Peking: junge Chinesen zieht es in die USA (Foto: pixelio.de/Dieter Schütz)

Chinesische Schüler drängen in US-Bildungssystem – Eltern suchen Alternative – Privatschulen verzeichnen Zuwachs

New York/Tutzing – Immer mehr junge Chinesen entscheiden sich für namhafte US-amerikanische Schulen und Elite-Universitäten. Im akademischen Jahr 2009/2010 hat China bei den Einschreibungen sogar traditionelle „Schwergewichte“ wie Kanada, Indien und Südkorea überholt. 2010/2011 kletterte die Anzahl chinesischer Schüler und Studenten in den USA auf insgesamt 723.000. Gegenüber dem Jahr zuvor bedeutet das einen Zuwachs von 23 Prozent, wie aus aktuellen Zahlen des Institute of International Education http://www.iie.org hervorgeht.Peking: junge Chinesen zieht es in die USA (Foto: pixelio.de/Dieter Schütz)

 

Aufnahmetest als große Hürde

 

Angetrieben wird diese Entwicklung dadurch, dass chinesische Eltern mittlerweile öfter mit dem Gedanken spielen, ihr Kind in Privatschulen in den USA zu schicken, um somit bei Elite-Einrichtungen wie Harvard oder Yale besserer Aufnahmechancen zu haben. Jay Lin, Direktor von Ivy Labs Education http://ivylabs.org , einer Pekinger Beratungsagentur für Zulassungen im Bildungsbereich, sieht darin eine strategische Entscheidung.

Ein Problem stelle der sogenannte „gaokao“ dar, die landesweite Aufnahmeprüfung für chinesische Universitäten. „Das Bildungsziel in China ist, dich auf den ‚gaokao‘ vorzubereiten. Alles andere ist sekundär. In China steht dieser Test im Zentrum, im amerikanischen Bildungssystem sind es hingegen der Schüler selbst und dessen Interessen“, so Lin.

Internationale Kompetenz erwünscht

Ming Huang, Unternehmensberaterin von China German Business Office http://china-german-business-office.com , bestätigt diese Sicht im Gespräch mit pressetext. Sie hat ihren „gaokao“ im Jahr 1982 erfolgreich absolviert. Den überaus schwierigen Test haben damals nur 11,2 Prozent geschafft. Die wesentliche Triebfeder für den Gang in die USA ist für Huang der Wunsch der Eltern, ihrem Kind internationale Kompetenz zu vermitteln und den nötigen kreativen Freiraum zu bieten.

Die Grundschulbildung in China ist gut, die Performance der Universitäten allerdings durchwachsen. Ein Teil der Eltern sei mit der Qualität des chinesischen Hochschulsystems nicht zufrieden, weshalb sich immer mehr nach Alternativen im Ausland umschauen. „Während Bildung in China einen traditionell hohen Stellenwert hat, wächst allmählich auch der wirtschaftliche Wohlstand der Bürger“, so Huang.

Zweischneidiges Schwert

Internate von Eliteschulen in den USA nehmen pro Jahrgang zwischen vier und fünf ausländische Schüler je Herkunftsland auf. Bei vier Jahrgängen macht das 20 chinesische Schüler. Das entspricht einem Anteil von rund fünf Prozent aller Schüler. Aufgrund ihrer größeren Kapazitäten können Universitäten noch mehr ambitionierte Schüler aus Fernost aufnehmen. „Eine Schule könnte ihre Klassen problemlos mit Chinesen füllen, aber das macht niemand. Wenn man zu viele Chinesen hat, hält das ihre Landsleute davon ab. Auch Amerikaner würden nicht mehr kommen“, beschreibt Lin das zweischneidige Schwert.

Renommierte US-Einrichtungen können der enormen Nachfrage aus China schlicht nicht gerecht werden. Universitäten denken deshalb darüber nach, Exposituren in China zu errichten. Die Universität New York macht kommenden September diesbezüglich ihren ersten Schritt nach Shanghai.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Sebastian Köberl
Peking: junge Chinesen zieht es in die USA (Foto: pixelio.de/Dieter Schütz)