PLÖN. Mit einer gemeinsamen Erklärung der Sportminister der Länder, des Deutschen Industrie- und Handelskammertages und des Deutschen Olympischen Sportbundes über die bessere Vereinbarkeit von sportlicher und beruflicher Karriere bei Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern ist am Freitag (5. November) in Plön die zweitägige Sportministerkonferenz unter Vorsitz Schleswig-Holsteins zu Ende gegangen. Die Sportministerinnen und Sportminister sprachen sich außerdem für einen erleichterten Zugang von Kindern aus armen Familien zum Vereinssport und eine bessere Gewaltprävention im Zusammenhang mit Fußballspielen aus. Bevor Innenminister Klaus Schlie das Staffelholz an Thüringens Sozialministerin Heike Taubert übergab, die 2011 und 2012 Vorsitzende der Sportministerkonferenz sein wird, zog er eine insgesamt positive Bilanz seiner zweijährigen Amtszeit.
Kampf gegen Käfig-Kämpfe geht weiter…
„Wir haben eine breite Diskussion über die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Ächtung von Käfigkämpfen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft etabliert“, sagte der Minister und erinnerte an den entsprechenden Beschluss der Sportministerkonferenz vom November vergangenen Jahres in Lübeck. Er sei zuversichtlich, dass diese „wüste Keilerei“, die lediglich niederste Instinkte wecke, es immer schwerer habe, sich zu etablieren. Die Sportminister würden auch weiterhin im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf breiter Front den Widerstand gegen Käfigkämpfe organisieren.
Sportfinanzierung in veränderter Glücksspiellandschaft sichern…
Als Erfolg wertete Schlie die Übereinstimmung der Sportminister in der Diskussion über die Sportfinanzierung im Zusammenhang mit dem Glücksspielstaatsvertrag. „Auch in einer veränderten Glückspiellandschaft muss sichergestellt werden, dass der Sport in jedem Fall Mittel in bisherigem Umfang für seine gemeinnützige Arbeit erhält“, sagte Schlie. Mit vergleichsweise wenig Geld könnten positive Wirkungen erzielt werden. Sport sei nicht nur ein unverzichtbarer Teil des kulturellen und sozialen Lebens, er helfe auch, wichtige Ziele in der Jugend-, Gesundheits- und Integrationspolitik zu verwirklichen.
Kindern aus armen Familien Zugang zum Vereinssport erleichtern…
Die Sportministerkonferenz begrüßt die Absicht, sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen die Teilhabe am Sport zu erleichtern. Der entsprechende Gesetzentwurf des Bundes zur Neuregelung der Hartz IV-Regelsätze sieht vor, dass jedes Kind mit einem Jahresbeitrag von bis zu 120 Euro Zugang zu einem Verein in den Bereichen Sport, Spiel, Kultur und Geselligkeit, zu Ferienfreizeiten und zur außerschulischen Bildung bekommen soll. „Die Sportminister wünschen sich, dass das erforderliche Verwaltungsverfahren unbürokratisch und diskriminierungsfrei abläuft“, sagte Schlie. Es sei wichtig und weiterhin erforderlich, dass die Vereine, die Länder und die Kommunen ihre bereits laufenden Programme für bedürftige Kinder und Jugendliche ungeachtet neuer Maßnahmen der Bundesregierung fortführten.
Konzepte gegen zunehmende Gewalt bei Fußballspielen angemahnt…
Die Gewaltprävention im Zusammenhang mit Fußballspielen muss nach Auffassung der Sportministerkonferenz weiter ausgebaut werden. „Die Gewalt auch unterhalb der Profiligen nimmt kontinuierlich zu“, sagte Schlie. Die Anreisewege von Fangruppen und die so genannten Ultra-Gruppierungen müssten genauer in den Blick genommen werden. Die so genannten Ultras seien fanatische Anhänger, die ihren Verein immer und überall unterstützten. Die Ultra-Gruppieren akzeptierten Schlägereien und Krawalle als ein Mittel, um ihre Interessen durchzusetzen und sich mit gegnerischen Fan-Gruppen auseinanderzusetzen.
„Wir brauchen schnellstmöglich Konzepte, um auf die zunehmende Gewalt bei Fußballspielen wirksam reagieren zu können“, sagte Schlie. Das ursprünglich 1992 beschlossene Konzept „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ müsse überarbeitet werden. Dies sei Aufgabe des „Nationalen Ausschusses für Sport und Sicherheit“, ein bundesweites, ressortübergreifendes Gremium mit Polizeiexperten des Bundes und der Länder und Vertretern des Deutsche Fußballbund (DFB), des Deutschen Olympische Sportbund (DOSB), des Deutschen Städtetags sowie von Fachministerien aus den Bereichen Jugend, Sport und Verkehr.
Zuschuss für Fanprojekte sichern…
Die Sportministerkonferenz begrüßt, dass der Deutsche Fußballbund (DFB) seinen Zuschuss für die Finanzierung von Fanprojekten auf inzwischen 60.000 Euro für jedes Projekt im Jahr erhöht hat. Obwohl Fanprojekte von Ländern, Kommunen und dem Deutschen Fußballbund zu jeweils einem Drittel finanziert werden, bittet die Sportministerkonferenz den DFB, seinen Anteil bei der Gründung neuer oder bei der finanziellen Aufstockung bestehender Fan-Projekte nicht abzusenken, auch wenn andere Partner einen geringeren Anteil erbringen. Zur Begründung wies Schlie auf die in den vergangenen Jahren erheblich gestiegenen Ausgaben und Aufwendungen der Länder und Kommunen für die öffentliche Sicherheit im Zusammenhang mit Fußballspielen hin. „Die öffentliche Hand erbringt bereits erhebliche Leistungen, damit es im Umfeld von Fußballspielen friedlich zu geht“, sagte Schlie.
