Geld: ohne Klicks keine Werbeeinnahmen (Foto: flickr.com/epSos)

Briten wollen Online-Piraten den Geldhahn zudrehen – Werbeanzeigen auf „bösen“ Seiten werden durch Warnhinweise ersetzt

London – Die Londoner Polizei http://www.cityoflondon.police.uk hat sich im Kampf gegen dreiste Online-Piraten eine besonders kreative neue Strategie einfallen lassen. So soll ab sofort allen Webseiten, die Urheberrechtsverletzungen in großem Stil unterstützen, der Geldhahn abgedreht werden, indem ihnen das lukrative Werbegeschäft vermasselt wird. Laut dem Plan der findigen Gesetzeshüter sollen dafür einfach entsprechende Anzeigen auf den „bösen“ Seiten, die die Behörde in „schwarzen Listen“ gesammelt hat, gekapert und automatisch durch eigene Einschaltungen ersetzt werden, die Nutzer vor drohenden Copyright-Verstößen warnen und zum Verlassen der betreffenden Portale aufrufen sollen.Geld: ohne Klicks keine Werbeeinnahmen (Foto: flickr.com/epSos)

„Follow the money“

 

„Es kann durchaus sein, dass sich durch diese neue Strategie einige Leute davon abhalten lassen werden, Urheberrechtsverletzungen zu begehen“, meint Till Kreutzer, Leiter des Recht-Ressorts bei iRights http://irights.info , auf Nachfrage von pressetext. Den sogenannten „follow the money“-Ansatz, bei dem versucht wird, illegalen Webseiten die Finanzierungsgrundlage zu entziehen, hält der Experte für prinzipiell sinnvoll: „Wenn die Besucher dieser Seiten dort nicht mehr auf eine bezahlte Werbung klicken können, gehen den Betreibern wichtige Einnahmen verloren.“ Ob die Initiative der Londoner Polizei letztendlich den gewünschten Erfolg bringt, lasse sich im Moment aber noch nicht abschätzen. „Man muss abwarten und sehen, wie das in der Praxis greift“, so Kreutzer.

Die geplante Vorgehensweise sei aber ohne Zweifel ein erheblicher Eingriff in das Werbegeschäft. „Hier stellt sich die Frage nach der rechtlichen Grundlage. Woher nehmen die Behörden das Recht, in dieses Geschäft einzugreifen? Ich habe meine Zweifel, ob das überhaupt zulässig ist“, merkt der Fachmann an. „Nach deutschem Recht fällt mir zumindest keine Regelung ein, die der Exekutive derartige Handlungen ermöglichen würden“, ergänzt Kreutzer.

Fragwürdige Methode

„Diese Initiative markiert die nächste Phase in unserem Anti-Piraterie-Kampf mit dem Ziel, Webseiten davon abzuhalten, einen unautorisierten Zugang zu urheberrechtlich geschützten Inhalten zu ermöglichen“, heißt es von der Police Intellectual Property Crime Unit (PIPCU) der Londoner Polizei, die offiziell mit der Umsetzung der neuen Strategie betraut worden ist. Hierfür werde die Spezialeinheit auch eng mit Vertretern der Kreativ- und Werbewirtschaft zusammenarbeiten. „Die Seiten, wo unsere Banner zu sehen sein werden, wurden allesamt von Rechteinhabern an die PIPCU gemeldet“, erklären die britischen Polizeibeamten. Diese hätten auch ausreichend Beweise vorgelegt, dass die betreffenden Plattformen in illegale Aktivitäten verstrickt seien.

„Ich halte diese Methode für äußerst fragwürdig. Wer entscheidet, welche Webseiten tatsächlich in illegale Aktivitäten verstrickt sind“, gibt Kreutzer zu bedenken. Die Content-Industrie habe schließlich auch eigene Interessen und sollte nicht festlegen dürfen, was als „Piraterie-Seite“ definiert wird und was nicht. „Außerdem gibt es auch auf solchen Plattformen Werbeeinschaltungen von legalen Angeboten, die nicht einfach automatisch blockiert werden dürfen“, so der Rechtsexperte abschließend.

Aussender: pressetext
Ansprechpartner: Markus Steiner
(Foto: flickr.com/epSos)
Redaktion: Torben Gösch