Kreis Ostholstein: Kommunale Jobcenter verfolgen nachhaltige und vernetzte Arbeitsmarktpolitik

Eutin, 19.07.17 – Durch die starke kommunale Verankerung, die größeren organisatorischen Freiheitsgrade sowie die Verbindung mit anderen kommunalen Aufgaben wie etwa der Kinder- und Jugendhilfe, der Bildungspolitik, dem Ausländerrecht oder der Wirtschaftsförderung ist es den 104 kommunalen Jobcentern möglich, langfristige Strategien und Konzepte – bspw. in Bezug auf die Senkung der Zahl der Geringqualifizierten oder der Schul- und Ausbildungsabbrecher – um-zusetzen…

Die kommunalen Jobcenter sind aufgrund dieser umfassenden Or-ganisationsstrukturen in der Lage, eine nachhaltige und vernetzte Arbeits-marktpolitik zu verfolgen. Dies verdeutlichte der Deutsche Landkreistag im Zu-sammenhang mit einer jüngst erfolgten Veröffentlichung zur Arbeit und den Daten der 104 kommunalen Jobcenter.

Generell kann die Organisation der kommunalen Jobcenter den örtlichen Gegeben-heiten angepasst werden. Dabei besteht eine unmittelbare demokratische Kontrolle der Verwaltung: Vor allem der Kreistag und der gewählte Landrat sind unmittelbar und vor Ort verantwortlich für die Arbeit des Jobcenters.

Die Möglichkeit der auf die regionalen Gegebenheiten zugeschnittenen Organisation hat beispielsweise der Landkreis Osnabrück genutzt. Im Geschäftsbereich Wirt-schaft & Arbeit arbeiten seit 2012 die kommunale Arbeitsvermittlung MaßArbeit und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land (WIGOS) unter einem Dach. Durch die Bündelung von Personal- und Unternehmensdienstleistungen erge-ben sich wichtige Synergien, die sowohl Arbeitslosen als auch der Wirtschaft zugute-kommen. Ein zusätzlicher Nutzen ergibt sich auch aus dem gewachsenen positiven Image der Wirtschaftsförderung. Durch die Berater der WIGOS öffnen sich Türen zu Unterneh-men, die der MaßArbeit früher durchaus verschlossen blieben. Denn trotz aller Quali-fizierungsanstrengungen und Aufklärungsarbeit treffen Langzeitarbeitslose immer noch auf Vorurteile.

Eine besondere Stärke der kommunalen Jobcenter liegt in der sozialpolitischen Per-spektive, die sie mit Blick auf die Arbeitsmarktintegration jedes einzelnen Leistungs-berechtigten einnehmen. Das hat auch mit den organisatorischen Strukturen zu tun.

Der Landkreis Meißen etwa hat den Weg eines kommunalen Jobcenters vor allem deshalb eingeschlagen, weil so Leistungen aus einer Hand möglich geworden sind. Dies bedeutet vor allem eine intensive(re) persönliche Betreuung und bessere ar-beitsmarktpolitische Steuerungsmöglichkeiten. Ämterübergreifende Abstimmungen z. B. mit dem Jugendamt, dem Sozialamt, dem Kreisentwicklungsamt, dem Gesund-heitsamt, der Schulverwaltung oder aber der örtlichen Agentur für Arbeit sind auf kurzem Wege möglich. In den Gebäuden gibt es keine abschirmende Eingangszone, so dass die direkte persönliche und darüber hinaus telefonische Erreichbarkeit der Mitarbeiter gewährleistet ist. Bürgerfreundliche Öffnungszeiten und eine Servicehot-line runden das Angebot ab.

Die kommunalen Jobcenter sind nicht an Weisungen und Konzepte der Bundesagen-tur für Arbeit gebunden und können deshalb ihre besonderen Integrationsbemühun-gen auf bestimmte Personengruppen konzentrieren, bei denen die Arbeitsmarktinteg-ration oder die Annäherung an den Arbeitsmarkt sozialpolitisch vor Ort besonders wichtig ist.

Der Vorteil von Leistungen aus einer Hand war auch für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld ausschlaggebend. Diese Erwartung hat sich bestätigt: So konnte die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten von durchschnittlich 18.500 auf durch-schnittlich 13.800 Personen im Jahr 2016 verringert werden. Durch die Möglichkeiten der freien Gestaltung der Ablauforganisation und der Geschäftsprozesse, die Freihei-ten bei Auswahl und Einkauf von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen oder auch die eigenverantwortliche Festlegung der geschäftspolitischen Schwerpunkte und Ziele wird die Berücksichtigung kommunaler Strukturen und Interessen beim Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Instrumente gewährleistet. Weiterhin positiv ist die Möglich-keit der Installation eines örtlich nutzbaren Controllings unter Berücksichtigung von Aufwand und Nutzen der Erhebung und Ermittlung von Daten. Zudem wird durch ei-ne kontinuierliche und transparente Darstellung der zur Verfügung stehenden Bud-gets im Bereich der Eingliederungsmittel und Verwaltungskosten das Bewusstsein der Mitarbeiter für einen zweckmäßigen und sachgerechten Mitteleinsatz befördert.

Durch die relativ großen Freiheitsgrade und die kommunale Organisationsverantwor-tung für die Verwaltungsstrukturen ist es möglich, angepasste Lösungen in Anbe-tracht der regionalen Gegebenheiten zu schaffen und die eigene Organisation stän-dig zu verbessern.

Dass die Optimierung der eigenen Organisationsstrukturen als Daueraufgabe große Chancen beinhaltet, zeigt die Entwicklung im Jobcenter des Kreises Schleswig-Flensburg. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde ein ganzheitlicher Organisations-entwicklungsprozess eingeführt und in seinen Kernelementen umgesetzt. Dies be-rührte alle Bereiche des Jobcenters und führte sowohl in der Aufbauorganisation, den Prozessabläufen, den Arbeitsmarktinstrumenten und der Mitarbeiterschaft zu großen Veränderungen. Die Einführung der vielen Maßnahmen und Neuerungen wurde durch spezifische Projektkennzahlen begleitet. So zeigen die Ergebnisse der turnusmäßig durchgeführten Kundenbefragungen, dass sich die Kundenzufriedenheit in der Zeit des Organisationsentwicklungsprozesses in vielen Bereichen verbessert hat.

Die aufgeführten Beispiele stammen aus der Broschüre „Kommunale Jobcenter – Erfolgreich für Langzeitarbeitslose“, in der der Deutsche Landkreistag die gute Arbeit und die Arbeitsmarktdaten der 104 kommunalen Jobcenter vorstellt und anhand von Praxisbeispielen, Grafiken und methodischen Berichten illustriert. Die Publikation ist unter www.landkreistag.de/images/stories/publikationen/bd-131.pdf verfügbar und kann über presse@landkreistag.de in gedruckter Form kostenlos bezogen werden.

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Aussender: Kreis Ostholstein
Redaktion: Torben Gösch