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Ein kleiner Jahresrückblick 2015

2015 war ein gutes Jahr für Cybersecurity-Experten – doch leider primär, weil Killer-Viren, Datendiebstähle und Auto-Hacks der Welt gezeigt haben, wie berechtigt all die Warnungen vor immer größeren Risiken im „Internet der Dinge“ sind. Immerhin dringen Hacker nun schon bis ins Schlafzimmer vor…Foto: flickr.com, Adam Thomas

Dort finden sich 3D-Drucker im Gegensatz zu einschlägigem Smartphone-Zubehör zwar – noch – nicht, doch ist die Technologie schon fast so selbstverständlich geworden wie Apples jährliches iPhone-Update. Umso erschreckender ist, dass etwas so Grundlegendes wie ein Breitband-Anschluss auch 2015 längst keine Selbstverständlichkeit war.

1. Hacker drohen immer und überall

Der im Mai entdeckte Killer-Virus „Robertik“ macht Windows-PCs als Rache für Antiviren-Analysen unbrauchbar. Smartphones sind ebenso verwundbar. Es gibt inzwischen Android-Malware, die de facto nicht entfernbar ist und Geräte somit effektiv unbrauchbar macht. Richtig gefährlich scheint, dass mittlerweile vom TV bis zum Auto so ziemlich alles vernetzt ist. Das hat die Welt im August wirklich zur Kenntnis genommen, als Hacker in Zusammenarbeit mit dem Magazin „Wired“ einen Jeep in voller Fahrt einfach abgeschaltet haben.

2. Sex-Fallen und Datenrisiken

Das Internet der Dinge birgt also massig neue Risiken, die sich die Öffentlichkeit einfach nicht mehr zu leugnen traut. Die IT-Branche hat bereits reagiert. Über 30 Branchengrößen von der British Telecom bis Intel haben sich in der Internet of Things Security Foundation formiert. Ziel ist es, diverse Gadgets bis hin zu Baby-Monitoren besser vor Cyber-Bedrohungen zu schützen. Das ist auch bitter nötig, denn Hacker können inzwischen in wirklich intimste Bereiche vordringen. Selbst Sex-Toys sind inzwischen immer öfter vernetzt und damit missbrauchsgefährdet .

Sex ist und bleibt überhaupt eines der Top-Risiken im Internet. Denn wer sich bei der Suche nach scharfen Dates vertippt, landet besonders häufig auf bösartigen Seiten. Freilich ist das nichts im Vergleich zum bislang größten Datenklau der Geschichte, von dem über eine Mrd. E-Mail-Adressen betroffen waren. Für viele Nutzer werden indes auch Behörden immer öfter ein potenzieller Datenschutz-Feind – sei es nun durch Inkompetenz wie bei der koreanischen Kinderschutz-Software „Smart Sheriff“ oder dank zunehmender Überwachungsstaat-Tendenzen gerade mit Blick auf Smartphones.

3. Mehr Laufzeit für Straßenrowdys

Auf eben diese mobilen Mini-Computer können freilich immer mehr Nutzer immer weniger verzichten, was auch die Forschung antreibt, beispielsweise an Akkus. Hier steht inzwischen Laden in Minutenschnelle in Aussicht. Zudem sind Batterielaufzeiten und damit -kapazitäten ein großes Thema, was auch für die klassische Mobilität gilt. Denn selbst die genialsten Selbstfahr-Tricks alleine werden nicht reichen, wenn Tesla bei Elektroautos tatsächlich die Marke von 1.000 Kilometern Reichweite knacken will .

Auf den Zug autonomer Autos ist inzwischen praktisch jeder wichtige Hersteller zumindest halbherzig aufgesprungen. Google arbeitet indes schon daran, dass Roboter-Fahrzeuge sich etwas mehr wie menschliche Verkehrsrowdys verhalten. Denn damit kommen menschliche Verkehrsteilnehmer einfach besser klar. Die Autos der Zukunft sind übrigens nicht nur selbstfahrend, sie kommen auch bequem vor Ort aus dem 3D-Drucker. Das hat Local Motors schon 2015 auf der Detroiter Automesse gezeigt.

