Wer sein Prepaid-Handy zu wenig nutzt, wird einfach abgeschaltet. Was die wenigsten wissen: Auch der Notruf 112 funktioniert dann nicht mehr. Das ARD-Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ hat bei den großen Anbietern Vodafone, Telekom, E-Plus und O2 eine Stichprobe gemacht und in deren Shops verdeckt Prepaid-Karten eingekauft. Mit einem erschreckendem Ergebnis: Keiner der Verkäufer wusste, dass der Notruf mit abgeschalteter Prepaid-Karte nicht mehr funktioniert. „Das ist eine Falschinformation. Die Mitarbeiter scheinen durchweg sehr mangelhaft geschult worden zu sein“, so Verbraucherschützer Boris Wita von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Denn seit vergangenem Jahr gibt es die gesetzliche Neuregelung, dass Notrufe nur noch mit aktiver Sim-Karte möglich sind.
Das kann für Millionen Handy-Besitzer dramatische Folgen haben: Nach Recherchen von „Plusminus“ (Sendung: Dienstag, 2. November, um 21.50 Uhr im Ersten) deaktivierte die Telekom AG im ersten Halbjahr 2010 rund 2,5 Millionen Prepaid-Karten, das Unternehmen Vodafone schaltete 1,5 Millionen Prepaid-Kunden im vergangenen Geschäftsjahr das Handy ab. Viele Nutzer hatten sogar noch Guthaben auf ihrer Karte und wurden oftmals nicht über das Abschalten informiert. Auf Nachfrage von „Plusminus“ rechtfertigten die Mobilfunkanbieter die Abschaltung mit dem hohen Verwaltungsaufwand von ungenutzten Karten. Es bestünde jedoch für alle Kunden die Möglichkeit, sich bei den entsprechenden Kundenbetreuungen genauestens über die Deaktivierungsfrist zu informieren.
Die „Plusminus“-Stichprobe hat jedoch ergeben: Wer sich darüber Informationen in den Shops oder an den Kunden-Hotlines holt, wird häufig falsch beraten. Mitarbeiter wissen vielfach über die eigenen Abschaltungs-Regeln nicht Bescheid. Vor allem verwirrt Vodafone seine Kunden: In drei verschiedenen Läden gab es drei verschiedene Auskünfte, nach welchem Zeitraum abgeschaltet wird. „Es ist ein völliges Hin und Her, ein völliges Chaos, der Verbraucher wird hier im Dunkeln gelassen, das ist völlig intransparent“, kritisiert Verbraucherschützer Boris Wita die Verkaufsgespräche. Auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Mobilfunk-Anbieter regeln nicht, wie oft das Prepaid-Handy zu benutzen ist.
NDR / Das Erste
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