitische Herausforderung der Zukunft. Man kann zwar heute noch nicht generell von Fachkräftemangel sprechen, einige Bereiche leiden jedoch bereits unter Engpässen. Die demografische Entwicklung bringt es mit sich, dass die erwerbsfähige Bevölkerung – die 15- bis unter 65-Jährigen – deutlich abnehmen wird. In den nächsten zehn Jahren werden hier in Schleswig-Holstein nach jetzigen Prognosen rund 63.000 aus dem Erwerbsleben ausscheidende Menschen nicht ersetzt werden. Bis 2030 geht die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter im Vergleich zu heute sogar um 257.000 zurück. Die ersten Auswirkungen dieser Entwicklung spüren die Betriebe schon jetzt, insbesondere auf dem Lehrstellenmarkt. Statt früherer Auswahl unter vielen Bewerbern, haben Unternehmen nun vermehrt Probleme, ihre Stellen zu besetzten. Sie müssen sich für Auszubildende attraktiv machen und um sie werben.
Für die Landesregierung ist klar, dass Arbeitsmarktpolitik und alle Akteure auf dem Arbeitsmarkt inklusive der Sozialpartner, darauf mit abgestimmten Maßnahmen reagieren müssen, wenn Demografie nicht zu einem gravierenden Hemmnis für die Innovationsfähigkeit der Betriebe und die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt werden soll:
Erstens: Die Erwerbsbeteilung von am Arbeitsmarkt unterrepräsentierten Gruppen muss erhöht werden, insbesondere also die Frauen, Ältere und Migranten. Ich bin aber auch überzeugt, dass darüber hinaus gezielte Zuwanderung anhand klarer am Arbeitsmarktbedarf orientierter Kriterien unverzichtbar sein wird. Wobei es weniger um den kurzfristigen Bedarf „jetzt und heute“ geht, sondern darum, dass Zuwanderer sich an wandelnde Bedarfe anpassen können müssen. Zweitens müssen wir der veränderten Nachfrage am Arbeitsmarkt gerecht werden. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften und Akademikern steigt; das Arbeitsplatzangebot für Geringqualifizierte sinkt. Die Antwort kann nur in mehr Bildung bestehen: mehr junge Leute müssen zu Schul- und Berufsabschluss gebracht werden; das Bildungsniveau und die Zahl derjenigen, die einen akademischen Abschluss erreichen, muss steigen. Der Erhalt und der Ausbau der Beschäftigungsfähigkeit muss durch entsprechende Weiterbildung gesichert werden – und zwar bis zum regulären Rentenalter. Frühverrentung war gestern.Diese Ziele spiegeln sich in Schleswig-Holsteins Zukunftsprogramms Arbeit wieder. Sie lauten:
– Qualifizierung von Beschäftigten in kleinen und mittelständigen Unternehmen
– Unterstützung der Entwicklung neuer Qualifizierungsmodule in Cluster-Branchen
– Förderung neuer Ausbildungsplätze
– Hilfe für Jugendlichen, ihre Ausbildungsreife im Rahmen des Handlungskonzeptes Schule & Arbeitswelt zu verbessern
– Förderung der Qualifizierung und Integration von Langzeitarbeitslosen
– Beratung von Frauen, die wieder am Arbeitsmarkt Fuß fassen wollen
Die Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt ist und bleibt eine zentrale Aufgabe, arbeitsmarkt-, aber auch sozialpolitisch. Darüber haben wir an dieser Stelle im Zusammenhang mit der Nachfolgeorganisationsform der SGB II-Arbeitsgemeinschaften öfter gesprochen. Ich will daher heute nur kurz anmerken, wie froh darüber bin, dass nach langer und kontroverser Diskussion zwischen Bund und Ländern eine Einigung erzielt wurde und die Reform termingerecht zum Jahreswechsel in Kraft treten wird.
Wenn sich die Entwicklung fortsetzt, wie Experten dies vorhersagen, wird sich die Arbeitslosigkeit in Deutschland im nächsten Jahr deutlich unter 3 Millionen stabilisieren. Für Schleswig-Holstein erwarte ich eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt, die dem Bundestrend entspricht“.
Fakten:
– Im Oktober war die Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein mit 97.600 Arbeitslosen so niedrig, wie zuletzt im Oktober 1994
– Im Vergleich zum Vorjahresmonat ging die Arbeitslosigkeit um 6,3 Prozent oder 6.500 Personen zurück.
– Das entspricht einer Arbeitslosenquote von jetzt 6,8 Prozent: die niedrigste aller norddeutschen Länder und bundesweit Platz fünf.
– der zentrale Indikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Sie stieg in Schleswig-Holstein im Vergleich zum Vorjahr um 12.300 auf 836.100 (jeweils August-Werte).
– Von März bis Juli 2010 hat die Zahl der Kurzarbeiter in Schleswig-Holstein um fast 65 % (auf 4.600 Personen) abgenommen. Im Oktober 2010 wurde nur noch für 71 Personen im Land konjunkturelle Kurzarbeit neu angezeigt. Zum Vergleich: im April 2009, dem Höhepunkt der Krise, waren es 460 Neumeldungen.
– Besonders gut sieht es bei jüngeren Arbeitslosen (unter 25 Jahren) aus: Ihre Zahl hat im Vergleich zum Vorjahresmonat überproportional um 17 % abgenommen und liegt nun bei 10.250.
– Anders die Situation bei den über 55jährigen Arbeitslosen: ihre Zahl ist im Vorjahresvergleich um 11,3 % gestiegen.
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