4. Überall Druck, überall KI

Das Auto-Beispiel ist nur eines von vielen dafür, wie breit 3D-Druck mittlerweile zur Anwendung kommt. Das Spektrum umfasst längst nicht mehr nur Hightech-Prototypen, biomedizinische Anwendungen oder schräge Gadgets wie wasserreinigende Bikinis. So will der Spielzeughersteller Mattel Kindern ermöglichen, 3D-Eigenkreationen gedruckte Realität werden zu lassen, während ein italienisches Start-up mit dem „OLO“ einen 3D-Drucker für Smartphones angekündigt hat. Die ebenfalls immer allgegenwärtigeren Drohnen kommen natürlich auch oft in Teilen aus dem Drucker.

Wie selbstfahrende Autos benötigen auch autonome Drohnen natürlich eine sehr hochentwickelte Programmierung, um ihre Aufgaben wirklich sinnvoll zu erfüllen. Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) wie Maschinenlernen sind da ebenso sinnvoll wie bei humanoiden Robotern oder autonomen Satelliten für die Weltraumforschung. Mit zunehmend leistungsfähiger KI sind aber auch menschliche Ängste und „Terminator“-Horrorvisionen auf dem Vormarsch. Daher fließt mittlerweile auch massiv Geld in Projekte, die „böse“ KIs verhindern sollen.

5. iPhone, Smartwatches, Windows 10

Technik-Fans sehen die Welt freilich oft positiver, und für viele von ihnen kam Weihnachten auch 2015 schon im Spätherbst, mit dem Start von Apples mittlerweile neunter iPhone-Generation. Während diese erneut nach der Smartphone-Krone greift, schien die schon im Frühjahr gestartete Apple Watch nicht wirklich besser einzuschlagen als andere Smartwatches. Doch immerhin, für die Apple-Uhr gibt es bereits ein erstes Sexspielzeug. Ob dieses wirklich ein kommerzieller Erfolg wird, bleibt bislang abzuwarten.

Nicht ganz so häufig wie Apple bringt Microsoft große Produkt-Updates, doch mit „Windows 10“ war es 2015 wieder einmal so weit. Nicht zuletzt dank kostenlosem Update. Das Betriebssystem ist laut dem Konzern schon mit Oktober auf über 100 Mio. Computern zu finden. Bei Smartphones dagegen kämpft Microsoft nach wie vor gegen die Bedeutungslosigkeit. Immerhin nahm das Unternehmen diesbezügliche Sticheleien teils mit echtem Humor, den es übrigens auch Computern beizubringen versucht.

6. Geschwindigkeit ist relativ

So schnell sich die Technik in vielen Bereichen entwickelt, so sehr tritt die Menschheit indes auf dem Fleck. Auch 2015 hatten 57 Prozent der Weltbevölkerung keinen Internet-Zugang und damit allenfalls eingeschränkte Teilhabe am Informationszeitalter. Wirkliche Breitband-Zugänge sind nochmals deutlich seltener. Geht man nach der aktuellen Definition der amerikanischen Telekomaufsicht FCC, hat beispielsweise nur jeder sechste US-Bürger Zugang zu Hochgeschwindigkeits-Internet. Freilich ist das eher ein Luxusproblem, denn die FCC sieht erst 25 Megabit pro Sekunde als Breitband. Laut einer Ovum-Studie genügten Nutzern 2015 derer zehn.

7. IS-Terror, Facebook-Kritik und Pornos

Das Jahr 2015 hat für die Medienbranche leider einen besonders tragischen Anfang genommen: Bei den Terroranschlägen auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris wurden elf Menschen getötet und mehrere schwer verletzt. Die Täter bekannten sich zum sogenannten Islamischen Staat (IS), der seine Anhänger verstärkt auch im Internet rekrutiert. Um die Verbreitung der einschlägigen Propaganda der Dschihadisten einzudämmen, müssen Facebook und Co ihre Kontrollen verschärfen, so die Forderung vieler Experten, die nach den jüngsten Anschlägen im November noch lauter geworden ist. Doch gerade Facebook hatte 2015 auch andere Probleme wie gelangweilte User und suizidgefährdete Teenager.Foto: flickr.com/Keno Photography

