Bildungsministerin Karin Prien: Kompetenzorientierung allein reicht nicht – ohne Basisfertigkeiten und Fachwissen geht es nicht

BERLIN, 12.12.17 – Beim Fachtag „Kompetenzorientierung und Studierfähigkeit“, der heute (12. Dezember) in Berlin stattfand, warb Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien für einen offenen Diskurs über die Gewichtung zwischen Kompetenzorientierung und Wissensorientierung…

„Wir müssen in der aktuellen Situation nicht nur über Ressourcen diskutieren sondern auch über Inhalte, Standards und guten Unterricht“, forderte Prien. „Das sollten wir ohne Ideologie betreiben und mit Blick auf das Ziel: die beste Bildung für unsere Kinder.“

Gerade habe Deutschland die „IGLU-Quittung“ erhalten und die Ergebnisse seien alarmierend. 18 Prozent der Kinder könnten am Ende der Grundschulzeit nicht richtig lesen. Fast jedes fünfte Kind drohe zum Bildungsverlierer zu werden, wenn nicht grundlegend gegengesteuert werde. „Unsere Trainingsmethoden müssen auf den Prüfstand“, so die Ministerin. Der Kompetenzbegriff der Kultusministerkonferenz von 2004 habe „ausdrücklich die Nutzung von Wissen und das Verständnis zentraler Zusammenhänge“ eingeschlossen. „Das sollten wir nicht vergessen“, betonte Prien.

Die für die schleswig-holsteinischen Schulen neu erarbeiteten Fachanforderungen seien kompetenzorientiert, enthielten jedoch in allen Fächern Vorgaben zu wesentlichen Bildungsinhalten. „Sie haben hohe fachliche Qualität und sind in der Sekundarstufe II auch wissenschaftspropädeutisch ausgerichtet. Dennoch kann man mehr tun“, sagte Ministerin Prien. Deshalb habe sie die Stärkung der Grundschulbildung zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht: „Wir wollen mehr Unterricht in den Grundschulen. Wir wollen die Grundfertigkeiten in Lesen, richtigem Schreiben und in Mathematik stärken. Wir arbeiten an neuen Fachanforderungen für Deutsch und Mathematik in der Grundschule. Wir wollen eine konsequente und wissenschaftlich evaluierte Leseförderung in der Grundschule und der Sekundarstufe I.“

Die Gewichtung zwischen Kompetenzorientierung und Wissensorientierung in der Schule habe weitreichende Auswirkungen bis hin zur Studierfähigkeit. „Wir brauchen eine Vertiefung in den Kernfächern im Gymnasium sowie in der digitalen Bildung und Informatik, der politischen Bildung sowie eine verstärkte Berufs- und Studienorientierung“, sagte die Ministerin. Außerdem müssten die fachlichen Vertiefungsmöglichkeiten verbessert werden. Zur Verbesserung der Studierfähigkeit sei ein enger Dialog zwischen Schule und Hochschule nötig, der nun in Schleswig-Holstein begonnen werde. Die wachsende Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger führe zu einer größeren Heterogenität der Fachkenntnisse und der Kompetenzen der Studieninteressierten und stelle die Hochschulen vor neue Herausforderungen, denn „die schulische Hochschulzugangsberechtigung sichert nicht in allen Fällen die Studierfähigkeit“, sagte Prien. Deshalb müsse gemeinsam mit den Schulen eine stabile Lösung gefunden werden, in welcher Art und Weise die Schülerinnen und Schüler auf das Studium vorbereitet werden.

Aussender: Patricia Zimnik, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (SH)
Redaktion: Torben Gösch