Mit einem Teilnehmerfeld von 84 Spielern starteten am Samstag, dem 16. Oktober 2010 um 08.30 Uhr die 2-tägigen 4. Kellenhusener Discgolf-Open, die erstmalig als A-Turnier durchgeführt wurden.
Simon Lizotte gewann bei den Open und zum dritten mal hintereinander die German-Tour.
Susann Fischer aus Potsdam und Dominik Stampfer dominierten den Wettbewerb bei den Damen bzw. Junioren. Beide gewannen das „Double“, die Deutsche Meisterschaft und die Tour. Dominik feierte als bester Spieler des Turniers sogar den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere.
George Braun gewann bei den Masters vor Christoph Ladendorf, Volker Meyer und Michael Voglmeyer und damit sein fünftes GT-Turnier in diesem Jahr.
Die „Wetterpropheten“ hatten sich, wieder einmal, mit ihren Voraussagen gnadenlos verzockt. Am Samstagmorgen um neun, pünktlich zum Tee-Off, war die Welt in Kellenhusen nicht mehr in Ordnung. Der Himmel öffnete seine Schleusen, die Kälte kroch bald durch die vielen Kleidungsschichten, mit denen sich die Spieler schützten, und der Wind frischte mehr und mehr auf. „Windstärke fünf im Mittel, sechs bis sieben in Böen“, analysierte später der „Hamburger Jung“, Andreas Wegener, der das Turnier bei den Grandmastern überlegen vor Heiko Behrens und Uwe Sendatzki gewann.
„Ich war noch nie so nah dran aufzugeben“, sagte Klaus Kattwinkel nach dem ersten Tag. Und er war nicht der einzige, der mit diesem Gedanke
n zu kämpfen hatte. Kellenhusens Discgolfer gemäß einem NDR-Zitat -„Die harten Jungs aus Kellenhusen“-, sahen dies naturgemäß anders. „Es war nur ein büsch’n mehr Wind als sonst“, sagte Heiko Behrens, Präsident des Clubs „Ostsee Discgolf Kellenhusen“.
Eine Runde unter Par gelingt am Samstagvormittag niemandem. Der 15jährige Kevin Konsorr, Sieger des B-Turniers in Lünen, kommt in der ersten Runde am besten zurecht, spielt eine 64. Hartmut Wahrmann und Christian Plaue benötigen einen Wurf mehr. Mit einem Neopren-Anzug drunter trotzt der Ex-Weltmeister allen Elementen. Am Ende des ersten Tags führt Christian Plaue (128), der in der zweiten Runde eine 63 spielt, vor Wahrmann (131), Konsorr und Stampfer (beide 132). Vize-Europameister Simon Lizotte folgt, wurfgleich mit George Braun (136), erst auf Rang fünf.
Am 2. Tag kehrte der „Goldene Oktober“ an die Ostsee zurück…
Schlapp hängen die Fahnen am Sonntagmorgen an den Masten. Der Wind? So fromm wie ein Lämmlein. Das angeschwemmte Seegras am Strand ist in nordwestliche Richtung ausgerichtet wie die Eisenspäne in einem Magnetfeld.
Der „Goldene Oktober“, der die Touristen und 200 Teilnehmer an einem Disc Golf-Workshop mit Andreas Thöne bis Donnerstag mit schönem Wetter verwöhnt hatte, ist zurück. Doch es ist kalt am frühen Morgen. Erst am späten Vormittag heizt die Sonne die Luft auf angenehme Temperaturen. Beste Bedingungen. Auch wenn der Wind später ein „büsch’n“ auffrischt.
In der dritten Runde schlägt die Stunde der unter 18jährigen. Der Bremer Simon Lizotte spielt sich mit einer 54 auf Platz drei (190 Würfe). Dominik Stampfer, ebenfalls 17, übernimmt mit einer 55er-Runde die Führung in der Gesamtwertung (187). Christian Plaue verliert von seinen acht Würfen Vorsprung auf Simon Lizotte sieben und ist Zweiter (189). Und auch dem 17jährigen Marc Mäding (Söhnstetten) gelingt mit 58 Würfen eine Runde unter 60. Nach wie vor glänzend unterwegs: Junior Kevin Konsorr (193) und sein „Lehrmeister“ Hartl Wahrmann (193).