8. Solidarität und Anti-IS-Kampf

Die Terroranschläge auf Charlie Hebdo sind „nicht nur ein Angriff auf das Leben der französischen Bürger, sondern auch auf die Meinungs- und Pressefreiheit“, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts der tragischen Ereignisse zu Jahresbeginn. Diese lösten eine Welle an Solidaritätsbekundungen aus – rund um den Globus wurde der Slogan „Je suis Charlie“ („Ich bin Charlie“) quasi über Nacht zum Symbol der Identifikation mit den Terroropfern und dem Festhalten an demokratisch-rechtsstaatlichen Grundwerten. Zigtausende ließen sich diese Botschaft auf T-Shirts und Poster drucken, über soziale Medien wurde sie in Windeseile in die ganze Welt verbreitet.

Gerade die sozialen Medien waren es aber auch, die sich infolge der Anschläge einem zunehmenden öffentlichen Druck ausgesetzt sahen. Denn in den Online-Netzwerken ist der IS nachweislich äußerst aktiv: In etwas mehr als einem Monat wurden 1.146 Propaganda-Nachrichten – also etwa 38 pro Tag – auf diese Weise veröffentlicht, wie die Quilliam Foundation herausfand . Die britische Organisation, die sich dem Kampf gegen Extremismus verschrieben hat, reagierte auf diese erschütternden Ergebnisse mit einer eigenen Anti-IS-Videokampagne.

Die Betreiber der verschiedenen sozialen Plattformen sahen sich aufgrund der offenkundig stark auf das Web ausgelegten Rekrutierungsstrategie der Terrormiliz zum Handeln gezwungen. Googles Videoportal YouTube beispielsweise versprach, islamistische Propaganda künftig konsequenter von der eigenen Seite zu entfernen. Zensur alleine könne das Terrorismusproblem aber nicht lösen, so Strategie-Direktorin Victoria Grand.

9. Facebook mit Problemen

Auch bei Facebook ist man sich bewusst, dass das eigene Netzwerk von terroristischen Organisationen für Rekrutierungszwecke missbraucht wird und hat strengere Kontrollen angekündigt. Der Social-Media-Primus hatte aber 2015 durchwegs auch mit anderen Problemen zu kämpfen. Untersuchungen von Marktforschern belegten nämlich, dass das Portal in jüngerer Vergangenheit von der Hälfte seiner User deutlich weniger genutzt wird als früher. Rund ein Fünftel gab an, dass das Interesse einfach abgenommen habe und sie „gelangweilt“ seien.

Mitte des Jahres sorgte zudem eine Studie für negative Schlagzeilen, die übermäßigen Social-Media-Konsum als psychische Belastung für Teenager ausweist. Darin wurde klargelegt, dass Jugendliche, die mehr als zwei Stunden pro Tag auf Facebook und Co verbringen, eher Suizid-Gedanken haben und an anderen mentalen Problemen leiden. Eine andere Untersuchung will nicht nur negative Auswirkungen auf die Psyche gefunden haben, sondern kritisierte auch, dass soziale Netzwerke zum Zigarettenrauchen verleiten oder zu Übergewicht führen können.

10. Online-Pornos und Sexsucht

Dass die Nutzung des Internets ganz allgemein auch in höherem Alter nur in Maßen genossen werden sollte, belegte eine Studie zum Thema „Sexsucht“ der University of Cambridge. Laut den Experten sollen mittlerweile rund 30 Prozent des gesamten Web-Traffics auf Online-Pornos entfallen. Weil entsprechendes Material im Netz in einem schier unüberschaubaren Ausmaß zur Verfügung steht und dadurch immer neue Anreize geschaffen werden, dieses zu konsumieren, würde das Problem von Sexsucht immer akuter, so das Resümee der Wissenschaftler.

Interessant ist, dass Webseiten für Erwachsene offensichtlich häufig auch ungeniert am Arbeitsplatz betrachtet werden. Internationaler Spitzenreiter in dieser Hinsicht ist überraschenderweise China, wo 19 Prozent der Staatsbürger ein derartiges Verhalten eingestehen, gefolgt von zehn Prozent der Mexikaner und neun Prozent der Briten.