Appell an DFB: 1. Mai muss spielfrei sein…
Der Minister kritisierte in diesem Zusammenhang, dass der Deutsche Fußballbund und die Deutsche Fußball Liga offensichtlich nicht bereit seien, schon im kommenden Jahr das gesamte Wochenende um den 1. Mai spielfrei zu stellen. „Die Polizeien der Länder und die Bundespolizei werden in diesen Tagen bereits durch andere Einsätze in erheblichem Umfang in Anspruch genommen“, sagte Schlie. Er forderte den DFB und die DFL auf, die Belange der Polizei bei der Erstellung des Spielplans noch stärker zu berücksichtigen.
Spitzensport und Karriere in IHK-Berufen besser vereinbaren…
Die gemeinsame Erklärung der Sportministerkonferenz (SMK), des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) über „Spitzensport und Karriere in IHK-Berufen“ bezeichnete Schlie als wegweisend. „Die drei Partner haben bewiesen, wie auf dem Wege von Verhandlungen und Vereinbarungen wichtige gesellschaftliche Entwicklungen weiter fortentwickelt werden können“, sagte Schlie.
SMK, DIHK und DOSB sprechen sich gemeinsam dafür aus, die Bedingungen für Athletinnen und Athleten weiter zu verbessern, um Höchstleistungen in ihrer Disziplin zu erbringen, ihre berufliche Karriere zu starten und mit Erfolg zum Abschluss zu bringen. Alle drei Partner betonen, dass sowohl die Spitzensportler als auch die Arbeitgeber für ihre Interessen eigenverantwortlich eintreten müssen und optimale Bedingungen für eine duale Karriere von Spitzensportlern nur in gemeinsamer Anstrengung zu erreichen sind.
Die Sportministerkonferenz wird nach Aussage von Schlie die duale Karriere von Spitzensportlern dauerhaft politisch unterstützen. „Wir werden weiterhin aktiv an der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Sport, Wirtschaft und Politik mitwirken“, sagte der Minister. Die Sportminister würden auch mit weiteren Wirtschaftsverbänden Gespräche führen, um die dualen Karrieremöglichkeiten für Spitzensportler zu erweitern.
Der Deutsche Olympische Sportbund legt sein besonderes Augenmerk auf die Zusammenarbeit der Laufbahnberater in Olympiastützpunkten mit den Industrie- und Handelskammern und Arbeitgebern vor Ort. Die Laufbahnberater wählen Bewerber aus, begleiten die Firmen vor Ort und unterstützen bei der Koordination von sportlichen und betrieblichen Bedürfnissen. Der DOSB fördert auch die Entwicklung eines Konzepts zur arbeitsmarktorientierten Kooperation von Spitzensport und Unternehmen.
„Das Engagement der SMK und des DIHK ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die Bedingungen für den Spitzensport in Deutschland zu verbessern“, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach: Davon profitierten aber nicht nur die Athleten, sondern auch die Betriebe selbst. Erst jüngst habe eine Vergleichsstudie der Uni Münster zu Tage gefördert, dass Spitzensportler im Beruf eine um bis zu 30 Prozent höhere Leistungsmotivation und eine um 20 Prozent ausgeprägtere Belastbarkeit haben und der Konkurrenz in punkto Gewissenhaftigkeit um 15 Prozent voraus sind. „Das ist eine klassische Win-Win-Situation“, sagte Bach.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag unterstützt die gemeinsame Initiative der Personen und Institutionen, die in den Bereichen Ausbildung, Praktikum und Beschäftigung Verantwortung tragen. Besondere Initiativen zur Förderung der dualen Karriere sollen ein besonderes Siegel erhalten. Die mit dem Siegel ausgezeichneten Unternehmen übernehmen damit eine Vorbildfunktion für die gesellschaftliche Verantwortung der Wirtschaft insgesamt. Die Kriterien für das entsprechende Siegel werden vom Deutschen Olympischen Sportbund, der Sportministerkonferenz und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern entwickelt.
DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann sagte: „Für Unternehmen stellt die Unterstützung von Spitzensportlern einen bedeutenden Imagefaktor dar, der nicht zuletzt auch zur Öffnung ausländischer Märkte hilfreich sein kann. Gleichzeitig können sie sich in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels den Zugang zu besonders leistungswilligen und leistungsfähigen jungen Menschen sichern.“ Besondere Bedeutung kommt nach Einschätzung von Driftmann der Beratung von Sportvereinen, Olympiastützpunkten und der Stiftung Deutsche Sporthilfe in allen Fragen der beruflichen Bildung nach dem Berufsbildungsgesetz zu. Hans Joachim Beckers von der IHK Schleswig-Holstein ergänzte, es gebe zahlreiche Beispiele erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Handelskammern und Sportverbänden. Das reiche von der Sportlerbörse über Teilzeitausbildung bis zur Prüfungsteilnahme am Wettkampfort und zeuge von einem breiten Spektrum an Unterstützung. Es sei zugleich eine gute Basis für den Ausbau dieser Kontakte.
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