Im Halbfinale erleben die Zuschauer, die die Spieler begleiten, einen spannenden Zweikampf zwischen Simon Lizotte und Christian Plaue um den Siegerscheck in Höhe von 380 Euro mit ständig wechselnder Führung. Der Deutsche Meister spielt auf den neun Final-Bahnen sechs Birdies, kassiert jedoch an der Bahn mit dem Doppel-Mandatory nach einem Drive ins o.b. ein Doppel-Bogey und muss, nachdem sein Abwurf
im „Spechtwald“ spechtmäßig am Baum landet, die Führung mit Christian Plaue teilen, mit dem zusammen er am Freitag überlegen den Doubles-Wettbewerb gewonnen hatte.
Dominik Stampfer, der die hervorragend besetzte Junioren-Konkurrenz mit neun Würfen Vorsprung vor Kevin Konsorr und 15 auf Marc Mäding gewinnt, kommt mit demselben Score wie Simon Lizotte (23) zurück ins Zelt. Der Schüler aus Heidenheim hat zwei Birdies weniger gespielt als der Bremer, aber an den 30 Bahnen des zweiten Tages kein einziges Bogey gespielt. Bereits zu diesem Zeitpunkt steht fest, dass der Deutsche Junioren-Meister das Turnier gewonnen hat.
Vierter im Top-Flight der Open-Spieler im Halbfinale
ist übrigens ein Mann aus dem Odenwald, der erst seit gut drei Jahren Disc Golf spielt: Heiko Niedermayer aus Otzberg. Die Aufregung, erstmals bei einem A-Turnier im Finale zu stehen, sieht man ihm nicht an. „Mir geht die Pumpe und die Hände sind ganz feucht“, gesteht er auf dem Weg zwischen zwei Bahnen. Doch auf sein Spiel hat dies keinen Einfluss.
Neun Würfe holt der in Rüsselsheim nur liebevoll „The Boss“ genannte Niedermayer im Halbfinale und Finale auf Hartl Wahrmann auf, der schier an seinem Putt-Spiel verzweifelt und mehrere Chancen zum Birdie oder Par auslässt. Wahrmann: „Das tut richtig weh.“ Doch mit einem Wurf Vorsprung rettet der Lünener, der mit seinen präzisen Abwürfen und Annäherungen glänzt, nach dem Open-Finale Platz drei. Fünfter im Bunde im Finale der besten Open-Spieler ist Sebastian Schmidt. Der Bremer läuft im Halbfinale richtiggehend
„heiß“ und verdient sich mit einer 24 Preisgeld und Finalplatz.
Im Finale dreht Simon Lizotte dann noch einmal richtig auf. Mit 28 Würfen distanziert er Christian Plaue (34), Hartmut Wahrmann (37), Heiko Niedermayer (33) und Sebastian Schmidt (38) deutlich. Der beste deutsche Disc Golfer beendet mit seinem letzten Putt eine Saison mit einer beispiellosen Erfolgsserie: Deutscher Meister, GermanTour-Sieger (mit 846,09 von 850 möglichen Punkten!), Vize-Europameister, erstmalig – in Bern – Gewinner eines EuroTour-Turniers.
Last but not least die Damen: Susann Fischers Aufgabe, in der GT-Gesamtwertung einen Rückstand von 80 Punkten auf Tanja Höll aufzuholen, war alles andere als einfach. Doch die Potsdamerin löst diese Hürde mit Bravour, holt 102 Punkte und hat nach drei Runden nur vier Würfe Rückstand auf Frank Brügmann. Alessa Schwarz, Zweite hinter der Deutschen Meisterin, macht auf Susann am zweiten Tag sieben Würfe gut und verweist Josephine Jahn auf Platz drei, die ein fantastisches Finale spielt (28). Vierte wird Astrid Dittmann.
Ewald Tkocz
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