Um die Fülle an pornografischen Inhalten im Web einzudämmen und jüngere Nutzer vor ungeeignetem Material zu schützen, setzen einzelne Anbieter vermehrt auf technische Lösungen. Der Internet-Serviceprovider Sky kündigte etwa in Großbritannien an, Seiten mit explizitem Content künftig generell blockieren zu wollen. Bürgerrechtsgruppen zeigten sich allerdings bestürzt angesichts dieser Pläne und wiesen insbesondere auf die Fehleranfälligkeit sogenannter „Pornofilter“ hin. Bestes Beispiel hierfür war die Game-App „Talking Tom“, bei der Kinder trotz Filter eine Zeit lang einen pornografischen Werbebanner zu sehen bekamen.

11. Eine App für jeden Zweck

Wenn es um ein unüberschaubares Angebot geht, dürfen auch die beliebten Smartphone-Apps nicht fehlen. Inzwischen lässt sich kaum ein Aufgabenbereich finden, der sich nicht mithilfe der kleinen Handy-Programme erledigen lässt. Darunter finden sich genauso unbestritten sinnvollen Anwendungen wie eine App, die Autofahrer zu sicheren Verkehrsteilnehmern erziehen soll oder die „Hope App“, die erste Warnzeichen von Suizid-Gefährdung erkennen und Betroffenden zur Seite stehen soll .

Mitunter trägt der kreative Ideenreichtum der Entwickler aber auch sehr seltsame Früchte. Beispiele hierfür sind etwa die App „RunPee“, die Usern den Zeitpunkt für die perfekte Klo-Pause im Kino verrät oder der „Duey Dialer“, der betrunkene Autofahrer aus brenzligen Zusammentreffen mit der Polizei befreien soll. Das Programm „Glued“ belohnt Handy-Besitzer sogar dafür, dass sie ihr Mobiltelefon öfter mal zur Seite legen.

12. Selfie-Wahn setzt sich fort

Ein Phänomen, das sich aus 2014 ungebrochen fortgesetzt hat, war der Hype um Selfies. Diese Art des Selbstporträts, das per Handy aus dem Handgelenk aufgenommen wird, schaffte den Durchbruch zwar schon im vergangenen Jahr, sorgte aber auch 2015 wieder für zahlreiche Schlagzeilen. So sahen sich die Manager eines Tierparks in Denver beispielsweise dazu gezwungen, das Areal mit Wildtieren abzusperren, weil sich die Parkbesucher aufgrund des extremen Selfie-Trends zu nahe an Bären herangewagt hatten.

In Großbritannien gab sogar ein Drittel der trauernden Handy-Besitzer an, selbst auf Trauerfeiern nicht vor einem schnellen Selbstporträt zurückzuschrecken. Die Betreffenden stört es dabei nicht, dass dieses Verhalten bei anderen Trauergästen Wut hervorrufen könnte. Eine beängstigende Entwicklung brachte der Trend auch für Frauen mit sich. Diese wollen nun immer öfter auch verschönernde Maßnahmen in Kauf nehmen, um auf den Selfie-Fotos besser auszusehen .

Beruhigend ist hingegen die Tatsache, dass der Selfie-Wahn offensichtlich auf eher jüngere Zielgruppen beschränkt ist: Den Marktforschern von Lightspeed GMI zufolge liegt die Zahl der Selfie-Verweigerer bei den 18- bis 24-Jährigen bei 22 Prozent. In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen beträgt die Verbreitung von Selfies nur noch etwas mehr als die Hälfte. Bei den über 35-Jährigen liegt der Anteil bereits bei weit unter der Hälfte und nimmt mit zunehmendem Alter weiter rapide ab. Bei über 55-Jährigen sind Selfies hingegen nur noch eine Randerscheinung.

