Berlin – Anlässlich der heutigen Expertenanhörung im Umweltausschuss zu Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken erklärt Thorben Becker, Atomexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):
„AKW-Laufzeitverlängerungen werden Sicherheitsprobleme in deutschen Atomkraftwerken dramatisch verschärfen, vor allem bei den acht ältesten und störanfälligsten Meilern. Die AKW Biblis oder Neckarwestheim erfüllen den derzeitigen technischen Standard bei Weitem nicht. Nachrüstungen blieben in der Vergangenheit häufig aus, auch wegen der bevorstehenden Abschaltung. Es fehlen Sicherheitsmaßnahmen gegen Terroranschläge oder Flugzeugabstürze. Alterungseffekte wie Materialermüdung sind so gut wie nicht in den Griff zu kriegen.
Die Bundesregierung hat zwar im Vorfeld der Entscheidung über die Laufzeitverlängerungen umfangreiche Nachrüstungen angekündigt. Diese werden nun doch nicht umgesetzt. Und mit dem neuen Paragraphen 7d im Atomgesetz lässt die Bundesregierung den Atomkonzernen bei kostenintensiven Nachrüstungen viel Spielraum. Danach müssen Altanlagen gerade einmal an den Stand von Wissenschaft und Technik ‚herangeführt‘ werden, jedoch nicht das eigentlich erforderliche Sicherheitsniveau erreichen. Längere Laufzeiten für die Atomkraftwerke ohne erhöhte Gefahren für die Bevölkerung gibt es also nicht.
Dabei sind die deutschen Atomkraftwerke problemlos durch Erneuerbare Energien zu ersetzen. Allein mit einer Reduzierung des Stromverbrauchs können bis 2020 sechs AKW zusätzlich eingespart werden. Im Zusammenspiel mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien kann der Atomausstieg sogar deutlich beschleunigt werden.
Zudem hat Deutschland im ersten Quartal 2010 mit gut 9 Milliarden Kilowattstunden den höchsten Strom-Exportüberschuss seiner Geschichte erzielt, obwohl die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel nicht am Netz waren. Die acht ältesten und gefährlichsten AKW Brunsbüttel, Isar 1, Philippsburg 1, Krümmel, Neckarwestheim, Unterweser, Biblis A und Biblis B können ohne Probleme mit der Stromversorgung sofort stillgelegt werden.“
Agrar-Presseportal / BUND