13. Krebsforschung versetzt Berge

2015 stand im Zeichen des medizinischen und technischen Fortschritts. Zahlreiche Errungenschaften in der Krebsforschung, die einen nie dagewesenen Behandlungserfolg versprechen sowie neue Erkenntnisse bei Diabetes haben ebenso starken Einfluss wie neue Studien zum Thema Parkinson und Alzheimer. Auch im Kampf gegen die bis dato aussichtslose Erkrankung Aids wurden bahnbrechende Ergebnisse erzielt. Dabei rückt stets die für das körperliche Wohlbefinden unverzichtbare psychische Gesundheit in den Fokus der Wissenschaft.Foto: pixelio.de/Dieter Schütz

14. Aspirin im Kampf gegen Krebs

In der Onkologie läutete die Immuntherapie eine Revolution ein, da für die Behandlung von bestimmten Formen von fortgeschrittenem Lungen- und Hautkrebs innovative Immuntherapeutika zur Verfügung stehen. Doch auch anderen alternativen Therapieformen wurde der Weg geebnet. So tötet das Gift einer in Brasilien beheimateten Wespe Tumorzellen ab. Die Behandlungsmöglichkeiten bleiben nicht auf die medikamentöse Ebene beschränkt. Kranke Zellen können mittlerweile von Robotern entfernt werden, die über Mobilfunk miteinander kommunizieren.

Dass Aspirin gegen Kopfschmerzen hilft, ist wohlbekannt. Doch nun wird in Großbritannien untersucht, ob das Medikament ein erneutes Auftreten von Krebs verhindern kann. An dem Projekt nehmen 11.000 Personen teil, die im frühen Stadium an Darm-, Brust-, Prostata-, Magen- oder Speiseröhrenkrebs erkrankt sind. Dank maßgeschneiderter Krebsimpfstoffe kann das Immunsystem dazu gebracht werden, Hautkrebs zu bekämpfen. Diese Substanzen zielen auf die einzigartigen Fehler in den Tumoren von Krebspatienten ab.

15. Gesamte Diagnostik revolutioniert

Aktuelle Erkenntnisse in der Diabetes-Forschung lassen staunen. So hat sich die Zahl der Diabetes-Patienten in Großbritannien in den vergangenen zehn Jahren um fast 60 Prozent erhöht . Das ein gesünderer Lebensstil wenig Einfluss hat, scheint mehr als verwunderlich. Hier sind es nämlich die insulinresistente Fettleber und die verminderte Insulinproduktion, die ein erhöhtes Diabetes-Risiko zur Folge haben können. Im Gegensatz dazu lässt hoffen, dass stillende Frauen ihr Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um mehr als ein Drittel senken, sobald sie dies zwei Monate lang tun.

Ein Durchbruch ist nicht nur auf der Behandlungsebene festzustellen. Auch neue Diagnostik läutet ein neues Zeitalter ein. Schwer festzustellende Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson können demnach nur mittels Hauttest, der Proteine sichtbar macht, die sich bei diesen Erkrankungen im Gehirn ablagern, nachgewiesen werden. Mithilfe von Virtual Reality ist es zudem möglich, die Erkrankung Alzheimer bereits Jahrzehnte vor ihrem Einsetzen präzise vorherzubestimmen. Bei der Bewegung durch ein virtuelles Labyrinth wird die Funktion bestimmter Gehirnzellen getestet.

16. Wucher bei Aids-Medikamenten

Durch Injektion fetaler Zellen ins Gehirn soll es einem Parkinson-Patienten Mitte 50 innerhalb von fünf Jahren gelingen, die Kontrolle über seine Bewegungen wiederzuerlangen. Für Erstaunen sorgt außerdem eine Studie des Georgetown University Medical Centre, aus der hervorgeht, dass die in Rotwein und dunkler Schokolade enthaltene Chemikalie Resveratrol das Fortschreiten von Alzheimer verzögert. Bereits im Kampf gegen Krebs und Diabetes hat sich dieses Hausmittel bewährt.

Die Aids-Forschung setzt ebenfalls auf natürliche Behandlungsmethoden. Forscher haben das Protein ERManl entdeckt, welches die Verbreitung des HI-Virus im Körper des Trägers hemmt. Trotz der rasanten Entwicklungen in Bezug auf die Therapiemöglichkeiten gibt es einen Wermutstropfen. Das Aids-Medikament Daraprim ist um 5.000 Prozent teurer, obwohl es in der Herstellung nur einen Dollar kostet. Derzeit wird eine Dosis für 750 Dollar (rund 665 Euro) verkauft. Die Einnahmen sollen den Verantwortlichen zufolge in die Forschung investiert werden.

17. Kinderbetreuung belebt Sexleben

Da die körperliche Gesundheit eng mit dem psychischen Befinden verknüpft ist, sind auch in diesem Bereich deutliche Entwicklungen zu beobachten. Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass depressive Menschen, die risikoreiche, impulsive Verhaltensmuster an den Tag legen, mit einer 50 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit einen Suizid begehen. Menschen, deren Eltern starben, ehe diese ihr 18. Lebensjahr erreichten, sind ihr Leben lang einem erhöhten Selbstmordrisiko ausgesetzt. In der westlichen Welt teilen drei bis vier Prozent der Kinder das traurige Schicksal eines toten Elternteils.

2015 hat überdies auch das Zwischenmenschliche eine Renaissance erlebt. So sind Wissenschaftler der Georgia State University zu dem Schluss gekommen, dass eine gemeinsame Kinderbetreuung Paare nicht nur glücklicher macht, sondern auch zu einem besseren Sexleben beiträgt. Einige Mythen in Bezug auf Mann und Frau konnten widerlegt werden. Alkohol macht leider nicht schöner, sondern nur betrunken. Männer scheinen ausschließlich in weiblicher Gesellschaft einen Bärenhunger zu haben und zuviel zu essen, um das weibliche Gegenüber zu beeindrucken.

18. Skandaljahr für VW und Toshiba

Das Jahr 2015 wurde vor allem in den vergangenen Monaten von einem Top-Thema dominiert: dem Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen. „Dieselgate“ – so das Schlagwort in den Medien – brachte dem größten Automobilhersteller Europas nicht nur harte Kritik, sondern auch satte Gewinneinbußen, Kursverluste, drohende Milliardenstrafen und einen kaum wieder gutmachbaren Imageschaden ein. In puncto Manipulationsskandal war VW aber nicht alleine, auch Toshiba schlitterte durch Bilanz-Mauschelei in die selbstgemachte Krise.Foto: flickr.com/Autoviva

19. Köpferollen bei VW

„VW wird am Ende nicht mehr das sein, was es war“, so der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble angesichts der im September aufgedeckten Abgas-Manipulationen. Dass dieser Skandal, der rund elf Mio. Diesel-Fahrzeuge weltweit betrifft, den Wirtschafts- und Finanzstandort Deutschland gefährdet, glaubt der CDU-Politiker aber nicht. „Wir werden auch aus dieser Krise stärker herauskommen“, so Schäuble.

Dem VW-Konzern selbst blieben die Konsequenzen der Misere freilich nicht erspart: Nach zunehmend lauter gewordenen Rücktrittsforderungen musste CEO Martin Winterkorn die Firmenleitung an Matthias Müller abtreten, der Aktienwert des Unternehmens verzeichnete den größten Kurssturz seit sechs Jahren und die Zahlen für das dritte Quartal fielen mit einem Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 3,5 Mrd. Euro und einem Gesamtminus von 1,7 Mrd. tiefrot aus.

Die Wolfsburger mussten sich zudem mit Milliardenkosten für Rückrufaktionen, Klagen und Strafzahlungen auseinandersetzen. Die spanische Regierung forderte beispielsweise gezahlte Subventionen für betroffene Autos zurück, der US-Landkreis Harris County in Texas will wegen Luftverpestung durch mindestens 6.000 in der Region verkaufte VW-Diesel mehr als 100 Mio. Dollar (rund 89 Mio. Euro) Schadensersatz einklagen und in Australien droht dem Konzern sogar eine regelrechte Klagewelle.

20. Krise bei Toshiba

Auch der japanische Technologie-Riese Toshiba hat schon deutlich bessere Geschäftsjahre erlebt. Ausschlaggebend für die gegenwärtige Krise beim TV-, Computer- und Halbleiterspezialisten waren Anfang Mai aufgetauchte Unregelmäßigkeiten in der Bilanz. Als direkte Konsequenz brach der Aktienkurs um über zehn Prozent ein und Toshiba sah sich gezwungen, die Prognose für das Geschäftsjahr 2014/15 zurückzuziehen sowie die Dividende zu streichen. Laut Unternehmensleitung ergab eine Bilanzprüfung, dass die Gewinne in den vergangenen Jahren um mindestens 415 Mio. Dollar (rund 373 Mio. Euro) zu hoch angesetzt worden waren.

Im Segment Computer und TV musste Toshiba außerdem herbe Verluste wegstecken. Hatte man 2014 in diesem Bereich noch ein kräftiges Plus von 350 Mio. Euro erwirtschaftet, kam man ein Jahr später nicht umhin, ein deutliches Minus von 80 Mio. Euro einzugestehen. Auch der Ausblick auf die weitere Entwicklung fiel gegen Ende des Jahres düster aus: Aufgrund der Kursverluste nach der Bilanzmanipulation haben sich 50 Aktionäre zusammengetan, um den Konzern aus Tokio auf insgesamt 300 Mio. Yen (rund 2,2 Mio. Euro) Schadensersatz zu verklagen.

21. Ölpreise weiter auf Talfahrt

Ähnlich schlecht wie bei VW und Toshiba war die Stimmung in diesem Jahr auch in der Ölbranche. Der anhaltende Preisverfall bei fossilen Brennstoffen hat zwar für manche durchaus positive Effekte geführt – internationale Expresspakete wurden günstiger und Autofahrer durften sich über besonders niedrige Spritpreise freuen – dies erhöhte aber auch den wirtschaftlichen Druck auf die Ölkonzerne.

Die Opfer des Ölpreis-Fiaskos heißen Halliburton, Total oder Royal Dutch Shell. Letztere musste aufgrund des anhaltenden Preis-Talfahrt die eigene Investitionsstrategie überdenken und gab bekannt, bis 2018 eine massive Ausgabensenkung um 15. Mrd. Dollar (rund 13,21 Mrd. Euro) umzusetzen. Beim französischen Branchenkollegen Total will man sogar noch einen Schritt weiter gehen und bis 2017 2.000 Mitarbeiter abbauen.

22. Rassismus, Sexismus, Islamfeindlichkeit

Ein ganz anderes Thema, das 2015 für viele Unternehmen zu einem Problem wurde, war die Häufung verschiedener Rassismus-Skandale. Ob Coca-Cola mit einem diskriminierenden Werbeclip, Apple mit einer übertriebenen Angst vor farbigen Ladendieben oder die britische Supermarktkette Tesco mit einer fragwürdigen Halloween-Aktion – die Liste der Firmen, die mit entsprechenden Vorfällen für Negativschlagzeilen sorgten, war kaum zu übersehen.

Heftige Rassismuskritik hagelte es auch für ein Restaurant in New Orleans, das einer farbigen Kundin eine Rechnung mit dem rassistischen Großbuchstaben-Vermerk „Nigger 100 % Dislike“ ausstellte oder für den Spielzeughersteller Playmobil, der sich wegen eines Piratenschiff-Sets inklusive mitgelieferter Sklaven-Figur einige Proteste gefallen lassen musste.

Neben rassistischen tauchten aber auch immer häufiger sexistische und islamfeindliche Zwischenfälle in den Medien auf. So geschehen etwa bei der chinesischen Kunming Airline, die angehende Stewardessen nur dann akzeptiert, wenn sie in ein Gepäckfach hineinpassen oder bei der US-Fastfood-Kette Nathan’s Famous, die einem Bart tragenden Sikh auf seiner Rechnung das Wort „OSAMA“ präsentierte.

Beim Supermarkt Woodman’s ging man sogar noch weiter und brachte an der Ladentür ein Schild mit der Aufschrift „Dress, speak, conform to USA standards, or don’t come to the USA. Or get out“ an. Auch ein islamfeindliches T-Shirt, das die Freiheitsstatue eingehüllt in eine schwarze Burka zeigte, musste von einem Kiosk-Betreiber in Colorado nach zahlreichen Beschwerden wieder aus dem Sortiment genommen werden.

Aussender: pressetext, T.Pichler, M.Steiner, C.Schmolmüller
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Redaktion: TG